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Mitteilung vom 23.05.16

Presse-Infos | Kultur

Reif für die Insel ¿ Tourismus auf Sylt, Hiddensee und Mallorca

Ausstellung im LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg

Bewertung:

Waltrop (lwl). Urlaub ist die kleine Flucht aus dem Alltag. Und nirgendwo kann man die arbeitsfreien Wochen schöner verbringen als auf einer Insel. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) stellt in der neuen Sonderausstellung ¿Reif für die Insel¿ ab Donnerstag (26.5.) in seinem Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop (Kreis Recklinghausen) die drei Ferienparadiese Sylt, Hiddensee und Mallorca vor.

Jede dieser Inseln verkörpert ein bestimmtes Klischee: die Insel der Schönen und Reichen in der Nordsee, die Insel der Einzelgänger und Naturliebhaber in der Ostsee, die Insel der Massen und der Stars im Mittelmeer. Die Wirklichkeit ist vielschichtiger. Mit 500 Exponaten - Plakaten, Postkarten, Souvenirs, Bademode, Gemälden und Fotografien - zeigt die Ausstellung, wie sich der Tourismus an den verschiedenen Orten entwickelt hat. Das Spektrum der Exponate reicht vom 100 Jahre alten, mit Rüschen besetzten Badeanzug für Damen bis zur Jukebox mit Strandhits, vom Westerland-Bass eines Mitglieds der Rockband ¿Die Ärzte¿ bis zum Original-Inventar eines kompletten Gästezimmers aus Hiddensee, von Bällen aus den Sylter Golfclubs bis zum Sangria-Eimer vom Ballermann. Video-Interviews mit Insulanern, die ganz persönliche Geschichten erzählen, bereichern die Präsentation.

¿Die Ausstellung zeigt auf sehr erfrischende und kompakte Weise, wie die Deutschen Urlaub machten und machen: vom Kaiserreich bis heute, in West und Ost, im Inland und im Ausland. Ein tolles Thema, das Spaß macht und nicht nur durch den Bezug zum Wasser wunderbar an diesen Ort passt¿, erklärte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale am Montag (23.5.) bei der Vorstellung der Schau im Schiffshebewerk Henrichenburg.

Tatsächlich steckt in der Geschichte des Tourismus mehr als Sonne, Sand und Meer. ¿Urlaub ist die Kehrseite der Arbeitswelt und immer auch ein Spiegel der Gesellschaft. Veränderungen machen sich immer auf beiden Seiten bemerkbar¿, erklärt LWL-Museumsleiter und Ausstellungsmacher Dr. Arnulf Siebeneicker. Drei Leitfragen haben die Konzeption bestimmt: Wie wurden die Inseln entdeckt? Wer fuhr und fährt aus welchen Gründen dorthin? Welche Folgen hat der Tourismus für die Zielorte? Rund um drei große Inselreliefs zeigt die Ausstellung Antworten auf diese Fragen.

Sylt
Westerland darf sich seit 1855 ¿Seebad¿ nennen ¿ zu diesem Zeitpunkt stand Sylt noch unter dänischer Hoheit. Bald entstanden die ersten Hotels, gefolgt von Kurhaus, Promenade und Lesehalle. Am Strand gab es ein Herren- und ein Damenbad. Ab 1902 durften sich dann im Familienbad ¿ dem ersten in Preußen ¿ die Geschlechter mischen. Sylt stieg zur ¿Königin der Nordsee¿ auf, mit Modeschauen, Hunderennen und Tanzabenden. Seit 1927 verbindet der als technische Meisterleistung gefeierte Hindenburgdamm Sylt mit dem Festland.

Nach dem Krieg entwickelte sich die Insel zum Treffpunkt der Eliten aus Wirtschaft und Medien. Gunter Sachs, Axel Springer und Berthold Beitz gehörten zu den Stammgästen. Sylt ist außerdem die Geburtsstätte des Surfens in Deutschland ¿ die ersten Wellenreiter waren die Rettungsschwimmer von Westerland. Nicht umsonst trägt das Nordsee-Eiland den Titel ¿Marke des Jahrhunderts¿. Auch wer noch nicht da war, kennt die Insel-Silhouette: der Autoaufkleber ist der meist verkaufte in Deutschland. ¿Das VIP-Image ist bis heute geblieben, auch wenn der eigentliche Reiz der Insel ihre grandiose, von den Naturgewalten stets bedrohte Strand- und Dünenlandschaft ist¿, erklärt Mathias Wagener, wissenschaftlicher Volontär im LWL-Industriemuseum und Kurator der Ausstellung.

Hiddensee
Auf Hiddensee geht es ungezwungener zu ¿ der fahrbare Untersatz taugt auf der autofreien Insel nicht als Statussymbol. In der Weimarer Republik war die Insel der ¿Balkon von Berlin¿. Gerhart Hauptmann und Asta Nielsen besaßen hier Sommerhäuser; Thomas Mann, Albert Einstein, Joachim Ringelnatz und Heinrich George suchten Erholung. In der DDR galt Hiddensee als das begehrteste Reiseziel des Landes. Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund kontrollierte die Zuteilung fast aller freien Betten auf der Insel. ¿Die Hiddenseer durften einige Zimmer direkt an Privatgäste vermieten. Sie vergaben jeden Winkel in Scheune, Stall und Stiege an Schwarzschläfer¿, so Arnulf Siebeneicker. Für die Ausstellung hat er das Original-Inventar eines Gästezimmers aus den 1920er Jahren nach Waltrop geholt, das bis heute ununterbrochen benutzt wird. Unter den Saisonkräften, die die Hotels und Restaurants am Laufen hielten, waren viele Aussteiger mit geknickten Biographien. Einige Gäste versuchten, nach Dänemark zu fliehen ¿ für sie war Hiddensee der Start zu einer ganz besonderen Reise.

