Das Testament der Clementine Schrader

Ein Vortrag im LWL-Industriemuseum Glashütte Gernheim

Bewertung:

| Kommentar abgeben

 

Petershagen (lwl). Wohlstand und Lebenskultur im "Herrenhaus" der Glashütte Gernheim um 1870 beschäftigen Dr. Thomas Parent und seine Zuhörer am Freitag (7.10.). Die Gattin des Hüttendirektors hinterließ nach ihrem Tod 1909 ein umfangreiches Testament. Es gibt einen fundierten Eindruck in das Geschehen im damaligen Fabrikdorf, dem heutigen LWL-Industriemuseum Glashütte Gernheim. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) lädt um 18.30 Uhr zu dem Vortrag ein, der Eintritt ist frei.

Parent, um 1990 ein Pionier des Gernheimer Museumsaufbaus, wird dieses Testament vorstellen und interpretieren. In seinem Vortrag wird er diesen Nachlass auch in die übrige - schriftliche, bildliche und bauliche - Überlieferung einordnen.

Die Glasfabrik Gernheim in Petershagen-Ovenstädt war im 19. Jahrhundert jahrzehntelang der größte Industriebetrieb im Kreis Minden. Die Fabrikantenfamilie Schrader, die diese Glashütte drei Generationen lang leitete, war sehr wohlhabend und international vernetzt. Nachdem Wilhelm Schrader (1827-89) in Gernheim 1877 die ¿ inzwischen nicht mehr konkurrenzfähige ¿ Glasproduktion einstellen musste, siedelte er 1879 mit seiner Familie nach Bielefeld über. Hier verstarb seine Frau Clementine im Dezember 1909. Ein Jahr zuvor hatte sie ein Testament zugunsten ihrer Kinder verfasst.

Im Rahmen der Testamentsvollstreckung wurde der Besitz von Clementine Schrader detailliert aufgelistet: sämtliches Mobiliar, Hausrat, Wandschmuck, Bücher etc. Dieses Verzeichnis gibt einen Einblick in die Wohn- und Lebenskultur der Fabrikantenwitwe und informiert nicht nur über ihren Wohlstand, sondern auch über Geselligkeit, Bildungseifer, Patriotismus und Religiosität. Sicherlich darf man darauf schließen, dass sich ein Großteil dieses Inventars vor 1879 im Gernheimer Herrenhaus befunden hatte.