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Mitteilung vom 09.10.18

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LWL-Preis für Westfälische Landeskunde geht an Magda und Günter Achterkamp

Engagement für die Opfer der NS-Gewalt wird gewürdigt

Bewertung:

Rheine (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat Magda und Günter Achterkamp aus Rheine-Mesum für ihr ehrenamtliches Engagement für Opfer des Nationalsozialismus mit dem LWL-Preis für Westfälische Landeskunde ausgezeichnet.

LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger überreichte die Auszeichnung am Dienstag (9.10.) im Salzsiedehaus in Rheine-Bentlage (Kreis Steinfurt). In ihrer Rede hob sie besonders die Hartnäckigkeit der Preisträger hervor, die sich nicht davon abhalten ließen, die wenigen Spuren von NS-Gewalt, die vor Ort verblieben waren, weiterzuverfolgen: "Magda und Günter Achterkamp haben den Mut besessen, die Zwangsarbeit in Rheine-Mesum zu einem Thema zu machen, mit dem wir uns auch aus Verantwortung für eine demokratische Gesellschaft auseinandersetzen müssen.

Die Eheleute Achterkamp sind sich dieser Verantwortung bewusst und sie handeln danach, indem sie nachwachsende Generationen mit dem Thema nicht allein lassen. Das ist allemal preiswürdig."

Der Rat für westfälische Landeskunde, der die Preisträger vorschlägt, würdigte mit der Preisvergabe an Magda und Günter Achterkamp "herausragendes ehrenamtliches Engagement, das zu über die Gegenwart hinausweisenden Ergebnissen geführt hat".

"Vergesst uns nicht... Erinnerung an die Opfer der NS-Gewalt" lautete der Titel des Vortrags von Magda und Günter Achterkamp, der das Ziel ihrer Ehrenamtsarbeit auf den Punkt brachte: Gegen das Vergessen war die jahrelange Arbeit des Ehepaares aus Rheine-Mesum gerichtet. Magda und Günter Achterkamp haben den Wahlspruch der Geschichtswerkstattbewegung der 70er Jahre - "Grabe, wo du stehst!" - wörtlich genommen und haben unter Efeu auf dem Mesumer Friedhof steinerne Zeugen der NS-Vergangenheit freigelegt. Es handelt sich um Gräber von Zwangsarbeitern, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiterkindern, allesamt Oper des Nationalsozialismus, die dank der Initiative der Eheleute Achterkamp namhaft gemacht werden konnten und denen nun eine Gedenkstätte gewidmet ist.

Nicht immer und überall stießen die Achterkamps mit ihren Nachforschungen auf Gegenliebe. Rüschoff-Parzinger: "Wie sinnvoll ihre Arbeit war und ist, das lässt sich aber anhand der Reaktionen von Hinterbliebenen aus Russland, Polen, der Ukraine und Frankreich ablesen, die nun wissen, wo ihre Angehörigen verstorben sind und dass sie dort, wo sie begraben sind, ein würdiges Erinnern finden."

"Mit der Preisverleihung wurde ehrenamtliches, zivilbürgerliches Engagement geehrt, das weit über das Erwartete und Erwartbare hinausgeht. Magda und Günter Achterkamp verstehen ihr Forschen und Vermitteln als Übernahme von Verantwortung", sagte Prof. Dr. Elisabeth Timm, kommissarische Vorsitzende der Volkskundlichen Kommission für Westfalen, in der Laudatio.
"Ihr Netzwerk ist weit gespannt und umfasst nicht nur verschiedene wissenschaftliche Dienststellen des LWL, sondern auch Universitätsinstitute, die Villa ten Hompel in Münster oder zivilgesellschaftliche Vereine, die sich die Erinnerung an den Nationalsozialismus zur Aufgabe gemacht haben. Die Arbeit des Ehepaars Achterkamp ist jedoch nicht nur in die Vergangenheit gerichtet: Im Rahmen einer Kooperation mit dem Arnold-Jansen-Gymnasium in Neuenkirchen engagieren sich die Preisträger dafür, Schülern das Thema Zwangsarbeit im Nationalsozialismus näherbringen."

Dank des Engagements der Achterkamps ist der Geschichtsort Alter Friedhof Mesum in die pädagogische Landkarte NRW aufgenommen worden. "Dort finden sich Informationen zu qualitätsgeprüften außerschulischen Lernorten, an denen die nachwachsende Generation mehr erfahren kann über wichtige Themen unserer Geschichte. Die Aura dieser besonderen Orte hinterlässt oft einen tiefen Eindruck bei den Jugendlichen, deren historische und politische Bildung gerade in der heutigen Zeit nicht vernachlässigt werden sollte", so Rüschoff-Parzinger.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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