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Mitteilung vom 11.11.16

Presse-Infos | Kultur

Die Holsterburg geht in den Winterschlaf und entsteht im Hintergrund in 3-D-Form

Bewertung:

Warburg (lwl). Von der Holsterburg ist nicht mehr viel zu sehen. Die achteckige Anlage ist mit ihrer für die europäische Burgenforschung einmaligen Struktur und Fassade komplett unter einer dicken Schicht aus Vlies und Abdeckplanen verschwunden. Die Grabungssaison ist damit beendet. Hinter den Ausgrabungskulissen laufen die Arbeiten bei den Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) aber weiter, um die Burg in ihrer einstigen Form virtuell zu rekonstruieren.

Denn im Sommer waren Fachleute mit technischen Spezialhilfsmitteln angerückt, um die Burg in 3-D komplett ¿abzuscannen¿. Dabei wurde jedes einzelne Bauelement erfasst, vor allem aber die Schaufassade des oktogonalen Außenmauerwerks. Dafür wurden die Mauerquader stellenweise bis zu einer Tiefe von sechs Metern freigelegt, geputzt und dokumentiert. ¿Das ermöglichte einen noch umfassenderen Einblick in die Gestaltung der Schaufassade¿, so Grabungsleiter Kim Wegener. Dabei erfasste der Laserscanner nicht nur das Mauerwerk, sondern auch Reste von Gerüstlöchern, Reparaturarbeiten und Brandspuren als Zeugnisse einer bewegten Geschichte.

Die 3-D-Rekonstruktion der Holsterburg soll ein Mittelpunkt der 2018 geplanten archäologischen Bundesausstellung in Berlin sein, aber auch in der Landesausstellung NRW 2020 gezeigt werden. Die Erfassung der Burgreste war dabei ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt der jetzt beendeten Grabungssaison. Für die Rekonstruktion wurde vom Fachreferat für Mittelalter- und Neuzeitarchäologie der LWL-Archäologie für Westfalen ein wissenschaftlicher Beirat einberufen. Das mit Experten archäologischer und kunstgeschichtlicher Fachbereiche auch international besetzte Gremium tagte auf der Holsterburg und in Münster. Dabei erarbeiteten die Mitglieder einen Entwurf, der sich am momentanen Befund orientiert. Der wird gegenwärtig durch eine Fachfirma umgesetzt. Erste Ergebnisse sind im kommenden Jahr zu erwarten.

Aber auch im Inneren der Burg waren die Archäologen in den zurückliegenden Monaten fleißig. Sie konnten die Verfüllung eines Brunnens teilweise entnehmen und dabei auch gut erhaltene Holzreste bergen. Diese werden jetzt naturwissenschaftlich untersucht und könnten Erkenntnisse zur zeitlichen Einordnung beisteuern. Zudem kamen neue Funde zum Vorschein, darunter ein gut erhaltener Knochenkamm und ein teilvergoldeter Fingerring.

Im Inneren der Burg deckte das Grabungsteam mehrere Bau-, Abbruch- und Brandschichten auf, die von einigen Katastrophen und Baumaßnahmen zeugen. ¿Daraus konnten wir außerdem eine Abgrenzung verschiedener Bau- und Unterbauphasen vornehmen¿, erläutert Wegener. Ein Phasenplan wird aber erst nach dem endgültigen Abschluss der Grabungen an der Holsterburg vorgelegt werden können.

Deshalb werden in der nächsten Grabungskampagne 2017 diese komplizierten Bauphasen weiter untersucht. Außerdem geht es der Feuerung der Warmluftheizung auf die Spur, die wiederum ein besonderes Merkmal der Holsterburg ist ¿ ein Vorhaben, das in diesem Jahr zwar geplant war, aber am Ende zurückstehen musste.

Wie groß das Interesse der Bevölkerung an der Arbeit der Archäologen und an der Burg selbst ist, zeigte der Tag des offenen Denkmals, bei dem rund 300 Besucher auf das Gelände pilgerten. Dabei konnten sie einen Blick auf das punktuell vollständig freigelegte Mauerwerk genießen, wie es ihn in dieser Form nie wieder geben wird. Weitere kleinere Führungen und Fachexkursionen erweiterten die Zahl der Besucher. Dr. Hans Werner-Peine ist als Leiter des LWL-Fachreferates Mittelalter- und Neuzeitarchäologie zufrieden mit der zurückliegenden Grabungssaison. ¿Die gesteckten Ziele wurden erreicht, und die positive Resonanz in der Bevölkerung freut uns natürlich ganz besonders.¿

Wichtig war in dieser Grabungskampagne auch die Unterstützung der Feuerwehren Wormeln und Warburg. Die Wehrleute halfen der Grabungsmannschaft kurzfristig mit Spezialpumpe, Pumpschläuchen und Strahlrohr. Ebenso war Norbert Tillak kostenlos mit einem Baugerüst zur Stelle. Die Abdeckung der Burg wurde außerdem durch eine Spende durch die Zuckerfabrik Warburg möglich.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Katja Burgemeister, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-8921.
presse@lwl.org



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Kommentar(e)

Thomas Stuwe22.04.2020 17:31
Sehr geehrte Damen und Herren, habe mit grossem Interesse die Berichte der Holsterburg gelesen. Sie berichten von einem ersten Brand um 1131. Wenn ich die Fotos von der Aufsicht von oben sehe, fällt mir deutlich auf, daß das Mauerwerk im Innern nicht mit der Aussenmauer verbunden war, komme zum Schluss, daß erst die achteckige Mauer gebaut wurde, dann daß Hauswerk im Innern wohl wesentlich im Sinne des Diadem errichtet wurde. Erst nach dem Brand folgte die jetzt bekannte Bauart, der Bergfried ist vermutlich zuletzt gebaut wurden. Zur Erhaltung der Anlage würde ich, meine Meinung, eine Gläserne Kuppel aufsetzen, um das Mauerwerk vor Verwitterung zu schützen. An der Kuppel würde ich im Aussenbereich ein zweistöckiges Rondell als Ausstellungsfläche nutzen, aber um auch einen Rundumblick von oben auf die Ruinenanlage zu ermöglichen. Dazu aus Stahlrohrgestellen (mit LED-Linien) die Umrisse und die einstige Höhe der Anlage zu zeigen. Der Bergfried müsste dann oben aus der Glaskuppel raus schauen. An der Spitze weht eine Fahne mit dem Wappen der einstigen Herren der Holsterburg... Was meinen Sie? Zu Ihrer Information, ich bin beruflich bildender Künstler und beschäftige mich viel mit historischen Dingen, besonders der Paläontologie aus meiner Gegend im Beckumer Raum. Würde mich sehr freuen, von Ihnen zu hören. Mit freundlichen Grüßen Thomas Stuwe


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