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Mitteilung vom 08.05.19

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Neuer Fund eines römischen Marschlagers in Bielefeld

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Bielefeld (lwl). In Bielefeld ist es dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) gelungen, ein römisches Marschlager nachzuweisen. Weite Teile des Walls aus der Zeit des römischen Kaisers Augustus (regierte 31 vor Christus bis 14 nach Christus) sind noch heute zu erkennen. Damit ist das im Stadtteil Sennestadt gefundene Lager in Westfalen bislang einzigartig.

Das Lager befindet sich in der Oerlinghausener Senne, unmittelbar am Menkhauser Bach. Das Gelände wurde im 19. Jahrhundert aufgeforstet, in römischer Zeit dürfte sich hier nur ein lockerer Bestand von Birken und Eichen befunden haben. "Glücklicherweise wurde das Gelände nie landwirtschaftlich genutzt, sodass sich noch heute die Wallstrukturen des Lagers erkennen lassen. In Westfalen ist das bisher ein Einzelfall", sagt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. "Alle anderen hier bekannten römischen Lager sind durch Bebauung oder Landwirtschaft modern überprägt worden. Dadurch wurden die oberflächigen Strukturen zerstört." Die Grenzen dieser Lager mussten daher unter anderem durch teilweise langwierige Ausgrabungen erschlossen werden.

In Bielefeld-Sennestadt ist das nicht notwendig. "Mithilfe von Laserscans aus der Luft kann der Wall des Lagers und somit dessen Ausmaß schon jetzt genau bestimmt werden", so der Direktor der LWL-Archäologie für Westfalen Prof. Michael Rind. Mit einer Größe von ca. 26 Hektar entspricht das Lager ungefähr 36 Fußballfeldern. "Darin hätten ohne Probleme drei römische Legionen inklusive Hilfstruppen und Tross gleichzeitig untergebracht werden können, also je nach Truppenstärke ca. 25.000 Menschen", erklärt Dr. Bettina Tremmel von der LWL-Archäologie für Westfalen. Sie ist wissenschaftliche Referentin für Provinzialrömische Archäologie und beschäftigt sich schon lange mit Römerlagern. "Auf dem Marsch campierten die Legionäre in Lederzelten." In römischen Schriftquellen ist überliefert, dass eine Legion auf dem Marsch weniger Platz benötigte als in einem Standlager wie beispielsweise in Delbrück-Anreppen (Kreis Paderborn) wo eine Legion auf einer Fläche von 23 Hektar untergebracht war. "Zelte nehmen natürlich weniger Platz weg als fest errichtete Gebäude", so Tremmel.

Der noch erhaltene Wall ist etwa 1.400 Meter lang. Entlang des Bachtales im Osten verzichteten die Legionäre auf die Errichtung eines Walls. Die mehrere Meter hohe Hangkante zum Bach hin bildete ein natürliches Annäherungshindernis. An seiner nordöstlichen und seiner nordwestlichen Seite weist der noch sichtbare Wall jeweils ein Tor auf. Es handelt sich hierbei um eine besondere Torform, das sogenannte Clavicula-Tor. Dabei verläuft eine Wallseite mit einem Schwenk viertelkreisförmig nach innen, sodass ein verengter Eingang entsteht. Das diente zur leichteren Verteidigung des Tors und bremste feindliche Kräfte in ihrem Ansturm.

Im September letzten Jahres erfolgte mit Genehmigung der Eigentümer erstmals eine Grabung entlang des südwestlichen Walls. Dabei haben die LWL-Archäologen einen dem Wall vorgelagerten Spitzgraben von ca. 80 Zentimeter Tiefe nachgewiesen. Ursprünglich war er 1,5 Meter breit. Der Wall selbst ist noch bis zu 40 Zentimeter hoch erhalten und war einst vermutlich bis zu 60 Zentimeter hoch. Aktuell findet eine weitere Grabung am Wall statt.

