Mitteilung vom 11.06.19
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Das LWL-Museum für Kunst und Kultur zeichnet Werk von Marcel Duchamp als Kunstwerk des Monats aus
Münster (lwl). Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster zeichnet im Juni ein Werk des französisch-amerikanischen Künstlers Marcel Duchamp (1887-1968) als Kunstwerk des Monats aus. Mit der Aufforderung "Prière de toucher" [bitte berühren] betitelte Duchamp einen von ihm gestalteten Umschlag, der die deluxe-Ausgabe des Ausstellungskatalogs Le Surréalisme en 1947 ummantelt. Der Umschlag aus dem Jahr 1947 zeigt eine in schwarzes Samt gefasste Frauenbrust aus Schaumstoff.
Duchamp hatte für diese Arbeit so genannte falsies - Einlagen für ein üppigeres Dekolleté - ihrem eigentlichen Zweck entfremdet und in Zusammenarbeit mit dem Maler Enrico Donati (1909-2008) auf Umschlagkartons geklebt. Zusätzlich hatten die beiden von Hand Farbakzente auf die Schaumstoffbrust aufgetragen, um für ein besonders naturalistisches Erscheinungsbild zu sorgen. Der von Duchamp und seinem Kollegen André Breton veröffentlichte deluxe-Ausstellungskatalog zeigt unter dem Umschlag verborgen, auf dem Cover, die Fotografie einer echten Frauenbrust; der in größerer Auflage erschienene 'normale' Katalog zeigt hingegen die Fotografie eines der falsies. Ganz bewusst spielten die Urheber hier mit Begriffen von Original und Reproduktion.
"Prière de toucher" ist erst in seiner zeitgenössischen Nachbarschaft voll zu erfassen: Die in der Ausstellung Le Surréalisme en 1947 vertretenen Künstlerinnen und Künstler versuchten über den Realismus hinaus Ausdrucksformen aus dem Unbewussten in ihre Bildwelten zu übertragen. Duchamp hingegen interpretierte den Ausstellungstitel mit Humor als "hyperreal". Mit der Bemalung der falschen Schaumstoffbrüste entstand so gewissermaßen eine Art optische Täuschung, die den Surrealismus karikiert. Die Autorin Gabrielle Buffet-Picabia (1881 - 1985) schrieb zur Bedeutung Duchamps bereits im Jahr 1936 einen wegweisenden Essay, der für das Verständnis des Frühwerks des Jahrhundertkünstlers von übergeordneter Bedeutung ist.
Dr. Katharina Neuburger, Archivarin für Gegenwartskunst, gibt Auskunft über Duchamps Werk und sein Verhältnis zur surrealistischen Künstlerschaft in ihrer Kuratorinnenführung am Freitag (14.6.) von 14 bis 15 Uhr. Treffpunkt ist die Vitrine vor dem Vortragssaal, in dem der Essay von Buffet-Picabia und der Katalog Le Surréalisme en 1947 zu sehen sind. Damit die Schaumstoffbrust geschützt wird, ist der Umschlag des Kataloges unter Berücksichtigung konservatorischer Aspekte verwahrt.
Seit 1978 stellt das Museum jeden Monat eine Arbeit aus der Sammlung detailliert vor. Ein Text zum Kunstwerk des Monats ist im Museumsshop für 1 Euro erhältlich.
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Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und André Bednarz, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Telefon 0251 5907-311, andre.bednarz@lwl.org
presse@lwl.org
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