Mitteilung vom 20.05.19
Presse-Infos | Jugend und Schule
Riskanter Konsum: LWL-Suchtexperte informiert zur Aktionswoche Alkohol
LWL-Koordinationsstelle Sucht entwickelt innovative Ansätze
Westfalen-Lippe (lwl). Missbräuchlicher Alkoholkonsum und seine negativen Folgen geraten immer stärker in den Fokus der Öffentlichkeit. Derzeit informieren bundesweit tausende Freiwillige zur "Aktionswoche Alkohol" (18. bis 26. Mai). In Westfalen bietet die Koordinationsstelle Sucht des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) Fachkompetenz zum Thema. Frank Schulte-Derne ist Mitarbeiter und Suchtexperte der Einrichtung.
Nach der Arbeit erstmal ein Feierabendbier. Das gilt immer noch als unverfänglich. Ist das wirklich so?
Frank Schulte-Derne: "Wenn sie täglich eine Flasche Bier konsumieren und nicht an mindestens zwei bis drei Tagen in der Woche auf Alkohol verzichten, dann trinken Sie riskant. In Deutschland trinken 7,4 Millionen Menschen mehr als die empfohlene Höchstmenge. Damit zählt der Alkoholkonsum neben dem Tabak- und Medikamentenkonsum zu den größten Herausforderungen für die Suchthilfe, auch in Westfalen-Lippe. Schätzungsweise ist von mehr als 170.000 alkoholabhängigen Menschen in der Region auszugehen und weiteren 160.000 Menschen, die Alkohol missbräuchlich konsumieren."
Wie hoch ist denn die Höchstmenge?
Frank Schulte-Derne: "Höchstmenge heißt bei Männern 24 Gramm reiner Alkohol am Tag, was einem halben Liter Bier entspricht. Frauen sollten nicht mehr als 12 Gramm reinen Alkohol oder eine kleine Flasche Bier täglich trinken. Dabei gelten diese Grenzwerte nur für gesunde Erwachsene. Man muss sich klarmachen: Alkohol ist ein Zellgift und jedes Glas Alkohol erhöht das Risiko, Erkrankungen zu entwickeln. Weniger und nicht jeden Tag Alkohol zu trinken, kann gesundheitliche Risiken kleiner halten."
Trinken Männer mehr als Frauen?
Frank Schulte-Derne: "In Deutschland, das im internationalen Vergleich weiterhin zu den Hochkonsumländern in Bezug auf Alkohol gehört, trinken Männer durchschnittlich deutlich mehr als Frauen. Allerdings haben Frauen beim riskanten Alkoholkonsum aufgeholt. Laut einer Erhebung des Robert-Koch-Institutes trinken etwa 14 Prozent der Frauen und 18 Prozent der Männer in Deutschland Alkohol in gesundheitlich riskanten Mengen."
Wie hilft die LWL-Koordinationsstelle Sucht?
Frank Schulte-Derne: "Wir beraten Einrichtungen der Drogen- und Suchthilfe, bei Bedarf moderieren wir kommunale Suchthilfeplanungen, bieten Fort- und Weiterbildungen für Fachkräfte der Sucht- und Jugendhilfe in den Kreisen und Städten und entwickeln innovative Ansätze. Zum Beispiel läuft aktuell unser vom Bundesgesundheitsministerium gefördertes Projekt "Suchthilfe in NRW - Reine Männersache!?". Hier setzen wir uns mit der Tatsache auseinander, dass die meisten Hilfesuchenden in der Suchthilfe Männer sind, die aber zum überwiegenden Teil von Frauen beraten und behandelt werden. Dazu wurde unser Handbuch "Männlichkeiten und Sucht", das einzigartig im deutschsprachigen Raum ist, vollständig aktualisiert. Schulungen für Fachmänner und elf Kurzfilme sind jetzt noch hinzugekommen."
Und was ist mit der Gruppe der Jugendlichen?
Frank Schulte-Derne: "Die LWL-Koordinationsstelle Sucht widmet sich auch Projekten, die auf die Reduzierung des Rauschtrinkens bei Jugendlichen abzielen. Aktuell läuft das von der Europäischen Union geförderte Projekt "Localize it - Alkoholkonsum Minderjähriger und Rauschtrinken reduzieren: Lokale Strategien". Hier erarbeiten unter der Regie des LWL-Koordinationsstelle Sucht jeweils zwei Kommunen in elf beteiligten Ländern Präventionsmaßnahmen auf der lokalen Ebene, um vor allem auch voneinander zu lernen. In Westfalen-Lippe sind Enger und Bünde im Kreis Herford beteiligt. Als ständiges Angebot bieten wir zudem Unterstützung bei der Entwicklung einer lokalen Alkoholpolitik in den Kommunen."
Weiterführende Links:
http://www.maennersache-sucht.de http://www.youtube.com/channel/UC6pYoWEOtng6EAgvpW9QtPw
http://www.localize-it.eu
http://www.lwl-ks.de
Pressekontakt:
Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
LWL-Einrichtung:
LWL-Landesjugendamt, Schulen, Koordinationsstelle Sucht
Warendorfer Straße 25
48145 Münster Karte und Routenplaner
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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