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Mitteilung vom 14.03.17

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Zum Gertrudentag wieder raus ins Beet

Am 17. März starten auch die Gemeinschaftsgärtner in die Saison

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Westfalen (lwl). Am kommenden Wochenende startet mit dem Gertrudentag am 17. März die Gartensaison. "Gertraud, den Garten baut", hieß es dazu sprichwörtlich in vergangenen Zeiten. "Bis in die 1960er Jahre hinein war den Zeitgenossen der Gertrudentag durchaus ein Begriff. Wer bis zu diesem Datum seinen Garten noch nicht umgegraben hatte, setzte sich dem Spott und der Missbilligung seines Umfeldes aus", erklärt Christiane Cantauw von der Volkskundlichen Kommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). "Mit der heiligen Gertrud und ihrem Leben hat diese Stichtagregelung allerdings nur wenig zu tun."

Gertrud lebte im 7. nachchristlichen Jahrhundert. Sie wurde Äbtissin des von ihrer Mutter gegründeten Klosters im belgischen Nivelles und bemühte sich vor allem um die Bildung von weiblichen Jugendlichen. Weil sie Kranke, Witwen, Pilger und Gefangene betreute, wurde sie zur Patronin von Spitälern, die im Mittelalter ihren Namen trugen. Ihr Gebet vertrieb der Legende nach eine Mäuse- und Rattenplage und rettete damit die Ernte in der Gegend, weshalb sie in der Regel mit einer Maus als Attribut dargestellt wird. "Bestimmte Arbeiten in Haus und Hof waren früher stets mit Heiligengedenktagen verknüpft. Das zeigt, wie stark der christliche Glaube früher den Alltag durchdrungen hat. Der Wechsel der Jahreszeiten und Aufgaben war durch diese Stichtage gedanklich nicht vom christlichen Glauben zu trennen", erläutert die Volkskundlerin.

Auch in den Gemeinschaftsgärten bereitet man sich auf die kommende Gartensaison vor. "Im Rahmen unseres Projektes zum Thema 'Gemeinschaftsgärten in Westfalen' haben uns die Gärtner auch die Frühbeete gezeigt und erzählt, dass sie sich nach der Winterpause immer mächtig auf die Gartenarbeit freuen. Nach den ersten Arbeiten kehrt dann so mancher mit schweren Armen und Beinen und einem Ziehen im Rücken nach Hause zurück. Das tut der Begeisterung aber keinen Abbruch, denn Gärtnern macht glücklich und gemeinsam gärtnern sowieso", weiß Cantauw, die gemeinsam mit Evelyn Hammes ein Buch zum Thema Gemeinschaftsgärten in Westfalen geschrieben hat.

"Das Faszinierende an der Gartenarbeit ist ja, dass sie ungeachtet von Herkunft, Alter und Geschlecht, ganz unterschiedliche Menschen anspricht und dass das Thema Garten einerseits sehr praktisch und andererseits durchaus auch theoretisch angegangen werden kann. Wir haben während der Forschungen gestaunt, welche Themen in Bielefeld, Münster, Lippstadt, Gelsenkirchen, Minden oder Dülmen aufs Tapet kamen. Da hat sich eine bunte Szene entwickelt, die natürlich auch kulturwissenschaftlich ausgesprochen interessant ist", freut sich Cantauw.

Das Buch "Mehr als Gärtnern. Gemeinschaftsgärten in Westfalen" von Evelyn Hammes und Christiane Cantauw ist zum Preis von Euro 29,90 erhältlich beim Waxmann-Verlag in Münster (ISBN 978-3-8309-3412-7)



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