LWL-Newsroom

Mitteilung vom 25.05.16

Presse-Infos | Kultur

Pressekonferenz Skulptur Projekte

Im Sommer 2017 findet vom 10. Juni bis zum 1. Oktober die fünfte Ausgabe der Skulptur Projekte Münster statt. Ein Jahr vorher intensivieren sich die Vorbereitungen. Inzwischen waren circa 30 Künstlerinnen und Künstler in Münster und haben sich mit der Stadt und den bestehenden Skulpturen vergangener Skulptur Projekte vertraut gemacht. Viele Vorschläge sind nun gereift, Orte wurden ausgewählt und die Ideen nehmen Form an. Die Ausstellungsentwicklung basiert seit jeher auf den Vorschlägen der eingeladenen Künstlerinnen und Künstler für temporäre Projekte im Stadtraum. Während die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Skulptur und den Möglichkeiten von Kunst im öffentlichen Raum diesem Setting quasi von Haus aus inne-wohnt, wirft jede Dekade darüber hinaus eigene Fragestellungen auf. Für das kuratorische Team der kommenden Ausstellung gelten diese vor allem den Erfahrungen von Körper, Zeit und Raum in Zeiten zunehmender Digitalisierung.

Am Mittwoch (25.05.) stellte das kuratorische Team ¿ bestehend aus Britta Peters, freie Kuratorin aus Hamburg, Marianne Wagner, Kuratorin für Gegenwartskunst am LWL-Museum für Kunst und Kultur, sowie Prof. Kasper König als künstlerischem Leiter ¿ einzelne Projekte und ihre Standorte in der Stadt vor. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und die Stadt Münster als Träger der Skulptur Projekte stellten ein Jahr vor der Eröffnung die Bedeutung der Ausstellung für Münster und die Region heraus.

LWL-Direktor Matthias Löb stellte positiv heraus, dass die Räume des LWL-Museums für Kunst und Kultur in die Konzeption aufgenommen wurden: ¿Der Landschaftsverband richtet 2017 zusammen mit der Stadt zum fünften Mal die Skulptur Projekte aus und wir freuen uns sehr, dass einige Projekte im Museum stattfinden werden. Damit bleibt unser Haus ein wichtiger Punkt auf der Landkarte der Skulptur Projekte.¿ ¿Diese Tradition wird fortgeführt, jedoch auch auf den Prüfstand gestellt¿, so Marianne Wagner. ¿Sowohl im historischen Lichthof als auch im Sonderausstellungsbereich des Neubaus wird es jeweils ein Projekt geben. Weitere Standorte sind momentan noch in Diskussion. Damit wird auch von kuratorischer Seite die Frage auf geworfen, welche Öffentlichkeit hergestellt wird und welches Potenzial das Museum in diesem Ausstellungskontext entwickeln kann.¿

Oberbürgermeister Markus Lewe, der die Stadt wie seine Westentasche kennt und täglich mit dem Fahrrad durchkreuzt, verwies in einem schriftlichen Statement auch auf den Bestand an Werken: ¿Auf Schritt und Tritt finden sich Münsteranerinnen und Münsteraner auf Augenhöhe mit Arbeiten eines Claes Oldenburg, Bruce Nauman oder Daniel Buren, einer Rebecca Horn oder Rosemarie Trockel ¿ in Münsters Stadtraum ist seit 1977 ein Paradies der Kunst gewachsen.¿ Und weiter: ¿Ich bin gespannt auf die gesellschaftlichen, politischen, medialen und ästhetischen Reflexionen der eingeladenen Künstlerinnen und Künstler auf den öffentlichen Raum.¿

So auch die Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, Hortensia Völckers: ¿Nie war er so wertvoll und zugleich so umkämpft: der öffentliche Raum. In Münster lassen sich seine Gestaltungsmöglichkeiten bei den Skulptur Projekten so gut studieren wie wohl sonst nirgendwo in Deutschland. Die wiederholte Förderung der Kulturstiftung des Bundes konnte nicht nur die hohe Qualität dieses kulturellen Großereignisses gewährleisten, sondern hat auch dazu beitragen können, dass die Skulptur Projekte immer stärker auch international als eine exquisite Ausstellung mit gleichwohl großer Breitenwirkung wahrgenommen werden.¿

Markus Schabel, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Münsterland Ost, erläuterte das Engagement der Sparkassen-Finanzgruppe: ¿Die Skulptur Projekte sind ein deutliches Statement für eine attraktive, weltoffene Region mit Lebensqualität. Als Hauptförderer will die Sparkassen-Finanzgruppe ein Leuchtfeuer für die Region möglich machen, das Unverwechselbarkeit schafft und Anziehungskräfte entwickelt, von denen direkt oder indirekt alle profitieren, die hier leben und arbeiten.¿