"Solch eine Wall-Graben-Anlage ist typisch für römische Marschlager", erläutert Tremmel. "Die römischen Truppen legten am Ende jedes Tagesmarsches ein solches Lager an, um darin die Nacht zu verbringen." Dazu hoben sie einen Graben aus und häuften auf der Seite zum Lager hin die Erdmassen zu einem Wall auf. Oben auf dem Wall pflanzten die Legionäre dann eine dichte Reihe von spitzen Schanzpfählen aus Holz auf, von denen jeder Soldat einen in seinem Marschgepäck mit sich führte. Diese wurden dann noch zusätzlich mit Seilen untereinander verbunden. So entstand ein effektiver Schutz gegen Überfälle und auch gegen Wildtiere.

Im Inneren eines solchen nur kurzfristig belegten Lagers campierten die römischen Legionäre in Lederzelten, die in einem fest vorgegeben Raster angeordnet waren. So wusste jeder Soldat, wo sich sein Platz im Lager befand. Wenn die Truppen am nächsten Tag ihren Marsch fortsetzten, wurde das Lager aufgelassen. Die Schanzpfähle wurden mitgenommen, aber Wall und Graben in der Regel belassen. Dadurch war es möglich, das Lager zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu benutzen, wenn die Wahrscheinlichkeit bestand, dass die römischen Truppen auf derselben Route auch wieder zurückmarschierten. "Ob das in Bielefeld-Sennestadt der Fall war, können wir noch nicht beurteilen", sagt Tremmel. "Dazu sind noch weitere Forschungen notwendig."

Die Maße der Wall-Graben-Anlage und die polygonale Form weisen darauf hin, dass dieses Lager in augusteischer Zeit angelegt worden ist. "Uns fehlen leider bislang noch römische Funde, die eine engere Datierung möglich machen würden", so Tremmel. "Aber Form und Größe des Lagers geben uns im Vergleich zu anderen Marschlagern aus der Zeit des Augustus einen eindeutigen Hinweis." Große Hoffnungen auf eindeutige Funde hat Tremmel allerdings nicht: "Es ist durchaus möglich, dass wir kaum Funde machen werden. Schließlich war das nur ein sehr kurz genutztes Lager." Daher blieb weniger Zeit, dass Objekte verloren gehen konnten. Das haben Grabungen in ähnlichen Lagern auch außerhalb Westfalens bereits gezeigt.

Bereits 2017 war das Marschlager durch einen ehrenamtlichen Bürger entdeckt worden. René Jansen Venneboer stammt ursprünglich aus den Niederlanden, lebt aber mittlerweile am Rhein in Deutschland. In seiner Freizeit sucht er nach Spuren der römischen Feldzüge im nordrhein-westfälischen Raum. Dazu nutzt er vor allem Laserscans. Das Land stellt solche Scans frei zur Verfügung. "Mithilfe eines sogenannten LiDAR-Scans ist es möglich, Strukturen auf der Geländeoberfläche zu erkennen, die sonst durch natürlichen Bewuchs verdeckt sind", erklärt Rind. Dabei wird der Boden von Flugzeugen oder Hubschraubern aus mit Laserstrahlen abgetastet und am Ende ein Digitales Geländemodell erzeugt. Bäume und Sträucher werden dabei nicht erfasst.

In der Vergangenheit hat Jansen Venneboer bereits mehrere Strukturen an den Landschaftsverband Rheinland (LVR) gemeldet. Auch das Lager in Bielefeld meldete er zunächst an den LVR, der es dann an den hierfür zuständigen LWL weiterleitete. "Wir freuen uns über bürgerliches Engagement. Besonders wenn es mit den zuständigen Behörden abgesprochen wird", betont Rüschoff-Parzinger.

Hintergrund
In Westfalen selbst sind bereits einige andere Marschlager aus augusteischer Zeit bekannt. Zuletzt wurde 2011 bei Olfen-Sülsen im Kreis Coesfeld ein römisches Lager entdeckt. Weiter westlich befinden sich im Kreis Recklinghausen in Dorsten-Holsterhausen und in Haltern am See gleich mehrere Marschlager entlang der Lippe. Ein weiteres befindet sich nordöstlich von Bielefeld an der Weser in Barkhausen bei Porta-Westfalica (Kreis Minden-Lübbecke). Dazu kommen auch noch die festen Standlager in Haltern, Bergkamen-Oberaden und Lünen-Beckinghausen im Kreis Unna sowie Kneblinghausen (Kreis Soest) und Delbrück-Anreppen (Kreis Paderborn). "Durch den Fund in Sennestadt verdichtet sich das Netz der römischen Lager in Westfalen", so Rüschoff-Parzinger. "Eventuell lässt sich hier sogar eine römische Marschroute fassen, die öfter genutzt worden sein könnte." Auch bei Bielefeld gibt es bereits Spuren der Römer. Auf der Sparrenberger Egge fanden sich die Reste eines Wachtpostens. "Dieser wurde aber nie fertiggestellt, nur der Graben wurde zur Hälfte angelegt. Die Gründe dafür kennen wir nicht", erzählt Dr. Sven Spiong, Leiter der Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie.

Die Frage, warum römische Truppen durch die Gegend des heutigen Bielefelds marschierten und hier ein Lager anlegten, lässt sich durch die Datierung aber recht sicher beantworten. "Die Anwesenheit römischer Legionen hängt mit den Germanienfeldzügen unter Augustus zusammen", so die Römerexpertin Tremmel. "Die Nähe zu einem Pass über den Teutokamm und die sehr gute Wasserversorgung durch den Bach erlaubte einen zügigen Vorstoß bis in das Siedlungsgebiet der Cherusker an der Weser."

Den ersten römischen Vorstoß von der Lippe aus an die Weser unternahm Drusus, der Adoptivsohn von Augustus, im Jahr 11 vor Christus. Danach erfolgten erst in den Jahren 1 bis 5 nach Christus weitere Feldzüge Roms. Unter dem Statthalter Marcus Vinicius und Augustus' zweitem Adoptivsohn Tiberius marschierten römische Legionen gegen den Stamm der Cherusker, die zwischen Teutoburger Wald und Weser siedelten. Auch der Statthalter Varus durchquerte mit drei Legionen die ostwestfälische Region, in der es 9 nach Christus zur Niederlage kam. Mit den darauffolgenden Rachefeldzügen des Tiberius und von Drusus' Sohn Germanicus in den Jahren 11 bis 12 und 14 bis 16 nach Christus sah das Gebiet wieder große Feldzugsheere durchziehen. "Auf welches dieser militärischen Ereignisse der Bau des Marschlagers zurückzuführen ist, werden vielleicht weitere archäologische Forschungen noch zeigen", sagt LWL-Archäologe Rind.

Künftig stehen noch weitere Untersuchungen auf dem Gelände an. Neben zusätzlichen Grabungen ist auch die systematische Begehung mit Sonden durch die LWL-Archäologie geplant. "Wälder sind ein absolutes Tabu für die Suche mit dem Metalldetektor", erklärt Spiong. Denn hier befinden sich die Objekte im Boden in der Regel noch in ihrem originalen Kontext. Und dieser würde zerstört werden, wenn der Gegenstand ohne wissenschaftliche Begleitung aus dem Erdreich geholt werden würde. "Dadurch gehen uns wertvolle Informationen verloren, zum Beispiel wie der Fund ursprünglich in den Boden gelangt ist und wie genau er datiert", fügt Spiong hinzu. "Um dem durch Raubgräber verursachten Schaden vorzubeugen, müssen wir selbst systematisch nach Funden suchen. Dabei greifen wir auch auf die Hilfe von Freiwilligen zurück, die sich aber an unsere Auflagen halten müssen." Wer ohne Genehmigung mit dem Metalldetektor unterwegs ist, macht sich strafbar. Und zwar nicht nur wegen Raubgräberei, sondern oftmals auch wegen Landfriedensbruch. Denn auch in Bielefeld-Sennestadt befinden sich die Grundstücke mit dem Römerlager in privatem Besitz.

Für Interessierte gibt es aber die Gelegenheit das Gelände näher zu erkunden. Am kommenden Wochenende (11. und 12.05.) bietet Bettina Tremmel sowohl am Samstag als auch am Sonntag jeweils um 11 Uhr, 13.30 Uhr und 15 Uhr eine öffentliche Führung an. Neben der aktuellen Grabung wird sie auch die im Gelände noch erkennbaren Wallstrukturen des Lagers zeigen. Treffpunkt ist der Eingang von Haus Neuland (Senner Hellweg 493, 33689 Bielefeld). Die Hermanns Küche bei Haus Neuland bietet Samstag und Sonntag außerdem einen Mittagstisch und ein Kuchenbüffet an (https://www.hermanns-kueche.de). Um telefonische Vorbestellung wird gebeten: 05205 9126-0. Festes Schuhwerk wird empfohlen.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Jens Schubert, LWL-Archäologie für Westfalen, Tel.: 0251 591-3504
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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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Kommentar(e)

