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Mitteilung vom 30.07.20

Presse-Infos | Kultur

NS-Raubkunst im LWL-Museum für Kunst und Kultur?

Ausstellung zeigt Geschichte hinter den Bildern

Bewertung:

Münster (lwl). Der Frage, ob sich NS-Raubkunst im LWL-Museum für Kunst und Kultur befindet, geht die Ausstellung "Eine Frage der Herkunft. Geschichte(n) hinter den Bildern" (31.7.2020 bis 10.1.2021) nach. Im Zentrum der Forschung steht der Zeitraum von 1933 bis 1945, da Kunstwerke in dieser Zeit möglicherweise ihren Besitzerinnen durch das nationalsozialistische Regime unrechtmäßig entzogen wurden. Anhand ausgewählter Objekte können die Besucher ab Freitag (31.7.) in Münster einzelne Herkunftsgeschichten nach-empfinden.

Wer besaß ein Gemälde, wann und wie wechselte es Orte und Besitzerinnen? Die Vielfalt möglicher Szenarien bei Eigentums- und Besitzwechseln ist groß: Vererbung, Scheidungen, Sterbefälle, Geldnot, Tauschgeschäfte, Geschenke, Beschlagnahme, Raub. Die Ausstellung zeigt die Provenienzen, also die Herkunftsgeschichten, von ausgewählten Kunst-werken. Mit Hilfe von Zeitstrahlen, Fotos, Briefen, Ausstellungs- und Auktionskatalogen oder Gemälderückseiten können die Besucher die Biographien einzelner Kunstwerke verfolgen. Zudem sind die untersuchten Kunstwerke in den Sammlungsräumen nun auch entsprechend beschriftet.

Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold: "Die Untersuchung der Herkunftsgeschichten von Kunstwerken, insbesondere im Zeitraum von 1933 bis 1945, hat für unser Museum höchste Priorität. In vielen Fällen hat das nationalsozialistische Regime den Vorbesitzern ihre Objekte unrechtmäßig entzogen. Als Museum sind wir in der Verantwortung, diese NS-Verbrechen aufzuklären und mit der deutschen Geschichte transparent umzugehen." Die zumeist jüdischen Besitzer mussten ihre Werke damals aufgrund von Flucht zurücklassen, sie wurden gezwungen, sie zu verkaufen oder sie wurden ihrer beraubt. Die Objekte gelangten in Umlauf, während das Wissen über ihre Herkunft und die Schicksale ihrer Vorbesitzerinnen erst verschwiegen, später vergessen wurden.

Von Raum zu Raum wechseln die Geschichten der insgesamt 17 Bilder: von geklärten über bislang offene Provenienzen bis hin zu einer als bedenklich einzustufenden Herkunft wie beim Gemälde "Getreideernte", das der Künstler Max Liebermann 1874 malte. Der mutmaßliche Voreigentümer Paul Stern wurde vom NS-Regime verfolgt und nahm sich 1942 im Barackenlager in der Knorrstraße in München das Leben. Erst 1979 tauchte das Gemälde das nächste Mal zu einer Auktion von Sothebyâ¿¿s in London wieder auf. Was in der Zwischenzeit mit dem Gemälde passierte, ist unbekannt.

Eline van Dijk, Provenienzforscherin am LWL-Museum, erhofft sich durch die Ausstellung neue Hinweise auf die Herkunftsgeschichte. Derzeit fehlen entscheidende Informationen, die den Verdacht auf NS-Raubkunst bestätigen oder entkräften. Seit 2018 erforscht van Dijk am LWL-Museum für Kunst und Kultur mit Unterstützung des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste die Erwerbswege der Sammlung. Das erste Projekt konzentrierte sie sich dabei auf Gemälde der Moderne. Im zweiten Projekt sind die Gemälde aus dem 16. bis 19. Jahrhundert und dem Mittelalter ihr Forschungsgegenstand.

Passend zur Ausstellung gibt das Museum die Publikation "Eine Frage der Herkunft. Netzwerke, Erwerbungen, Provenienzen" heraus. Der Katalog zeigt, wie wichtig die Untersuchung von Schlüsselpersonen wie Direktoren und Kuratorinnen sowie deren Netzwerke für die Erforschung der Kunst- und Kulturpolitik des Museums ist. Die Veröffentlichung stellt die Ergebnisse in den Zusammenhang mit der Sammlungsgeschichte des Hauses und blickt vor allem auf den Aufbau der Galerie der Moderne von ihren Anfängen 1905 bis in die 1970er Jahre.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Nora Staege, Telefon 0251 5907-311, presse.museumkunstkultur@lwl.org
presse@lwl.org



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