Mitteilung vom 21.11.18
Presse-Infos | Psychiatrie
Das Schweigen brechen
LWL-Wohnverbund in Warstein bietet Beratung und Unterstützung bei Gewalt gegen Frauen
Warstein (lwl). Frauen, die Gewalt erleben, leiden an zahlreichen Problemen und Angstzuständen. Meist kommen die Täter aus dem näheren Umfeld. So war es auch bei Bärbel Schmidtke (Name geändert), 60 Jahre alt, die Gewalt durch ihren damaligen Ehemann sowie in der Familie erlebt hat. Heute lebt sie im LWL-Wohnverbund Warstein, einem von zehn Wohnverbund-Einrichtungen des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe (LWL). Dort lernt sie, mit ihren Ängsten umzugehen, ihre Tage wieder zu strukturieren und ihnen einen Sinn zu geben. Hier lebt sie mit Menschen zusammen, die Ähnliches wie sie erlebt haben und erfährt Unterstützung durch die Beschäftigten ihrer Wohngruppe. Diese erkannten bei Bärbel, dass die fehlende Wertschätzung bereits im jungen Alter festzustellen war und Auswirkungen bis in die Gegenwart hat. Daher erhält Bärbel zusätzliche Unterstützung bei der Stabilisierung von Karla Seehausen, Fachberaterin für Psychotraumatologie. Seehausen ermutigte sie dazu, für ihre Bedürfnisse einzustehen.
Wenn Bärbel heute von häuslicher Gewalt hört, denkt sie mit einem leichten Zittern in der Stimme an die Zeit zurück, als ihr Gewalt widerfahren ist. Ihr ehemaliger Mann hatte Probleme mit dem Alkoholkonsum, spielte und verzockte sich - und ließ dann seinen Frust an Bärbel aus. Auch die Familie ihres Ex-Mannes terrorisierte sie, redete schlecht über sie und verbate ihr den Zugang zu den eigenen Kindern. In der Familie erfuhr sie von ihren Geschwistern ebenfalls Gewalt, sodass der Schulbesuch für sie häufig ausfiel und sie nicht richtig lesen und schreiben lernte. Weglaufen war eine Möglichkeit, doch auf längere Sicht nicht die Lösung - bis sie eines Tages vom Ex-Mann krankenhausreif geschlagen wurde und sich entschied, mit ihrem bisherigen Leben zu brechen. Mit ihrer Vergangenheit möchte Bärbel heute nichts mehr zu tun haben, sagt sie heute. Dazu gehört es aber auch, keinen Kontakt zu ihren drei Kindern zu haben, die mittlerweile erwachsen sind. "Es täte mir sehr weh, wenn meine Kinder mich heute aufsuchen würden. Ich würde wahrscheinlich zusammenbrechen oder einen Schock erleiden", sagt Bärbel und weiß, dass es ihr hier im Wohnverbund nun besser geht.
Mittlerweile ist Bärbel wieder verheiratet, doch das Zusammenleben mit ihrem jetzigen Mann hat auch hier nicht gut funktioniert, da ihr Mann seine arbeitsbedingte Unzufriedenheit oft lautstark an ihr ausgelassen hat, obwohl sie am wenigsten dafür konnte. Materielle Geschenke sollten sie wieder besänftigen, doch auf längere Sicht hielt sie es auch dort nicht lange aus und entschied sich für das Leben im Wohnverbund. Durch die tägliche Arbeit in einer Werkstatt gewinnt sie Schritt für Schritt Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten. "Seit wir uns nicht mehr jeden Tag sehen, verstehen wir uns wunderbar", erzählt Bärbel. Das Zitat fällt oft, als müsse sie sich stets selbst daran erinnern, dass die Situation, wie sie jetzt ist, besser für beide ist. Die regelmäßigen Gespräche mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben Bärbel und ihrem Mann geholfen, Konflikte in angemessener Weise zu lösen. Alle 14 Tage besucht sie ihn und die Haustiere, die bei ihm leben: einen Collie, zwei Katzen und einen Kanarienvogel. "Ich brauche nur die Tür leicht aufzumachen, und schon kommt unser Hund angerannt und wirft mich fast um, so sehr freut er sich", erzählt Bärbel. Die Tiere geben der Betroffenen Kraft. Kraft geben ihr ebenso der Wohnverbund, in dem sie einen sicheren Rückzugsort, eine sinnvolle Tätigkeit sowie Gesprächspartner- und partnerinnen, die sie in Krisen begleiten, für sich gefunden hat.
Hintergrund:
Der LWL-Wohnverbund Warstein ist in der Trägerschaft des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Als eine Einrichtung der Eingliederungshilfe bietet er ein abgestuftes Hilfesystem mit stationären, teilstationären und ambulanten Unterstützungsangeboten für Menschen mit einer psychischen Erkrankung, geistigen Behinderung oder Suchterkrankung an. Ziel der Arbeit ist es, die von ihm betreuten Menschen in ihrem Entwicklungs- und Verselbständigungsprozess zu unterstützen. Er bietet Hilfe an, die es ermöglichen soll, Orientierung und neue Perspektiven zu finden, Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu gewinnen, Konflikte in angemessener Weise zu lösen oder sich auf ein Leben in der eigenen Wohnung vorzubereiten.
Achtung Redaktionen:
Der LWL-Wohnverbund Warstein lädt Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, herzlich dazu ein, beim Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen dabei zu sein:
Informationstag zum
Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen
am Sonntag, 25.11.18, von 14 bis 17 Uhr
im Festsaal der LWL-Einrichtungen in Warstein,
Franz-Hegemann-Str. 23, 59581 Warstein
Um 14 Uhr soll die "Terre des Femmes"-Fahne als symbolische Aktion von der Gleichstellungs-beauftragten der Stadt Warstein Ursula Müller gehisst werden, um ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen. Auf dem weiteren Programm stehen Live-Musik der Connections & Friends, Kurzfilme sowie verschiedene Mitmachaktionen: Tanzpädagogin Susanne Wulf lädt ein zu einem Tanzprojekt und Schauspielerin Beate Ritter bietet einige Übungen zur Selbstbe-hauptung an. Die Veranstaltung basiert auf einer Kooperation mit den Gleichstellungsstellen des LWL und der Stadt Warstein.
Ansprechpartner:
Karla Seehausen, Fachberaterin Psychotraumatologie, LWL-Wohnverbund Warstein, Franz-Hegemann-Str. 23, 59581 Warstein, Telefon 0 29 02 82-30 23, karla.seehausen@lwl.org
Pressekontakt:
Sarah Rütershoff, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-5400, presse@lwl.org
presse@lwl.org
LWL-Einrichtung:
LWL-Wohnverbund Warstein
■Stationäres Wohnen ■Ambulant Betreutes Wohnen ■Tagesstrukturierende Angebote ■Betreutes Wohnen in Familien/Familienpflege
Franz-Hegemann-Straße 23
59581 Warstein Karte und Routenplaner
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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