LWL-Newsroom
Mitteilung vom 05.11.19
Presse-Infos | Kultur
Eröffnung der Wanderausstellung "Weimar im Westen: Republik der Gegensätze"
Rede des Vorsitzenden der LWL-Landschaftsversammlung
zur Eröffnung der Wanderausstellung
"Weimar im Westen: Republik der Gegensätze"
im LWL-Landeshaus Münster, 5. November 2019, 17 Uhr
- Es gilt das gesprochene Wort -
Sehr geehrte Frau Dr. Bauer (für das Verbundprojekt "100 Jahre Bauhaus im Westen"),
sehr geehrter Herr Prof. Dr. Thießen (vom LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte),
sehr geehrte Damen und Herren,
verehrte Gäste,
ich freue mich sehr, Sie heute im LWL-Landeshaus zur Eröffnung der achten und letzten Station unserer Wanderausstellung begrüßen zu dürfen.
Seit ihrem Start im nordrhein-westfälischen Landtag im Januar 2019 ist die Ausstellung 10 Monate lang im Rheinland und in Westfalen unterwegs gewesen:
In Düsseldorf, Lüdenscheid, Köln, Dortmund, Bielefeld, im Erinnerungsort Vogelsang in der Eifel sowie in Minden. Heute, zur Eröffnung ihrer letzten Station in Münster, lässt sich eine erste Bilanz ziehen.
Den Anfang der Ausstellung machte im Juni 2016 ein gemeinsamer Antrag der SPD- und CDU-Fraktionen im Kulturausschuss des LWL.
Danach sollte zum 100. Jahrestag der Weimarer Republik eine Ausstellung erarbeitet werden, die die erste deutsche Demokratie "auch in Westfalen-Lippe" würdigt.
Diese Zielsetzung, das zeigen uns viele positive Rückmeldungen der Besucherinnen und Besucher der Ausstellung, hat einen Nerv getroffen.
Weil ...
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
die Weimarer Republik ist nicht irgendeine Geschichte, z. B. die des politischen Trubels im fernen Berlin. Die Weimarer Republik ist unsere Geschichte, hier vor Ort, in Münster, in Nordrhein-Westfalen - eben "Weimar im Westen".
Und:
Die Demokratiegeschichte ist heute aktueller denn je. Nicht zuletzt zahlreiche Schulklassen haben die Ausstellung zum Anlass genommen, sich mit den Chancen und Risiken der ersten Demokratie "auch in Westfalen-Lippe" zu beschäftigen.
Allein auf Vogelsang - um ein Beispiel zu nennen - haben knapp 7.000 Besucher unsere Wanderausstellung gesehen.
"Weimar im Westen" war auf Vogelsang die erste Sonderausstellung überhaupt. Der große Zuspruch insbesondere von Schulklassen hat die Gedenkstätte nun überzeugt, in Zukunft stärker auf Sonderausstellungen zu setzen.
Ich sagte es bereits:
Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie sollte "auch für Westfalen-Lippe" erzählt werden. So wollte es der politische Antrag.
Die Ausstellung "Weimar im Westen" ist daraus geworden; denn es ist eine offenbar Geschichte, die sich schwerlich "nur" für Westfalen-Lippe oder "nur" für das Rheinland erzählen lässt. Einschneidende Ereignisse während der Weimarer Republik betrafen beide Landesteile:
Der "Ruhrkampf" und die "Ruhrbesetzung" beispielsweise oder die lange Zeit der Stabilität der politischen Parteien SPD und Zentrum sind rheinisch-westfälische Besonderheiten.
Wenn wir die ganze Geschichte verstehen wollen,
so die logische Konsequenz,,
brauchen wir die Expertise beider Landschaftsverbände.
Das kurz vor der Ausstellung aufgelegte Verbundprojekt "100 Jahre Bauhaus im Westen" machte sich ebenfalls für eine Kooperation der beiden Landschaftsverbände stark. Frau Dr. Bauer wird uns dazu gleich noch berichten können. Das Verbundprojekt gab den entscheidenden Anstoß für die ebenso angenehme wie erfolgreiche Zusammenarbeit an dieser Ausstellung des LWL mit unserem Schwesterverband LVR.