Ralf Koneckis-Bienas14.06.2019 23:19
(Ralf Koneckis-Bienas 14.06.2019) Hallo Herr Meiser, vielen Dank für Ihren Hinweis. Tacitus hatte am Ende des 1. Jahrhunderts mit seinem Hinweis "haud procul Teutoburgiensi saltu" dt. "nicht weit vom Teutoburger Wald entfernt" natürlich nicht den Osning im Sinne des heutigen Teutoburger Waldes sich vorgestellt. Wilm Brepohl schreibt (Neue Überlegungen zur Varusschlacht, Münster 2006, S. 65-66):"Tacitus benennt hier mit 'Teutoburg' eine konkrete geographische Örtlichkeit mit ihrem germanischen, lediglich lateinisierten Namen." Die Übersetzung wäre nach meinem Sprachgefühl dann "nicht weit vom Burgwald des Teuto entfernt." Der Burgwald ist der Wald im engeren Sinne, nämlich um die Burg des Teuto herum. Heute nennt sich die Burg Grotenburg. Teuto/Teutatis ist als eine Gottheit aufzufassen. Die Größe des Burgwaldes des Teuto entspricht mindestens der Größe des Gaues um Heiligenkirchen, dem früheren Gau Theotmalli. Dieser Gau reichte von der Mitte aus gesehen in Richtung Nordwest etwa bis Pivitsheide, nach Südost bis Holzhausen-Externsteine, nach Nordost bis zum Leistruper Wald und nach Südwest bis zur Senne. Vielleicht ist der Burgwald des Teuto auch größer, etwa bis nach Blomberg und Schieder zu denken. Aber diese Frage können am ehesten die kundigen Heimatfreunden vor Ort klären helfen. Das haud procul (nicht weit entfernt) läge, wie zuvor sachlich begründet, etwa bei 16 km. Und diese Annahme entspricht ja sehr genau der Entfernung vom neu entdeckten Lager bis zur Grotenburg. Wir erinnern uns, was dann geschah: "Vorausgeschickt wurde Caecina, um das unübersichtliche Waldgebiet (occulta saltuum) zu erkunden und Brücken und Dämme über die feuchten Sümpfe (umido paludum) und trügerischen Moorwiesen (fallacibus campis) anzulegen; dann betraten sie die Stätte der Trauer." Grüße aus Dortmund.
Falk Meiser13.06.2019 23:19
Hallo, Ralf Koneckis-Bienas, ich möchte darauf hinweisen das der Teutoburger Wald erst ab 1616 durch Phillip Clüver benannt wurde davor hieß er "Osning" Und bei "haud procul Teutoburgiensi saltu" scheiden sich bis heute die Geister. Also kann man nicht davon ausgehen, das haud procul Teutoburgiensi saltu im Teutobuirger Wald lag.Und wir stützen uns nur auf eine Quelle und das ist Tacitus Viele Grüße aus Bielefeld Falk Meiser
Ralf Koneckis-Bienas13.06.2019 14:01
(Ralf Koneckis-Bienas 13.06.2019) Vom Standpunkt des neu entdeckten Lagers südwestlich von Oerlinghausen wäre beim Vormarsch der Römer auch die bei Tacitus angegebene Entfernung neu zu bewerten: "zwischen Ems und Lippe" und "nicht weit vom Teutoburger Wald (haud procul Teutoburgiensi saltu)". Für die Angaben von unterschiedlich weiten Entfernungen bedient sich der Lateiner der vier Wörter: procul (in der Ferne, weithin); haud procul (nicht weit); prope (nahe, in der Nähe); apud (bei, in der Gegend, im Gebiet von); iuxta (nahe bei, dicht daneben, nächst, an der Seite). Das "iuxta" drückt die dichteste Nähe aus. Nun wäre ein Lateiner gefragt, der in etwa die Entfernungen angeben könnte, die der Römer zur damaligen Zeit mit diesen Begriffen meinten. An dieser Stelle möchte der Verfasser folgende Vorstellung zur Diskussion stellen: iuxta (nahe bei, dicht daneben, an der Seite) unter 500 m; apud (bei, in der Gegend) bis zu 2 km; prope (nahe, in der Nähe) bis 6 