LWL-Newsroom

Mitteilung vom 25.10.19

Presse-Infos | Kultur

Arbeiten von Design-Studierenden im LWL-Museum für Naturkunde

Kooperation mit der Münster School of Design der FH Münster

Bewertung:

Münster (lwl). Die Studierenden des Seminars von Prof. Cordula Hesselbarth an der FH Münster wagten sich im Wintersemester 2018/2019 an ein anspruchsvolles Thema: "Beziehungskisten - Formen des Zusammenlebens in der Natur" ist der Titel der neuen Sonderausstellung im LWL-Museum für Naturkunde des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) und gleichzeitig auch das Motto der Arbeiten der Studierenden der Münster School of Design der FH. Die Studierenden erarbeiteten mit viel Engagement neue Konzepte, um die unterschiedlichsten "Beziehungskisten" verständlich, wissenschaftlich fundiert und originell in der Ausstellung präsentieren zu können. Die Arbeiten erklären komplexe Themen wie die Entstehung des Zusammenlebens, die Verwandtenerkennung und die Koevolution oder beschäftigten sich intensiv mit den sogenannten Mykorrhizen, Bakterien oder Parasiten. Es entstanden vielfältige und innovative Installationen und Wandkonzepte, die die Themen mal sachlich, mal humorvoll erläutern.

Insgesamt sind elf studentische Arbeiten der Münster School of Design in der Ausstellung zu sehen, darunter Rauminszenierungen, Wandgestaltungen, interaktive Anwendungen und vieles mehr. Seit 1997 zeugen Ausstellungen wie "Sex und Evolution", "Leben in der Dunkelheit" und zuletzt "Das Gehirn" von der erfolgreichen Zusammenarbeit und langjährigen Kooperation des LWL-Museums für Naturkunde mit Prof. Cordula Hesselbarth.

Zusammenleben im Tierreich - Eine multimediale Station von Helen Brose
Viele Tiere leben in verschiedenen Tiergemeinschaften zusammen. Sie bilden sogenannte Verbände, die aus wenigen oder sehr vielen Tieren einer Art bestehen können. Auch die Strukturen der Verbände zeigen sich vielfältig. Warum leben manche Tiere überhaupt in großen Gruppen zusammen? Welchen Nutzen ziehen sie aus dem gemeinschaftlichen Leben? Und welche Gruppendynamiken entstehen durch das Zusammenleben? Das Projekt von Helen Brose erklärt die Vielfalt des Zusammenlebens im Tierreich anhand eines großen Wandbildes, auf dem verschiedene Tierarten zu sehen sind. Durch versteckte Klappen innerhalb der Wandgrafik können Besucher das Thema selbst erkunden. Mit einer eingängigen und kindgerechten Bildsprache spricht diese Ausstellungsstation auch schon die Jüngsten an und vermittelt so spielerisch und leicht die komplexen Arten des Zusammenlebens im Tierreich.

Vom Einzeller zum Mehrzeller - Ein begehbares Wimperkugelalgenmodell von Julia Aden und Sarah Emrich
Vor etwa 1,5 Milliarden Jahren trat eine entscheidende Veränderung in der Evolution der Lebewesen auf: Einzeller verbanden sich aus Schutzgründen zu Kolonien, es entstanden die ersten Mehrzellerorganismen. Die Grundlage aller Lebensformen, die wir Menschen bis heute kennen, war entstanden. Das etwa drei Meter große begehbare Zelt in der Ausstellung ist ein Partnerprojekt von Julia Aden und Sarah Emrich und zeigt anhand des Beispielorganismus Volvox, einer kugelförmigen grünen Wimperkugelalge, die Schwelle dieses Übergangs vom Ein- zum Mehrzeller. Im Inneren befinden sich kleinere Tastmodelle, Textquellen, Mikrofotoaufnahmen und Informationsskizzen. Besucherinnen können so durch haptische Entdeckungen den Grundbaustein aller höher entwickelten Formen kennenlernen.

Verwandtschaftsselektion - Eine interaktive Ausstellungsstation von Julian Schu̿tz, Valentin Brommer und Benedikt Dietrich
Welche Bedeutung hat das Sprichwort "Blut ist dicker als Wasser" im Zusammenhang mit der Verwandtschaftsselektion bei Lebewesen? Wie wird nach der Hamilton-Regel die Gesamtfitness eines Organismus berechnet? Können Tiere selbstlos sein? Und wie steuert die Verwandtenbeziehungen das Verhalten von Tieren und uns Menschen? Das Gruppenprojekt ist eine interaktive Ausstellungsstation und soll diese und viele weitere spannende Fragen beantworten. Von Benedikt Dietrich stammen drei umfangreiche digitale Illustrationen zu Erdmännchen, Bienen und Graufischern, die, begleitet von kurzen Animationen, einen Einblick in die sozialen Strukturen der Tiere verschaffen. Mit den Zeichnungen und Aquarellen von Valentin Brommer werden die Besucher in eine Forscherrolle versetzt. Die Mitmachstationen von Julian SchuÌ¿tz lädt dazu ein, sich spielerisch mit dem Thema auseinanderzusetzen. Jeder kann an einer digitalen Umfrage teilnehmen und so der Frage nachgehen, wie autonom unsere Handlungen wirklich sind.

