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Mitteilung vom 10.10.17

Presse-Infos | Psychiatrie

Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen erforschen

LWL-Universitätsklinik Hamm sucht Teilnehmer für Studie

Bewertung:

Hamm (lwl). Extremes Übergewicht, auch Adipositas genannt, ist eine ernsthafte Erkrankung. Forscher der vom Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) getragenen kinder- und jugendpsychiatrischen Klinik der Ruhr Universität Bochum in Hamm möchten in Zusammenarbeit mit Motivationsforschern der Ruhr-Uni die Gründe für die Entstehung von Übergewicht besser verstehen. Sie beschäftigen sich in einer Studie mit der Frage, welchen Einfluss bestimmte Temperaments- und Charaktereigenschaften wie Impulskontrolle oder Empfänglichkeit für Belohnungen auf das Essverhalten von Kindern haben und welche Auswirkungen dies wiederum auf das Körpergewicht der Kinder hat. Für die Untersuchung dieser Zusammenhänge werden Teilnehmer gesucht: Kinder, die entweder übergewichtig oder normalgewichtig sind oder bei denen ADHS festgestellt wurde.

Die Studie wird in der LWL-Universitätsklinik Hamm durchgeführt und dauert rund 40 Minuten. Teilnehmen können Schulkinder zwischen sechs und zehn Jahren. Bei allen Teilnehmern werden das Gewicht und die Größe erfasst, Fragen zum Schlaf- und Essverhalten gestellt sowie Tests zur Reaktionsfähigkeit am PC durchgeführt. Auch die Eltern werden zur Gesundheit des Kindes befragt. Auf Wunsch gibt es nach der Auswertung eine diagnostische Einschätzung zum aktuellen Gesundheitszustand der Kinder. Alle Teilnehmer erhalten eine Aufwandsentschädigung von zehn Euro.

Fragen zur Studie und Anmeldungen sind möglich per Telefon und Mail über:
LWL-Universitätsklinik Hamm, Natalie Deux, 02381 893-8065, natalie.deux@rub.de, Miriam Davids, 02381 893-5155, marastudie@gmail.com.



Hintergrund:
In Deutschland ist ein Viertel der Erwachsenen von Adipositas betroffen. Besonders besorgniserregend ist jedoch die wachsende Anzahl an Kindern und Jugendlichen, die unter starkem Übergewicht leidet. Fast 15 Prozent der Zwei- bis 17-Jährigen gelten heute als übergewichtig und haben einen stark erhöhten Body Mass Index (BMI).

Die Folgen von Übergewicht stellen eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität dar, warnen die Forscher der LWL-Uniklinik: Neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gelenkproblemen können weitere stoffwechselbedingte Veränderungen wie Diabetes Typ 2 auftreten. Hinzu kommen emotionale Belastungen und Stigmatisierungserfahrungen. Adipositas entwickelt sich oft über einen längeren Zeitraum und es gibt viele Faktoren, die an der Entwicklung des Übergewichts beteiligt sind. Insbesondere die Schwierigkeit, Adipositas erfolgreich zu behandeln, macht ein frühzeitiges Eingreifen und die Verbesserung von vorbeugenden Maßnahmen notwendig. Um dies zu erreichen und die bisherigen Behandlungsangebote zu verbessern, ist es wichtig, Einflussfaktoren zu erkennen, die beispielsweise eine Gewichtsabnahme verhindern oder zu einer stetigen Gewichtszunahme beitragen.

Aktuelle Studien zeigen, dass vor allem eine hohe Sensibilität gegenüber Belohnungsreizen und die Tendenz zu impulsivem Handeln das Essverhalten ungünstig beeinflussen und einen Ansatzpunkt in der Behandlung darstellen könnten. Menschen, die impulsiver sind, gelingt es demnach schwerer, leckerem Essen zu widerstehen oder das Essen zu beenden, wenn das Sättigungsgefühl erreicht ist. "Oft ist es den Betroffenen gar nicht bewusst, dass sie stärker auf Nahrungsreize reagieren und mehr essen, als sie eigentlich brauchen, weil diese Prozesse automatisch ablaufen und daher schwer zu verändern sind", sagt Professor Dr. Tanja Legenbauer, Leiterin der Forschungsabteilung an der LWL-Universitätsklinik Hamm. "Erste Studien zeigen, dass Trainings zur Hemmung automatischer Handlungsimpulse auf Nahrungsreize auch zu einem veränderten Essverhalten führen."
Die meisten Studien wurden an Erwachsenen durchgeführt. Inwiefern Impulsivität sich auch bei Kindern auf das Essverhalten auswirkt und welche zusätzliche Faktoren auf diese Zusammenhänge wirken und das Gewicht ungünstig beeinflussen, ist bislang unklar.



Pressekontakt:
Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Klaudia Suilmann, LWL-Universitätsklinik Hamm, Telefon: 02381 893-5018, klaudia.suilmann@lwl.org
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Universitätsklinik für Kinder und Jugendliche Hamm
Heithofer Allee 64
59071 Hamm
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