Die zweite Pressekonferenz am 25.05. fand auf dem Schiff MS Günther statt, das extra für diesen Anlass im Stadthafen festgemacht hatte. So konnten sich die Gäste mit einem Ort vertraut machen, der bislang noch nicht in der Topografie der Skulptur Projekte verankert war, aber für die Stadt Münster eine zunehmend wichtige Rolle spielt. Anlässlich der Ausstellung in 2017 wird Ayse Erkmen die Besucherinnen und Besucher hier buchstäblich auf dem Wasser gehen lassen. Ihr Beitrag zu den Skulptur Projekten wird ein knapp unter der Wasseroberfläche liegender vier Meter breiter Steg im westlichen Hafenbecken sein. Erkmen nimmt zum zweiten Mal nach 1997 an den Skulptur Projekten teil. Damals ließ die Künstlerin Plastiken aus dem Bestand des Westfälischen Landesmuseums über den Domplatz fliegen. ¿Heute, 20 Jahre später, verlegt sie ihr Interesse aus der Luft ins Wasser und schafft so neue Perspektiven¿, sagte Kasper König über das Projekt und erklärte: ¿Die Konstruktion erlaubt es den Menschen, über das Hafenbecken hinweg vom sogenannten Kreativkai auf die stärker industriell geprägte Seite des Hafens zu gelangen. Die Passage, barfuß, mit den Schuhen über die Schultern geworfen, ist ebenso poetisch wie städtebaulich prekär. Sie spiegelt auch unser Misstrauen gegenüber diesem neuen Ort des Konsums, der überall sein könnte. Nicht nur vom Steg, sondern auch vom Ufer aus wird Erkmens Arbeit die Wahrnehmung von öffentlichem Raum und seine Strukturen thematisieren.¿

Auch das Projekt der Künstlerinnengruppe Peles Empire knüpft an die skulpturale Tradition der Ausstellung an und lässt die Besucherinnen und Besucher im Verhältnis zur Installation zu Akteurinnen und Akteuren werden. Barbara Wolff und Katharina Stöver werden eine begehbare Skulptur gegen-über dem Aegidiimarkt errichten, die sowohl auf das namensgebende Schloss Peles in Rumänien, als auch die historische Entwicklung der Münsteraner Innenstadt verweist.

Die Künstlerin Alexandra Pirici, als klassische Tänzerin und Choreografin ausgebildet, verzichtet auf installative Konstruktionen und arbeitet direkt mit dem Körper ihrer Performer als Material. Häufig konfrontiert sie öffentliche Denkmäler und Plätze mit lebendigen, ephemeren Gesten, die die teilnehmenden Zuschauerinnen und Zuschauer auch auf ihre eigenen Körper zurückverweisen. 2017 wird sie den Friedenssaal des historischen Rathauses in Münster zum Ausgangspunkt nehmen, um in Langzeit-Performances die historischen Fragen nach der Rolle von Kommunikation für den Frieden und dem Verhältnis von Nationalstaatentum und Globalisierung neu zu stellen.

Die Frage nach dem Körper spielt auch in dem Projekt von Michael Smith eine entscheidende Rolle. Vor der Hintergrundfolie des Jugendwahns, der ihn in vielen Arbeiten beschäftigt, hat er für Münster ein ortsspezifisches Projekt entwickelt, das auf den großen Anteil wohlhabender, älterer Menschen in der Stadt Bezug nimmt. Er plant ein oder zwei Büdchen zu installieren, in denen sich Personen über 65 Jahre in Tattoo-Fragen beraten lassen können.

Ei Arakawas Projekt zeigt, in welchem großen Radius sich die Skulptur Projekte 2017 in der Stadt bewegen. An einem Standort am hinteren Aasee auf einer Wiese nahe des Hauses Kump plant der Künstler eine Gruppe von LED-Screens zu platzieren, die zeitgenössische Gemälde paraphrasieren. In ungewöhnlicher Form widmet sich Arakawas Projekt so Aspekten von digitaler Mobilität und populären Übersetzungsformen. Die einzelnen Screens sind zusätzlich mit einer Audiospur ausgestattet, sodass sie eigens zu diesem Zweck komponierte Musikstücke ¿singen¿ werden.

