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Mitteilung vom 02.03.16

Presse-Infos | Kultur

Selbstgespräche nähern sich wie scheue Rehe

LWL-Museum zeigt Lichthofinstallation von Yves Netzhammer

Bewertung:

Münster (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) setzt die Tradition der Lichthofinstallationen in seinem LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster fort und zeigt ab Freitag (4.3.) (bis 23.4.2017) eine raumgreifende Installation des Schweizer Künstlers Yves Netzhammer (*1970, Schaffhausen). Unter dem Titel ¿Selbstgespräche nähern sich wie scheue Rehe¿ verbindet er Videoprojektionen, zeichnerische und bildhauerische Elemente zu einem Gefüge, das den Innenhof und seine umlaufenden Gänge in einer Erfahrungsebene vereint. Die gleichnamige Videoarbeit ist im Patio des Museums zu sehen. Am Donnerstag (3.3.) wird die LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale die Ausstellung eröffnen.

Netzhammers bühnenartige Einbauten im Lichthof des LWL-Museums können einem Parcours gleich von den Besuchern betreten werden. Dort tauchen sie in eine physisch reale und doch zugleich fiktionale Welt ein. Vertraute Alltagsgegenstände wie Türen, Schränke oder Stühle führen in der Installation ein neues Leben als eigenständige Objekte weiter. Ein altes Waschbecken am Boden dient als Projektionsfläche, eine Glühbirne beleuchtet eine Vitrine auf Schaukelstuhlbeinen. Die surrealen Konstellationen im Raum tauchen auch in den Filmen wieder auf und bilden dort den Handlungsspielraum für Netzhammers Figuren.

In den computeranimierten Videosequenzen inszeniert Netzhammer neutrale Figuren. Geschlechtslose Gliederpuppen ohne Gesicht und individuelle Eigenschaften sind die Protagonisten seiner Filme. Der Künstler stellt die menschliche Verletzlichkeit in den Vordergrund, die sich in der Verwendung der Farbe Rot oder auch der Darstellung des Rehs zeigt. Das zarte, scheue Tier symbolisiert Wachsamkeit und Vertrauen in das Unbewusste. Stets auf der Hut vor der Gefahr, ergreift es bei kleinster Unsicherheit die Flucht. In den Erlebnissen von Figuren und Tieren thematisiert Netzhammer mitunter eine Atmosphäre latenter Bedrohung, ein gefährdetes Dasein oder eine instabile Identität.

Häufig entwickeln sich aus Verletzungsszenen neue Bilder. So kann eine Wunde am Finger und ein Bluttropfen Ausgangspunkt und Überleitung zu einer neuen Filmszene sein. Die Wahrnehmung von Dingen, ihrer Umgebung und des Menschen wird für den Betrachter zu einer spezifischen Erfahrung von Zeit und Dasein in der Welt.

¿Für ihre erste Ausstellung hat die Kuratorin Dr. Marianne Wagner einen Künstler eingeladen, der in der Tradition der Lichthofinstallationen arbeitet und eine Verbindung zwischen den neuen und alten Höfen unseres Hauses schafft¿, so Musemsdirektor Dr. Hermann Arnhold. ¿1977 stellte Joseph Beuys seine Fettkeile im Lichthof auf und begründete eher zufällig die Lichthofinstallationen.¿
¿Die Installation ist als komplexe ästhetische Erfahrung angelegt¿, erklärt Dr. Marianne Wagner. Yves Netzhammer inszeniert auf unterschiedlichen Medienebenen existentielle Themen wie Liebe, Verlust, Krankheit, Hoffnung, Sexualität, Geburt oder Tod. ¿Und damit greift der Künstler kollektiv erfahrbare Identifikationsmomente auf, die uns alle angehen¿, so Wagner.

Ergänzend zur Installation im Lichthof wird im Patio des Neubaus der gleichnamige Film gezeigt. Er greift die Motive der Lichthofinstallation auf und ergänzt sie. ¿Die Mitglieder haben sich in ihrem Jubiläumsjahr zum 40jährigen Bestehen mit deutlicher Mehrheit für den Ankauf dieser zeitgenössischen Videoarbeit entschieden¿, erläutert die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Freunde des Museums für Kunst und Kultur, Eva Pieper-Rapp-Frick.
¿Das zeigt das große Vertrauen, das sie in die Entwicklung der Kunst setzen: sie ziehen das ihnen noch Unbekannte dem Arrivierten vor. Dieses Vertrauen und Verständnis ist in den langen Jahren des intensiven Dialoges zwischen Museum und seinen Freuden gewachsen."

Hintergrund
Yves Netzhammer studierte an der Schule für Kunst und Gestaltung in Zürich. Er hat an zahlreichen internationalen Ausstellungsprojekten teilgenommen und 2007 den Schweizer Pavillon auf der Biennale Venedig bespielt.

Seit Beginn der 1980er Jahre hat das LWL-Museum Künstler eingeladen, mit einer ortsspezifischen Arbeit auf den historistischen Raum zu reagieren: Carl Andre, Richard Serra, Daniel Buren oder Ellsworth Kelly. Im Gegensatz zu den Arbeiten im Rahmen der Skulptur Projekte werfen die Arbeiten Fragen auf, die häufig das Museum betreffen, seine Strukturen und Mechanismen aufgreifen oder sich formal mit den örtlichen Begebenheiten auseinandersetzen. Diese Tradition wird auch in Form von zeitgenössischen Auseinandersetzungen mit dem Raum seit der Neueröffnung des LWL-Museums für Kunst und Kultur fortgeführt.

Der Film im Patio ist eine Erwerbung der Freunde des Museums für Kunst und Kultur Münster.

Die Installation wird gefördert durch die Schweizer Kulturstiftung ProHelvetia und die Stanley Thomas Johnson Stiftung.

Veranstaltungen
Eröffnung:
Donnerstag, 3.3., 18 Uhr (öffentlich)

Kuratorinnenführung:
Freitag, 10.6., 19 Uhr

Kunstpause:
Donnerstag, 12.05., 12.30 Uhr

Filmgespräch mit Elke Kania zu den Videos
von Yves Netzhammer:

Mittwoch, 18.05., 19.30 Uhr, Auditorium



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Rebecca Baasch, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Telefon: 0251 5907-209, museumkunstkultur@lwl.org
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
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Tel.: 0251 5907-210
Domplatz 10
48143 Münster
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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