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Mitteilung vom 06.04.18

Presse-Infos | Kultur

Protest - Provokation - Provinz

Eine Filmreihe zeigt die "68er" in Westfalen

Bewertung:

Münster (lwl). In diesem Jahr jähren sich die Ereignisse rund um die Studentenbewegung von 1968 zum fünfzigsten Mal. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und eine Reihe von Partnern nehmen das Jubiläum zum Anlass für eine filmische Retrospektive dieses Epochenereignisses unter regionaler Perspektive.

Die "68er" sind längst zum Mythos geworden: Slogans wie "Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren" und medienwirksame Bilder wie die Auftritte der K1-Kommunarden oder das Foto des erschossenen Benno Ohnesorg haben sich tief in das kollektive Gedächtnis der Bundesrepublik eingebrannt. Doch wie wirkten sich Protest und Provokation jenseits der Zentren der Studentenbewegung aus - zum Beispiel in Westfalen? Inwieweit forderte die Revolte in Berlin und Frankfurt auch hier die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen zu einer Positionierung heraus? Brachten die "68er" auch in der westfälischen Provinz die heile bürgerliche Welt ins Wanken?

"Die Filme aus jener Zeit vermitteln ein differenziertes Bild", sagt Prof. Dr. Markus Köster, Historiker und Leiter des LWL-Medienzentrums für Westfalen, der die Filmreihe initiiert hat. Während in der Universitätsstadt Münster Studenten und Künstler durchaus kreative Formen des Protestes gegen das Establishment erprobten - was gleich mehrere Filmforen der Reihe beleuchten (23. April, 7. Mai und 14. Mai) - standen die Jahre um 1968 im Ruhrgebiet auch filmisch ganz im Zeichen der massiven Kohlekrise, die die Wirtschaftsstruktur und das Selbstbild einer ganzen Region grundlegend infrage stellte ("Schichtwechsel", 16. April). Nicht wenige junge Leute flohen in jenen Jahren aus der Enge der westfälischen Provinz ins aufregende Berlin und erlebten dort die Studentenproteste mit. Auch dazu zeigt die Filmreihe mit dem Eröffnungsfilm "Make Love not War" (11. April) ein Beispiel.

Vom 11. April bis zum 22. Mai 2018 präsentiert das LWL-Medienzentrum - in Zusammenarbeit mit dem Geschichtsort Villa ten Hompel, dem Verein "Die Linse e.V", der LWL-Literaturkommission für Westfalen, dem LWL-Institut für Westfälische Regionalgeschichte, dem Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge und dem Verein "Gegen Vergessen - für Demokratie" Filme, die um 1968 entstanden und den Zeitgeist der ausgehenden 1960er Jahre vermitteln.
Alle sechs Filmabende werden durch Fachleute eingeführt. Nach den Filmen besteht Gelegenheit zu Nachfragen und Diskussionen. Fünf Filmforen finden im Programmkino Cinema an der Warendorfer Straße statt, am 7. Mai wird der Film "Wilde Jahre in Münster" in der Villa ten Hompel am Kaiser-Wilhelm-Ring gezeigt. Alle Filme im Cinema können auf Anfrage auch als Schulvorführungen gezeigt werden.

Die Filme:
"Make Love not War - Die Liebesgeschichte unserer Zeit" (BRD 1967), 11. April, 19 Uhr im Cinema
Den Startschuss der Reihe macht "Make Love Not War - Die Liebesgeschichte unserer Zeit" von Werner Klett. Als ein in West-Berlin stationierter US-Soldat nach Vietnam verlegt werden soll, desertiert er. Ein Freund, bei dem er untertauchen will, ist verreist. Doch dessen Schwester, die aus Bielefeld zu Besuch in Berlin ist, beschließt spontan, ihn zu verstecken...
"Der Film zählt ohne Zweifel zu den beachtenswerten Dokumenten des jungen Deutschen Films der 1960er Jahre und hat als solcher eine Wiederentdeckung verdient", so Prof. Dr. Walter Gödden, Geschäftsführer der LWL-Literaturkommission für Westfalen.

"Schichtwechsel" (BRD 1968), 16. April, 19.00 im Cinema
Der nach einem Buch von Max von der Grün unter der Regie von Hans-Dieter Schwarze entstandene Film schildert die Krisen- und Umbruchsituation im Ruhrgebiet des Jahres 1968. Eine Zechensiedlung im Ruhrgebiet: Das Bergwerk, das allen Arbeit gibt, ist von Schließung bedroht und bei Familie Schimanski hängt der Haussegen schief, weil die Tochter (Angela Winkler) einen Cabrio-Freund hat und der Sohn auf der Zeche kündigt, um "nach Rüsselsheim" zu gehen. "Schichtwechsel ist eine Milieustudie aus dem Kohlenpott, der nicht mehr ist, was er einmal war", urteilt Prof. Dr. Walter Gödden.

"Zwischen Kreuz und Hakenkreuz - Münster. Erinnerungen an eine Stadt im Krieg" (BRD 1969), 23. April, 19 Uhr im Cinema
Welche Erinnerungen haben die Münsteraner an NS-Zeit und Weltkrieg und wie gehen sie damit 30 Jahre später um? Dieser Frage ging Olrik Breckhoff 1969 in einer Dokumentation nach. Heute ist das eigenwillige Feature sowohl für die Kriegszeit ein wichtiges Zeitdokument, als auch für "1968" als Scheitelpunkt tiefgreifender Veränderungen auch in Münster.

"Wilde Jahre in Münster" - Ein unterhaltsamer filmischer Streifzug, 7. Mai, 19 Uhr in der Villa ten Hompel
Das Fernsehen interessierte sich 1968 ebenfalls für die Auf- und Umbrüche in der Region. Im WDR-Archiv haben sich einige Filmdokumente erhalten, die zeigen, wie die Studenten in Münster den Aufstand probten, aber auch wie die bürgerliche Gesellschaft darauf reagierte. Im Mittelpunkt des Abends steht ein "Hochschulporträt" über die Universität Münster, das 1969 entstand.

"InterACT!on und Co - Das andere Kino 1968" (BRD 1969), 14. Mai, 19 Uhr im Cinema
Auch junge Filmemacher experimentierten 1968: Es bildete sich eine filmische Subkultur heraus, die sich als Gegenpol zur kommerziellen Filmindustrie verstand. Der in Münster entstandene Undergroundfilm. "InterACT!on" ist ein typischer Vertreter dieses Genres. Er dokumentiert ein Happening bei der Grundsteinlegung zum Kleinen Haus des Stadttheaters im Juni 1969. Weitere experimentelle Kurzfilme ergänzen das Programm.

"Zur Sache Schätzchen" (BRD 1968), 22. Mai, 19 Uhr im Cinema
Abgeschlossen wird die Reihe durch den von Peter Schamoni produzierten Film "Zur Sache Schätzchen". Mit Uschi Glas als Barbara gehörte er 1968 zu den absoluten Kino-Kassenschlagern, auch in Münster. Kein Wunder: Die Komödie über einen jungen Tagedieb und seine Freundin griff als einer der ersten deutschen Filme das Lebensgefühl junger Menschen am Vorabend der 68er-Unruhen auf.

Karten und Infos unter: http://www.cinema-muenster.de



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Medienzentrum für Westfalen
Fürstenbergstr. 14
48147 Münster
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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