¿Sowohl die entstehenden Projekte als auch das Gesamtprofil der Ausstellung sind von einer Offenheit gegenüber dem Prozesshaften geprägt¿, betonte Kuratorin Britta Peters und erklärte weiter: ¿Viele Arbeiten spielen mit popkulturellen Momenten, sie thematisieren im öffentlichen Raum eine gegenwärtige Kultur von Konsum, ökonomischer Privatisierung, zunehmender Digitalisierung und zwar sowohl im Bezug auf den Einzelnen als auch im Bezug auf die Gemeinschaft. Darüber hinaus bieten sie ästhetisch zahl-reiche weitere Lesarten an.¿

Diese grundsätzliche Offenheit zeigt sich nicht nur in der Vielfalt der vorgestellten Projekte, sondern auch in den Kooperationen, welche die Ausstellungsvorbereitung auf verschiedenen Ebenen begleiten. Das Team der Skulptur Projekte kooperiert seit dem Sommersemester 2015 mit der Kunstakademie Münster. Als Gastprofessoren sind die Kuratorinnen in regem Austausch mit den Studierenden. Teile der semesterbegleitenden öffentlichen Vortragsreihe ¿Münster Lectures¿, zu denen Vertreterinnen und Vertreter und Kunst und Theorie eingeladen werden, fließen auch in die 3-teilige Magazinreihe Out of ein, die den Entstehungsprozess der Ausstellung im Vorfeld begleitet. Die als Beilage des Kunstmagazins frieze d/e distribuierten Magazine verhandeln die Bedeutung der skulpturalen Grundbedingungen Körper, Zeit und Raum. Das erste Heft Out of Body ist im Frühjahr erschienen, Out of Time folgt im Hebst 2016 und Out of Place im Frühjahr 2017. Alle Hefte sind unter http://www.skulptur-projekte.de auch online abrufbar.

Ein weiterer Kooperationspartner ist das Theater im Pumpenhaus. ¿Als alternatives Gegenüber zum Museum bildet das Pumpenhaus in dem dichten Geflecht aus Projektstandorten, das sich 2017 in einem weiten Radius über die Stadt verteilen wird, einen weiteren Knotenpunkt¿, so Peters. Hier werden u. a. die internationale Performancegruppe Gintersdorfer/Klaßen während der gesamten Laufzeit der Skulptur Projekte öffentlich proben, bestehende Fragmente aufführen und ein neues Stück erarbeiten.

Zudem wurde die Website der Skulptur Projekte 2017 in einem neuen Gewand online geschaltet. Von den Schweizer Gestaltern Urs Lehni und Lex Trüb entwickelt und von Urs Hofer programmiert, ist die Seite mit ihrem ungewöhnlichen Spaltendesign optimiert für die mobile Nutzung auf dem Smartphone. Ein Teil der Website ist der ¿Öffentlichen Sammlung¿ gewidmet, die vom Archiv der Skulptur Projekte ausgehend neu aufbereitet wurde und nun übersichtlich erfasst ist. In der öffentlichen Sammlung werden all die Werke vorgestellt, die nach den vergangenen Ausgaben der Skulptur Projekte im Stadtraum verblieben sind.

¿Die Werke im Außenraum sind wichtige Bezugspunkte und mitunter Ausgangspunkte für Überlegungen zu neuen künstlerischen Projekten¿, betonte Marianne Wagner und ergänzte: ¿Wir arbeiten seit einigen Monaten gezielt darauf hin, mithilfe öffentlicher Gelder eine Forschungsstelle für das Skulptur Projekte Archiv zu etablieren. Es soll damit ein Fundament für die wissenschaftliche Erforschung und Aufarbeitung der Ausstellungsgeschichte, der Entstehung und Rezeption der Kunstwerke sowie kuratorischer oder institutioneller Entscheidungen gelegt werden.¿
Hauptförderer der Ausstellung sind die Kulturstiftung des Bundes, die Sparkassen-Finanzgruppe mit der Sparkasse Münsterland Ost, der Provinzial, der Landesbank Hessen-Thüringen, dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband und dem Sparkassenverband Westfalen-Lippe. Gefördert wird die Ausstellung ausserdem von dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen sowie der Kunststiftung NRW.


Ausführliche Bildzeile:
(v.l.) Dr. Hermann Arnhold, Direktor des LWL-Museums für Kunst und Kultur; Markus Schabel, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Münsterland Ost als Repräsentant der Sparkassenfinanzgruppe; Imke Itzen, Projektleiterin der Skulptur Projekte 2017; Thomas Tenkamp, Geschäftsführer der Provinzial Stiftung LWL-Museum für Kunst und Kultur; Matthias Löb, LWL-Direktor; Stefan Richter, stellvertretender Vorstandsvorsitzender Westfälische Provinzial Versicherung; Kasper König, Künstlerischer Leiter der Skulptur Projekte 2017, Britta Peters und Dr. Marianne Wagner, Kuratorinnen der Skulptur Projekte 2017; Dr. Barbara Könches, Kunststiftung NRW; Dr. Barbara Rüschoff-Thale, LWL-Kulturdezernentin; Friederike Tappe-Hornbostel, Leiterin Kommunikation der Kulturstiftung des Bundes und Cornelia Wilkens, Kulturdezernentin der Stadt Münster.
Foto: Hubertus Huvermann, 2016



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Judith Frey, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Telefon: 0251 5907-209, judith.frey@lwl.org
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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