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Mitteilung vom 28.01.19
Presse-Infos | Kultur
Die Bauhausbühne: Werkstatt für elementare Forschung und utopische Vorstellungen
Zur Sonderausstellung "Bauhaus und Amerika. Experimente in Licht und Bewegung" im LWL-Museum für Kunst und Kultur
Münster (lwl). Mit der aktuellen Ausstellung "Bauhaus und Amerika. Experimente in Licht und Bewegung" (bis 10.3.) richtet das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster den Blick auf, die nach der Schließung des Bauhauses 1933 nach Amerika emigrierten und dort ihre Ideen weiterentwickelten. Gezeigt werden die Auswirkungen der Bauhausbühne als interdisziplinäres Laboratorium für Licht- und Bewegungsexperimente bis in die Gegenwart. Das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) stellt einzelne künstlerische Positionen oder besondere Themen der Sonderausstellung exemplarisch vor.
Das Theater mit seinen gesamtkünstlerischen Möglichkeiten bietet einen idealen Ort für die Beschäftigung mit utopischen Vorstellungen. Zwischen 1921 und 1929 existierte am Bauhaus eine Bühnenwerkstatt, an der Studierende aller Fachrichtungen mitwirken sollten. Gropius hatte deutlich formuliert, dass es in dieser Abteilung "die einzelnen Probleme des Raumes, des Körpers, der Bewegung, der Form, des Lichtes, der Farbe und des Tones" zu erforschen gelte. Der expressionistisch geprägte Lothar Schreyer baute die Werkstatt auf. Er entsprach aber letztlich weniger dem gewünschten experimentellen Ansatz.
Ab 1923 war Oskar Schlemmer verantwortlich und prägte das Bühnenprogramm nachhaltig. Mit dem Umzug nach Dessau gab es ab 1926 eine eigene Versuchsbühne am Bauhaus. Dennoch blieb die Abteilung in erster Linie ein Laboratorium für gemeinschaftliches Experimentieren und hatte nicht den Anspruch, professionelle Stücke zur Aufführung zu bringen. Nach dem Weggang Schlemmers ließ Bauhausdirektor Hannes Meyer die Werkstatt 1929 schließen, auch um Kosten zu verringern.
Als zentrale Persönlichkeit der Bühnenwerkstatt gilt Oskar Schlemmer (1888-1943), der Raum-, Tanz- und Bewegungsstudien initiierte und vor allem einen spielerischen Umgang mit neuen Techniken und Materialien förderte. In seiner Bühnentheorie stand die Beziehung des Menschen zum Raum im Vordergrund. So durchschritten die Akteure im "Raumtanz" die Bühne entlang von auf den Boden gezeichneten Linien oder bildeten im "Formentanz" selbst skulpturale Arrangements mit Reifen, Stangen und Kugeln. Schlemmer förderte vor allem eine Art künstlerische Grundlagenforschung im Bereich des elementaren Kostümtanzes und der tänzerischen Pantomime.
In der Ausstellung "Bauhaus und Amerika" sind Kostümentwürfe Schlemmers für das Ballettstück "Spielzeug" zu sehen: Besonders interessant ist hier die Figur "Radio-Zauberer", bei dem Schlemmer die noch recht junge technische Erfindung des Radios zum Akteur auf der Bühne erhebt. Insgesamt war die Bauhausbühne geprägt vom Ansatz, den modernen Menschen im Spannungsfeld von Industrialisierung und Mechanisierung einerseits und Emanzipation und Individualität andererseits zu verhandeln.
Die Installation von Marcel Dzama (*1974), die im ersten Raum der Ausstellung zu sehen ist, erscheint wie eine Reminiszenz an Oskar Schlemmer. "Merry Go Round #2" (2011) ist ein Karussell mit sechs bunten Blechfiguren, die wie Marionetten an einem simplen Stahlgestell baumeln und scheppernd über kleine Kanten im Boden stolpern, wenn der Apparat eingeschaltet wird. Die Runde erinnert mit ihren kegelförmigen Köpfen und aus verschiedenen geometrischen Formen bestehenden Körpern an Schlemmers Entwürfe für Spielzeugfiguren oder Theaterkostüme. Neben Zeichnungen, Filmen und Objekten umfasst Dzamas künstlerische Produktion auch Theaterstücke. 2006 realisierte er ein Stück für das New York City Ballet. In seinem disparaten künstlerischen Kosmos spielt er mit Masken und Puppen und lässt sich von Mythen und Märchen inspirieren.
Jeden Samstag und Sonntag finden um 14 und um 15.15 Uhr einstündige geführte Ausstellungsrundgänge statt. Am Wochenende ermöglichen außerdem 25-minütige Spotlight-Rundgänge einen thematischen Zugang zur Ausstellung: zur Bauhausbühne, Samstag, 16 Uhr, und Sonntag, 11 Uhr, zur Lichtkunst, Samstag, 16.30 Uhr, und Sonntag, 11.30 Uhr, oder zu Fotoexperimenten, Samstag, 17 Uhr, und Sonntag, 12 Uhr. Weitere öffentliche Angebote finden Sie unter http://www.bauhaus-amerika.de.
Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Judith Frey, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Telefon: 0251 5907-209, judith.frey@lwl.org
presse@lwl.org
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