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Mitteilung vom 13.06.17

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LWL zeichnet ehemalige Leibzucht als Denkmal des Monats aus

"Natur-Freunde Bielefeld" nutzten Fachwerkgebäude als Bootshaus

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Bielefeld (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat die Leibzucht, ein Wohnwirtschaftsgebäude der früheren Hofstätte Meyer zu Heepen als Denkmal des Monats Juni ausgezeichnet. Der Verein "Natur-Freunde Bielefeld" hat als Eigentümer den 1815 errichteten Vierständerbau, der inmitten einer Gräfte steht, behutsam saniert. Deshalb sehen die LWL-Denkmalpfleger in dem als Vereins- und Bootshaus genutzten Denkmal "ein positives Beispiel für denkmalgerechtes Bauen und für das Verständnis, ein Gebäude als historische Quelle zu betrachten und deren Informationsgehalt für die folgenden Generationen zu sichern".

Als Leibzucht oder Altenteiler bezeichnet man Wohnwirtschaftsgebäude, auf die sich die ehemaligen Hofbesitzer nach der Hofübergabe an die nächste Generation zurückzogen. "Das ungewöhnlich große und aufwändig errichtete Gebäude des Meyers zu Heepen spiegelt dabei deutlich die wirtschaftliche Kraft der Baueheleute J. H. Adolph Meyer zu Heepen und Friederike Luise Oldermann wider", so LWL-Bauforscher Peter Barthold. Besonders betont er, dass der 23 Meter lange und 13,5 Meter breite Fachwerkbau ungewöhnlich gut erhalten sei: "Anders als bei den meisten anderen vergleichbaren landwirtschaftlichen genutzten Häusern aus dieser Zeit wurden beispielsweise die Deelenwände nicht nachträglich verschoben. Um 1870 stellte man nur einen aus Backsteinen gemauerten Wirtschaftsgiebel vor den alten Fachwerkgiebel."

Die "NaturFreunde Bielefeld" haben die Leibzucht 1970 übernommen und nutzen sie seitdem als Bootshaus. Das Fachwerkgerüst an der südlichen Deelenwand bot sich zum Einlagern der vereinseigenen Kanus an. "Das war ein Glücksfall für das Denkmal, denn so blieb das Gebäude ohne tiefgreifende Umbauten", erklärt Barthold.

Bei der 2015 begonnenen Sanierung folgte der Verein dem Ziel, den Bau denkmalgerecht und ressourcenschonend als Vereins- und Bootshaus zu modernisieren. Ein wesentlicher Teil dieses Konzeptes war es, eine Kletteranlage im Dachgeschoss einzubauen, um das Gebäude attraktiver zu machen, ohne dabei in die historische Substanz einzugreifen.
Bei den Sanierungsarbeiten hat sich der Verein mit den Denkmalbehörden einschließlich der LWL-Bauforschung abgestimmt. "Besonders vorbildlich ist, dass Vereinsmitglieder die Sanierungsarbeiten tatkräftig unterstützten, die Hof- und Besitzgeschichte weitgehend aufgearbeitet und die Sanierung mit einer umfassenden Fotodokumentation begleitet haben", so Barthold.

Hintergrund
Im Bielefelder Stadtteil Heepen befindet sich, nur wenige Kilometer von der Altstadt entfernt, die frühere Hofstätte Meyer zu Heepen. Inmitten des Restes der sich ursprünglich um die ganze Hofanlage ziehenden Gräfte stehen heute noch zwei imposante Fachwerkgebäude, die sich seit 1970 im Besitz des Vereins "NaturFreunde Bielefeld e. V." befinden: Ein zweistöckiger Kornspeicher von 1807 und ein großer Vierständerbau, der 1815 als Leibzuchtgebäude errichtet worden ist.

Von der Deele mit Stallungen - links für Kühe und rechts für Pferde - gelangte man auf das Flett (der offene Küchenbereich) mit einer Kochstelle an der Wand zum anschließenden Kammerfach. Das Kammerfach hat drei unterschiedlich große Zimmer, alle über Hinterladeröfen vom Flett aus beheizbar. Im Gegensatz zum Flett war das Kammerfach somit rauchfrei bewohnbar. Das Flett besaß beidseitig in Verlängerung der Deelenwände zwei hohe Luchten: Offene Räume, die durch hohe, bleiverglaste Fenster in den Außenwänden belichtet wurden. Jede Lucht weist einen starken Luchtbalken auf, der jeweils durch zwei beschnitzte und farbig gefasste Knaggen gestützt wird. Diese Knaggen, die den Winkel zwischen Luchtbalken und Wandständer aussteifen, sind mit verschiedenen Blumen, Bändern mit Quasten und eine auch mit einem springenden Hasen verziert.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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