Bislang unbekannte Fotos und Filme, Experteninterviews sowie interaktive Elemente wie ein "Wahlomat" laden ein zum Entdecken, Ausprobieren und Eintauchen in diese Welt.
Mit diesen Bemerkungen spreche ich Schwerpunkte der Ausstellung an, von denen ich Ihnen nur zwei kurz skizzieren möchte:
Erstens: Unser heutiges Bild von der Weimarer Republik ist sehr "Berlin-lastig". Wir kennen alle die Bilder von 1918 aus der revolutionären Hauptstadt oder aus den Vergnügungsvierteln Berlins in den 1920er Jahren. Dass eine sehr erfolgreiche Fernsehserie mit "Babylon Berlin" betitelt ist und Anfang November zum wiederholten Male im Fernsehen lief, das passt in dieses Bild.
Weimar war aber nicht nur Berlin. Die erste deutsche Demokratie war überall, in den Städten, Kleinstädten und eben auch in den "Provinzen". Und wichtiger noch:
Sie war überall verschieden.
Im Rheinland und in Westfalen-Lippe entwickelte sich die Demokratie anders als im übrigen Deutschland. Unsere Ausstellung erzählt erstmals diese Entwicklungen der Weimarer Republik "vor Ort" - und präsentiert so eine überraschend neue Geschichte von 1918 bis 1933.
Zum zweiten Punkt, was die Schwerpunkt der Ausstellung angeht:
Seit einiger Zeit lesen wir wieder häufig von den "Weimarer Verhältnissen" oder von den Krisenjahren der ersten Republik. In dieser Perspektive verkümmert die erste deutsche Demokratie schnell zu einer bloßen Mahnung. Diese Mahnung greift meiner Meinung nach zu kurz. Weimar im Westen ist sehr viel mehr als eine "Untergangsgeschichte" und nicht nur eine "Vorgeschichte" zum "Dritten Reich".
Die Ausstellung zeichnet deshalb ein anderes, ein facettenreicheres Bild. Sie präsentiert sehr wohl die Grenzen der ersten Demokratie - die sozialen Konflikte und die extreme Gewalt. Es werden aber ebenso wichtige Errungenschaften thematisiert.
Das Frauenwahlrecht, der Achtstundentag, der Soziale Wohnungsbau,
aber ... sehen Sie slbst.
Verehrte Gäste,
dass wir diese facettenreiche Geschichte im Rheinland und in Westfalen in der Ausstellung selbst entdecken können, ist ein Ergebnis jahrelanger Zusammenarbeit, für die ich - stellvertretend für viele Beteiligte - den beiden Kulturdezernentinnen, Frau Milena Karabaic vom LVR und Frau Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger vom LWL, danken möchte.
Das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, das LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte und das LWL-Medienzentrum haben eineinhalb Jahre lang recherchiert, geschrieben und gestaltet, um "Weimar im Westen" auf die Beine zu stellen.
Dies alles wäre nicht möglich gewesen ohne die Zusammenarbeit mit dem Verein "Weimarer Republik e.V.", dessen Wanderausstellung die Vorlage für unsere heutige Schau lieferte. Vor allem aber wäre es nicht möglich gewesen ohne die Ausstellungsmacher von "Musealis", die - wie die vorher Genannten - dafür unseren Dank und unseren herzlichen Applaus verdienen.
Ich danke Ihnen - sehr verehrte Damen und Herren - für Ihr Kommen.
Sie zeigen mit Ihrem Besuch, dass die Geschichte der Weimarer Republik mehr denn je auf Resonanz stößt, weil wir aus ihr lernen können. Und dass die Geschichte der Demokratie immer auch unsere Gegenwart und Zukunft betrifft, um die wir uns kümmern müssen.
Ich wünsche der Ausstellung viele Besucherinnen und Besucher.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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