km; procul (in der Ferne, weithin) um 20 km. Das haud procul (nicht weit entfernt) läge dann bei etwa 16 km. Diese Annahme entspricht sehr genau der Entfernung vom neu entdeckten Lager bis zur Grotenburg. Das heißt aber nicht, dass das Varuslager quasi iuxa (bei) der Grotenburg anzunehmen sei. Eher ist zu vermuten, dass das Gelände um die Grotenburg als Namensgeber für den Wald anzunehmen ist, in dem Varus sein Lager hatte: "Vorausgeschickt wurde Caecina, um das unübersichtliche Waldgebiet (occulta saltuum) zu erkunden und Brücken und Dämme über die feuchten Sümpfe (umido paludum) und trügerischen Moorwiesen (fallacibus campis) anzulegen; dann betraten sie die Stätte der Trauer."
Ralf Koneckis-Bienas06.06.2019 18:17
(Ralf Koneckis-Bienas 06.06.2019) Die Einschätzung von Volker Wilkening hat Einiges für sich. Bei dem neu entdeckten Lager südwestlich von Oerlinghausen an der Kreuzung zweier Fernwege lohnte es sich, diese Entdeckung noch einmal mit den schriftlichen Quellen zu vergleichen. Germanicus ist mit seinen Feldherren anno 15 n. Chr. an die mittlere Ems gezogen. Dann schreibt Tacitus (Annalen, Buch I Kap. 60): "Die Brukterer, die ihr eigenes Land verheerten, schlug L. Stertinius mit einer leichten Abteilung auf Weisung des Germanicus in die Flucht, und während des Mordens und Plünderns fand er den Adler der 19. Legion wieder, der mit Varus verloren gegangen war. Von da aus wurde das Heer in die entlegendsten Teile des Bruktererlandes geführt und alles Gebiet zwischen Ems und Lippe verwüstet, nicht weit vom Teutoburgre Wald (haud procul Teutoburgiensi saltu), in dem, wie es hieß, die Überreste des Varus und seiner Legionen noch unbestattet lagen ? Vorausgeschickt wurde Caecina, um das unübersichtliche Waldgebiet (occulta saltuum) zu erkunden und Brücken und Dämme über die feuchten Sümpfe (umido paludum) und trügerischen Moorwiesen (fallacibus campis) anzulegen; dann betraten sie die Stätte der Trauer." Wird vom neu entdeckten Lager aus das Varuslager im Norden gesucht, so sind es 14 km bis zur Knetterheide bei Schötmar; wird es im Süden gesucht, so sind es 25 km bis nach Anreppen bzw. Boke (Bogadium ?); wird es im Osten gesucht, so sind es 22 km bis nach Horn und rund 40 km bis nach Schieder. Es kommt darauf an, wo die damalige Ostgrenze des Bruktererlandes geortet werden kann (östliche Lössbodengrenze ?, s. Revolution Jungsteinzeit, S. 127) und welcher Weg am besten zu der Beschreibung in den Annalen passen könnte.
Volker Wilkening21.05.2019 22:23
Das könnte es sein. Das Marschlager des Germanicus, im Jahr 15 n. Chr., von dem aus, "nahe bei", die unbestatteten Reste der Varuslegionen gefunden, und ihnen zu Ehren ein Tumulus errichtet wurde. Während dieses Feldzuges erfolgte auch die "Schlacht an den langen Brücken". Und hier kommt Kalkriese in's Spiel...!
Klocke10.05.2019 08:11
Als Ortslage des Lagers wird immer Sennestadt genannt - das ist so nicht korrekt. Laut Liegenschaftskataster NRW (siehe: TIM-online) liegt das Lager genau auf der Grenze zwischen zwei Bielefelder Stadtbezirken. Der Südteil des Römerlagers liegt im Bielefelder Stadtbezirk Sennestadt. Der größte, nördliche Teil des Lagers befindet sich auf dem Gebiet des Stadtbezirkes Stieghorst bzw. genauer im Ortsteil Lämershagen-Gräfinghagen.


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