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Mitteilung vom 02.06.16

Presse-Infos | Kultur

Zwischen den Kulturen

Dokumentarfilm über koreanisch-deutsche Restauratorin

Bewertung:

Münster (lwl). Lina Pak ist die einzige archäologische Restauratorin mit koreanischen Wurzeln in Deutschland. Da ist sich Woon-Kyong Kim sicher. Der Reporter vom koreanischen Sender YTN World hat wochenlang recherchiert, um junge Menschen aus der zweiten Generation koreanischer Einwanderer zu finden. Beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ist er in der Restaurierungswerkstatt der LWL-Archäologie fündig geworden: Lina Pak ist Tochter einer der mehr als 10.000 Krankenschwestern, die in den 1960er und 1970er Jahren von Südkorea nach Deutschland einwanderten.

Es war ein Abkommen zwischen Südkorea und der Bundesrepublik, das vor rund 50 Jahren die große Einwanderungswelle in Schwung brachte. Bergarbeiter wurden benötigt ¿ und Krankenschwestern. Mit ihnen wollte man eine Lücke im deutschen Gesundheitssystem schließen. Südkorea war damals bitterarm. Deshalb nahm auch die Mutter von Lina Pak die Chance wahr und ging 1974 nach Westdeutschland. Ihre eigene Mutter war früh gestorben, der Vater als Lehrer ständig unterwegs. Die junge Krankenschwester musste allein für ihre große Familie sorgen. ¿Das war nicht leicht für meine Mutter¿, sagt Lina Pak. ¿Sie hoffte, in Deutschland die Familie besser unterstützen zu können und traf hier auf eine ganz andere Kultur.¿ Eigentlich sollten es nur drei Jahre sein, die sie von ihrer Heimat und Familie trennten. Daraus wurden mehr als vier Jahrzehnte. Paks Mutter heiratete einen Koreaner, ebenfalls als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen. 1983 wurde die Tochter geboren.

Groß angelegte Dokumentationsreihe für das koreanische Fernsehen

¿Wir wollen zeigen, wie die zweite Generation der Krankenschwestern sich in Deutschland integriert hat, wie ihr Leben aussieht und wo sie zwischen den Kulturen stehen¿, schildert Woon-Kyong Kim die Motivation für die groß angelegte Dokumentationsreihe für das koreanische Fernsehen.

¿Unsere Eltern wollten gerade in Bezug auf Bildung nur das Beste für uns¿, erzählt Lina Pak. Die Ansprüche an die nächste Generation waren hoch, auch wenn sie nicht offen ausgesprochen wurden. ¿Meine Eltern haben hart in Deutschland gearbeitet.¿ Damit es ihnen einmal besser gehen würde als den Eltern, sollten die Kinder mit den besten Voraussetzungen ihr eigenes Leben in Deutschland gestalten. Abitur war ganz selbstverständlich, auch das Studium. Lina Pak hat ihre Ausbildung als Restauratorin in England abgeschlossen ¿ mit besten Referenzen und Stipendien. Heute arbeitet die 32-Jährige bei der LWL-Archäologie in Münster an verschiedenen Projekten. Gerade hat sie federführend an der digitalen Rekonstruktion eines römischen Liegesofas mitgearbeitet, das in den Nekropolen des Römerlagers in Haltern als Totenbett verwendet wurde.

Bewusstsein für Integration schärfen

Ihre koreanische Herkunft hat Pak nicht vergessen: ¿Wir Kinder der zweiten Generation stehen zwischen Korea und Deutschland¿, sagt sie. Ihre große Familie in Korea kennt sie, war schon häufig dort zu Besuch. Den genauen Überblick hat sie dennoch nicht: ¿Es sind so viele Cousinen und Cousins, so viele Einzelgeschichten.¿ Über einige Dinge wird auch nicht offen gesprochen. Etwa über die Schwierigkeiten, die ihre Eltern anfangs in Deutschland hatten: Eine andere Kultur, eine andere Sprache, andere Speisen und Sitten, kein Kontakt zur Familie in Korea. ¿Für meine Mutter war die Religion sehr wichtig in dieser Zeit. Die hat ihr geholfen, vieles durchzustehen. Denn einfach war das nicht.¿

Umso wichtiger ist es auch für Lina Pak, das Bewusstsein für diese Schwierigkeiten und Erfolge der Integration durch ihre eigenen Erfahrungen zu erhalten. Gerade jetzt, wo Deutschland vor den Herausforderungen der aktuellen Flüchtlingsbewegung steht.



Pressekontakt:
Hannah Reichelt, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-5400 und Katja Burgemeister, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-8921.
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