LWL-Newsroom

Mitteilung vom 29.03.17

Presse-Infos | Kultur

Erst unter Wasser, jetzt an Land

Ausgrabungen am alten Eisenbahntunnel im Eggegebirge gehen weiter

Bewertung:

Willebadessen/Lichtenau (lwl). Die Forschungen an der "Alten Eisenbahn", einer nie vollendeten Tunnelbaustelle des 19. Jahrhunderts, gehen in die nächste Runde. Aktuell graben Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in einem Kooperationsprojekt mit der Universität Kiel wieder im Eggegebirge. Nach dem Einsatz von Tauchern im vergangenen Jahr - der Premiere der Unterwasserarchäologie in Westfalen - werden die archäologischen Untersuchungen nun an Land fortgesetzt. Gemeinsam suchen die Archäologen nach den Resten eines Wächterhäuschens und öffnen verschüttete Schächte.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts sollte hier ein Tunnel der "Cöln-Minden-Thüringer Verbindungs-Eisenbahngesellschaft" entstehen, um die Städte Warburg und Paderborn mit einer Eisenbahnlinie zu verbinden. Der Tunnelbau wurde jedoch wegen technischer Probleme wie Wassereinbrüchen und wegen der Insolvenz der Eisenbahngesellschaft 1848 aufgegeben.

Der preußische Staat übernahm die Gesellschaft und änderte die Streckenführung, sodass der Tunnel überflüssig wurde. Zurück blieb eine verlassene Großbaustelle. "Auf diese Weise können wir die einzelnen Arbeitsschritte wie in einer Zeitkapsel betrachten", erläutert Fritz Jürgens von der Universität Kiel, einer der Grabungsleiter.

Im vergangenen Jahr haben die Archäologen an der Tunnelbaustelle bereits die zugehörige Schänke ausgegraben und mit Tauchern eine der mit Wasser gefluteten Zufahrten erkundet. In der diesjährigen zweiwöchigen Grabungskampagne geht es mit klassischen archäologischen Methoden an Land weiter: Die Archäologen des LWL und der Universität Kiel untersuchen mit Studenten das alte Wächterhäuschen und legen einen der Richtschächte zwischen den Tunneleingängen frei. "Wir können hier vor Ort einmalige Relikte früher Industriegeschichte fassen, daher ist die Untersuchung dieses Denkmals so bedeutend", ergänzt Dr. Sven Spiong, der Leiter der LWL-Außenstelle Bielefeld.

Bisher sind Größe und die genaue Funktion des Wächterhäuschen noch unklar. Eventuell wurde von hier aus damals kontrolliert, wer die Großbaustelle betrat. Vielleicht war es auch nur der erste Anlaufpunkt mit der Registratur für die bis zu 500 Arbeiter, die zeitweise gleichzeitig hier beschäftigt waren. Im Wurzelbereich eines umgestürzten Baumes konnten in den letzten Tagen zahlreiche Dachziegel des Häuschens dokumentiert werden. Weitere Funde könnten Aufschluss über die Funktion geben.

Senkrechte Richtschächte werden beim Tunnelbau angelegt, um die tiefer im Berg liegenden Bereiche zu erkunden, die geologischen Verhältnisse zu untersuchen und um den Tunnelverlauf zu überwachen. An der Baustelle im Eggegebirge sind drei Richtschächte bekannt, einer soll in den nächsten Tagen untersucht werden. Er hat einen Durchmesser von etwa 4 Metern und ist noch rund 2 Meter tief. Hier gelten die Fragen vor allem dem damaligen Baufortschritt: War der Schacht bereits befestigt und ausgemauert worden? Sind Spuren eines Förderturmes nachweisbar, mit dem Abraum ans Tageslicht befördert wurde? Bis zum 7. April haben sie Zeit, diesen Fragen nachzugehen, dann endet die kurze Grabungssaison im Eggegebirge wieder.

Am Sonntag (2. 4.) bieten die Grabungsleiter Fritz Jürgens und Nils Wolpert eine Führung über die Baustelle der "Alten Eisenbahn" an, bei der sie auch die aktuelle Ausgrabung vorstellen. Treffpunkt ist der gleichnamige Wanderparkplatz direkt vor Ort um 11 Uhr.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Carolin Steimer, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-3504
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Archäologie für Westfalen
Zentrale
An den Speichern 7
48147 Münster
Karte und Routenplaner



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0






Ihr Kommentar




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos