LWL-Newsroom

Mitteilung vom 25.07.18

Presse-Infos | Kultur

"Frieden finden" - Vom Versenken der Sünden hin zum inneren Frieden

Höhepunkte der Ausstellung "Frieden von der Antike bis heute"

Bewertung:

Münster. 400 Jahre nach Ausbruch des 30-jährigen Krieges (1618), 370 Jahre nach Abschluss des Westfälischen Friedens (1648) und 100 Jahre nach dem Friedensschluss von Versailles (1919), der den Ersten Weltkrieg beendete, beschäftigt sich die Ausstellung "Frieden. Von der Antike bis heute" (bis 2.9.) mit der Frage, warum Menschen zu allen Zeiten den Frieden wünschen, seine Bewahrung auf Dauer aber nie gelang. Frieden ist mehr als der Verzicht auf Gewalt - mit ihm verbindet sich die Hoffnung auf Harmonie, Freundschaft, Liebe, Glück, Wohlstand und Gerechtigkeit.

In Münster, der Stadt des Westfälischen Friedens, zeigen das LWL-Museum für Kunst und Kultur, das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster, das Archäologische Museum der
Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU), das Bistum Münster und das Stadtmuseum Münster in einer einzigartigen Kooperation von fünf Institutionen diese Ausstellung, die in interdisziplinärer Kooperation mit dem Exzellenzcluster "Religion und Politik" der WWU erarbeitet worden ist.

In einer Serie werden ausgewählte Werke aus den fünf Ausstellungen vorgestellt.


LWL-Museum für Kunst und Kultur: Wege zum Frieden

Installation im Lichthof: Yael Bartana Tashlikh (Cast Off), 2017

Als Satellit zur Sonderausstellung ist im Altbau-Lichthof des LWL-Museums Yael Bartanas Videoarbeit "Taschlikh (Cast Off)" zu sehen, produziert vom Neuen Berliner Kunstverein und dem Center for Contemporary Art, Tel Aviv.

"Taschlich" (hebr. "[du sollst] werfen") bezeichnet ein Ritual im Anschluss an den ersten Neujahrstag im jüdischen Glauben. Kurz vor Sonnenuntergang treffen sich die Gläubigen
unter freiem Himmel an einem Gewässer. Dort schütteln sie aus den Taschen ihrer Kleidung
alle Krümel und versenken somit symbolisch ihre Sünden im Wasser.

Diesen jüdischen Brauch nimmt Yael Bartanas als Ausgangspunkt für die Videoarbeit "Tashlikh (Cast Off)". In eine zeitlich unbestimmte und nicht verortbare Untiefe fallen Gegenstände von oben in Zeitlupe herab, die das kollektive Gedächtnis unmittelbar mit konfliktbeladenen Ereignissen verknüpft: Eine Schwimmweste sowie Kleidungsstücke oder Gepäckstücke erinnern an Flucht und Tod, die goldenen Sterne entpuppen sich augenblicklich als Judensterne, ein zerschmettertes Glas an einem Bilderrahmen ruft Wut und Zerstörung hervor. Obwohl manche Gegenstände deutlich auf einen durch das Judentum geprägten kulturellen Hintergrund verweisen, bewegen sich die Dinge jenseits individueller Prägungen und Erinnerungen und verweisen eher auf das grundsätzliche Menschsein.
Kuratorin Dr. Marianne Wagner: "Wir sind es, die den herabfallenden Gegenständen eine soziale Struktur zuordnen und dazugehörige Protagonisten imaginieren. Wir sind es, die zu jedem Zeitpunkt Träger und Besitzer dieser Objekte sein könnten. Friedensschließung mit den eignen Erinnerungen wird in Yael Bartanas Arbeit zu einem zentralen Moment. Doch der Brauch, Taschlich', den die Künstlerin als das große 'Fallen' inszeniert, rückt auch das Loswerden von Unannehmlichkeiten ins Zentrum. Sowohl für Opfer als auch für Täter wird das aktive "Vergessen machen" zu einer ambivalenten Selbstrettungsstrategie."

Anders als in einem als White Cube wahrgenommenen Ausstellungsraum, rahmt der historische Lichthof des LWL-Museums das Videobild. Das neue Dach des historischen Raums ruft den Einschnitt durch den Zweiten Weltkrieg ins Bewusstsein; Rachel Whitereads Bibliothek »Untitled (Books)«, die 1997 für die Skulptur Projekte im oberen Bereich des Lichthofs installiert wurde, erscheint in diesem Kontext einerseits wie eine Mahnung an unser Gedächtnis, nicht zu vergessen.

Die Künstlerin
Yael Bartana ist eine israelische Multimediakünstlerin die in Israel und Berlin lebt.
Ihre künstlerische Ausdrucksform ist vorwiegend das Medium des Films. In ihrer Arbeit verfremdet sie dokumentarische Einsichten, die häufig dem schwierigen Alltagsleben Israels entnommen sind. Ihre Arbeiten wurden schon mit zahlreichen Preisen gewürdigt. Im Jahr 2007 war sie Teilnehmerin der documenta 12 in Kassel mit der Video- und Toninstallation "Summer Camp" (2007). Hier zeigt sie eine Gruppe Internationaler Helferinnen beim Wiederaufbau eines durch israelische Behörden zerstörtes palästinensisches Haus.


Allgemeine Informationen zur Ausstellung unter http://www.ausstellung-frieden.de

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und ist als Gemeinschaftsprojekt "Frieden.Europa" von Münster und Osnabrück ein Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr.

Die Ausstellung wird unterstützt von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Kulturstiftung der Länder, des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, der Kunststiftung NRW, der Stiftung Kunst³ für das LWL-Museum für Kunst und Kultur, der Sparkasse Münsterland Ost, der Friede Springer Stiftung und weiteren Förderern.



Pressekontakt:
Claudia Miklis, presse@ausstellung-frieden.de, Telefon 0251 5907-168
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Museum für Kunst und Kultur
Tel.: 0251 5907-210
Domplatz 10
48143 Münster
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