Verwandtenerkennung im Tierreich - Illustrierte Infosäulen von Henrike Kelsch
Die Besucherinnen werden um drei hohe dreiseitige Säulen geführt, die vor einer einleitenden Ausstellungswand präsentiert werden und jeweils einem Thema gewidmet sind: Die Pflege des eigenen Nachwuchses, den Freund vom Feind unterscheiden, Sozialpartner und Fortpflanzungspartner auseinanderhalten - dies sind nur drei der Situationen, in denen es für Tiere überlebenswichtig ist, die eigenen Verwandten zu erkennen. Bildtafeln mit Aquarell-Illustrationen, die teilweise interaktiv aufgeklappt werden können, machen neugierig auf die textliche Erläuterung. Mit einem gewissen Augenzwinkern in der Bildsprache erklärt Henrike Kelsch beispielsweise weshalb der Totengräberkäfer Larven tötet oder wieso der Kuckuck mit seiner Strategie, sich in fremde Nester einzunisten, solchen Erfolg hat.

Das Mikrobiom des Menschen - Eine Wandgestaltung von Maximilian Weihs
In uns und auf uns leben Millionen von Kleinstlebewesen. Besonders auf unseren Schleimhäuten, unserer Haut und in unserem Darm tummeln sie sich und erledigen viele, mitunter lebenswichtige Aufgaben. Dennoch bleiben der Darm und seine Bakterien ein Ekelthema. Aber nicht alle Bakterien machen uns krank. Im Gegenteil: sie halten uns gesund, unser Immunsystem unter Kontrolle, pflegen den Darm und helfen uns sogar bei der Verdauung. Maximilian Weihs hat sich daher der Aufgabe angenommen, gerade Kindern diese unsichtbare Welt in uns zu erklären, aber auch Eltern können viel lernen, denn der Trend zu übermäßiger Hygiene durch Desinfektion ist oft kontraproduktiv. Mit kindgerechten Illustrationen werden die eher abstrakten Bakterien menschlicher, verständlicher und sympathischer gemacht. Eine Bildschirmanwendung zeigt die quirligen Kleinstlebewesen bei ihrer alltäglichen Fleißarbeit. Interaktive Elemente laden zum persönlichen Erfahren und Spielen für Erwachsene und Kinder ein und versuchen so, dem Ekel entgegen zu treten und eine neue Sicht auf unsere freundlichen Untermieter zu geben.

Partnerschaft im Verborgenen - Eine Rauminszenierung von Rabea Stockbrink
Neben klar erkennbaren Partnerschaften in der Natur gibt es auch Formen des Zusammenlebens, die sich im Verborgenen abspielen und nicht direkt als solche erkennbar sind. Ein Beispiel dafür stellen Waldbäume und ihre Pilze dar. Sie führen eine Partnerschaft, brauchen sich gegenseitig und sichern das Überleben des jeweils anderen, indem sie wichtige Mineralstoffe über das Wurzelnetz austauschen. Rabea Stockbrink erklärt in ihrer Arbeit, wie genau das funktioniert, anhand der Verbindungsstelle "Mykorrhiza". Die Besucher können diese eigene Welt unter die Erdoberfläche erleben und mittels Steuerpult selbst erkunden und beeinflussen.

Tiefseefische und lumineszente Bakterien - Ein Ausstellungsprojekt von Niklas Grieser und Mathis Einemann
Das Überleben in andauernder Dunkelheit bedarf einer besonderen evolutionären Strategie und so haben im Laufe der Zeit viele Tiefenbewohner im Tierreiche eigene Lichtquellen entwickelt. Das Licht, Biolumineszenz genannt, wird zur Jagd, Kommunikation oder Tarnung benutzt. In den meisten Fällen stammt es aber nicht von den Lebewesen selbst, sondern von einer Vielzahl kleiner bakterieller Helfer. Niklas Grieser und Mathis Einemann zeigen mit ihrem Projekt die biochemischen Vorgänge der Biolumineszenz am Beispiel des Anglerfisches. Die durch Karikaturen gestützten Informationsebenen führen die Besucherinnen durch den Lebensraum des Anglerfisches und zeigen die Komplexität von Tiefsee-Symbiosen.

Schmarotzer von Innen - Die Endoparasiten des Menschen anschaulich erklärt von Svenja David und Sarah Redlich
In ihrem Partnerprojekt gehen Svenja David und Sarah Redlich den Endoparasiten des Menschen auf den Grund. Was sind eigentlich Endoparasiten, welche Formen und Arten kommen vor? Wie nutzen diese uns als Wirt aus? Und welche Infektionen können diese bei uns Menschen auslösen? Anhand der drei gefährlichsten Infektionskrankheiten des Menschen Malaria, Tuberkulose und HIV/AIDS erläutern sie Übertragungsarten, Prozesse im Körper und Symptome von Infektionskrankheiten. Aber auch die verbreiteten sozialen Vorurteile der HIV-Erkrankung sollen durch faktische Aufklärung aus dem Weg geräumt werden. Dargestellt werden die Endoparasiten als liquide, dynamische, leuchtende Formen. Das Exponat ist sowohl inklusiv als auch barrierearm und kann von den Besuchern als Mitmachstation genutzt werden.