Mallorca
Ab 1900 etablierte sich Mallorca mit der Kathedrale von Palma als Kulturreiseziel, während sich erst später auch der Strandurlaub entwickelte. In den 1930er Jahren bildete sich eine Kolonie von Deutschen, von denen einige Zuflucht vor Hitler suchten. Spätestens als der Düsenjet Ende der 1960er Jahre das Propellerflugzeug ablöste, setzte sich Mallorca als erschwinglicher Urlaubsort mit Sonnengarantie bei den Deutschen durch. Heute stellen sie 40 Prozent der 9,7 Millionen Touristen. Hatten die ersten Pauschaltouristen noch mit Hut und Krawatte im Flieger gesessen, fuhren bald die ¿Ballermänner¿ mit einheitlichen Motto-T-Shirts los, um ordentlich ¿die Sau `raus zu lassen¿. Für das Ausstellungsprojekt hat das LWL-Industriemuseum die Ruhrgebietsfotografin Brigitte Kraemer zur Partymeile von S¿Arenal geschickt. Die Bilder, die sie am Strand und in den Kneipen gemacht hat, sehen Besucher zunächst im Obergeschoss des Hafengebäudes. Im Herbst zieht die Fotoausstellung dann in das Ausstellungsschiff ¿Ostara¿ im Oberwaser.

Überfüllte Strände mit maroden Bettenburgen verschlechterten in den 1990er Jahren den Ruf der Insel. ¿Diesen Trend hat Mallorca gestoppt, indem es neben dem Strand auch die Berge, den Sport und die Kultur hervorhebt¿, erklärt Siebeneicker.

Katalog
Zur Ausstellung ist im Klartext Verlag ein umfangreiches, reich bebildertes Begleitbuch mit Aufsätzen von 25 Autoren erschienen: Reif für die Insel ¿ Tourismus auf Sylt, Hiddensee und Mallorca, Hg. LWL-Industriemuseum, Arnulf Siebeneicker und Mathias Wagener, 455 Seiten, Essen 2016, ISBN 978-3-8375-1668-5, Preis: 19,95 Euro.

Außerdem gibt das LWL-Industriemuseum den Modellbaubogen ¿Leuchttürme auf Sylt, Hiddensee und Mallorcas¿ mit den Leuchttürmen List-Ost, Dornbusch und Cap de Formentor zum Preis von 3,90 Euro heraus.



Eröffnung
Bei der Eröffnung am Mittwoch (25.5.) um 18.30 Uhr begrüßt Monika Schnieders-Pförtzsch, stellvertretende Vorsitzende der LWL-Landschaftsversammlung, die Gäste. Arnulf Siebeneicker und Mathias Wagener geben eine Einführung in die Ausstellung. Zwischendurch lässt die ¿Seebühne Hiddensee¿ in improvisierten Kurzauftritten den Schriftsteller und Seemann Joachim Ringelnatz lebendig werden. Auch der ¿Sylter Eiswagen¿ steht für die Gäste bereit.


Rahmenprogramm
An jedem zweiten Sonntag finden um 14.30 Uhr öffentliche Führungen für Einzelbesucher durch die Ausstellung statt. Beim ersten Termin (19.6.) erläutert Museumsleiter Dr. Arnulf Siebeneicker die Ausstellung. Die übrigen Termine (ab 3.7.) bestreiten die Museumspädagogen des Schiffshebewerks. Die Teilnahme ist jeweils kostenlos; Besucher zahlen nur den normalen Eintritt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Gruppen können Führungen an frei zu vereinbarenden Terminen buchen.

Auch Kleinkunstabende, Lesungen und Vorträge gehören zum Begleitprogramm. Die nächsten Termine:

Freitag, 27.5., 19 Uhr
Die ¿Seebühne Hiddensee¿, eines der renommiertesten Puppentheater Deutschlands, spielt ¿Die Schatzinsel¿, nach dem Roman von Robert Louis Stevenson ¿ ein abenteuerlicher Abend für kleine und große Besucher. Eintritt: 9/12 Euro, Reservierung erforderlich.

Dienstag, 31.5., 19 Uhr
¿Hiddensee ¿ Eiland im Norden¿. Der Segler Karl-Heinz Czierpka stellt in seinen ¿Geschichten von Bord¿ die Ostsee-Insel in einem Bildervortrag vor. Eintritt frei.

Freitag, 3.6., 19.30 Uhr
Der Fußball-Reporter Manfred Breuckmann liest aus seinem Mallorca-Krimi ¿Schnee am Ballermann¿. Eintritt: 9/12 Euro, Reservierung erforderlich.


Reif für die Insel ¿ Tourismus auf Sylt, Hiddensee und Mallorca
25.5.2016-19.3.2017
LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg
Geöffnet Di¿So 10-18 Uhr
http://www.lwl-industriemuseum.de



Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Museum Schiffshebewerk Henrichenburg
Am Hebewerk 26
45731 Waltrop
Karte und Routenplaner



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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