Die Verhaltensmanipulation durch den Sacculinakrebs erklärt von Katrina Biedenbender
Neben dem Miteinander und dem Nebeneinander von Lebewesen gibt es in der Natur auch das Gegeneinander: Ein gutes Beispiel dafür sind die Strandkrabbe und der Sacculinakrebs.
Letzterer ist ein Parasit und nistet sich bei der Krabbe ein. Dazu injiziert der Sacculinakrebs Zellen und breitet sich dann als fädiges Gespinst aus. Der Parasit übernimmt die Kontrolle und nutzt die Strandkrabbe fortan als Futterlieferant und Brutplatz. In ihrem Ausstellungsprojekt erklärt Katrina Biedenbender den ungewöhnlichen Lebenszyklus dieses Parasiten. In der multimedialen Gestaltung wird mit analogen und digitalen Zeichentechniken visualisiert, wie der Parasit nach und nach die Kontrolle über die Strandkrabbe übernimmt. Ein Videoclip zeigt den Besuchern ein entscheidendes Detail in der Metamorphose des Sacculinakrebs zum Parasiten.

Multiresistente Erreger: Kleine Feinde unter uns - Ein Projekt von Paulina Adass
Antibiotikaresistenz ist in aller Munde. In der Viehzucht aber auch in Krankenhäusern ist immer öfter von resistenten Bakterien zu hören. Große Ängste werden mit diesem Begriff verbunden, aber was genau ist Antibiotikaresistenz und wie kommt es dazu? Paulina Adass zeigt in ihrem Ausstellungsexponat mit einer verständlichen und einfachen Bildsprache wie es zu Resistenzen gegen Antibiotika kommen kann. Dabei erklärt sie auch die Symbiose von Mensch und Bakterium und welche Folgen und Auswirkungen eine Antibiotikaresistenz tatsächlich auf unseren Organismus haben kann.

Koevolution: Die Treiberameisen und ihre ungebetenen Gäste - Ein Aufdeckspiel von Mara Gellenbeck
Passen sich zwei Organismen wechselseitig aneinander an, spricht man von Koevolution. Ziel der Organismen ist dabei immer der eigene Nutzen. Anhand von Treiberameisen und ihren Nestparasiten erklärt Mara Gellenbeck, wie dieses Evolutionsphänomen entsteht und was dabei passiert. Da die Treiberameisen beachtliche Mengen Beute für ihre Kolonien erlegen können, profitieren auch andere Tiere gerne vom Jagderfolg und haben deshalb verblüffende Strategien entwickelt, um unerkannt Nahrung, aber auch Schutz innerhalb der Ameisenkolonie zu finden. Die Besucherinnen finden sich vor einem Wandbild wieder, in dem es versteckte Bildelemente zu entdecken gibt und das selbst erkunden können, indem sie´Elemente verschieben, auklappen oder drehen.



Hintergrund zur Ausstellung
Das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster zeigt seit dem 25. September 2019 die Sonderausstellung "Beziehungskisten - Formen des Zusammenlebens in der Natur". Sie ist für ein Jahr zu sehen. Auf 560 Quadratmetern lernen Besucherinnen und Besucher das Miteinander, Gegeneinander und Nebeneinander in der Natur kennen. Museumsgäste können die Vielfalt des Zusammenlebens von großen Insektenstaaten, über Parasiten und der Funktion von Vogelschwärmen bis hin zu lebenswichtigen Bakterien im menschlichen Körper entdecken. Die Ausstellung ist für alle Menschen geeignet. Sie beinhaltet: Brailleschrift, einen speziellen, mehrsprachigen Audioguide (D, EN, NL) und Tastmodelle für Menschen mit Sehbehinderung, Mitmachstationen und untertitelte Filme. Begleitend zur Ausstellung werden museumspädagogische Programme für Schülerinnen, Kinder und Jugendliche sowie Führungen für Erwachsene angeboten.

LWL-Museum für Naturkunde, Sentruper Straße 285, 48161 Münster
Geöffnet: dienstags bis sonntags (und feiertags) von 9-18 Uhr.
Eintritt: Minderjährige unter 18 Jahren Eintritt frei! Studierende 4 Euro, Erwachsene 7,50 Euro
http://www.beziehungskisten.lwl.org | http://www.fh-muenster.de/msd/aktuelles/ausstellungen.php | http://www.fh-muenster.de/msd



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Bianca Fialla, LWL-Museum für Naturkunde, Telefon: 0251 591-6066
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Museum für Naturkunde
Westfälisches Landesmuseum mit Planetarium
Sentruper Str. 285
48161 Münster
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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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