Mitteilung vom 23.12.15
Presse-Infos | Soziales
Ernüchterung beim LWL
Kein Geld vom Bund für Behindertenhilfe?
Münster (lwl). Die Behindertenhilfe der Kommunen in NRW kann in den nächsten 15 Jahren keine direkte Hilfe mehr aus Berlin erwarten, fürchtet der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Matthias Löb.
Trotz der Festlegung im Berliner Koalitionsvertrag von SPD und CDU deutete sich vor einigen Monaten an, dass der Bund die versprochene Entlastung der Kommunen von jährlich fünf Milliarden Euro bundesweit nicht über die Behindertenhilfe, sondern über die so genannten Kosten der Unterkunft und den kommunalen Umsatzsteuer-Anteil zahlen will.
Löb sieht bisherige Befürchtungen übertroffen
Anfang Dezember haben sich nun die Ministerpräsidenten der Länder auf das Ziel festgelegt, in der Behindertenhilfe ohne Unterstützung aus Berlin zu agieren. Mit der Einigung der Länderchefs zu einem Bund-Länder-Finanzausgleich sieht Löb die bisherigen Befürchtungen übertroffen: ¿Nachdem die Länder jahrelang die Mitfinanzierung des Bundes für die enorm steigenden Kosten in der Eingliederungshilfe gefordert hatten, haben sie sich jetzt darauf verständigt, dass die Finanzverantwortung für die Eingliederungshilfe auf Dauer vollständig dezentral bei Ländern und Kommunen bleiben soll.¿
Kein Taschenschirm, sondern robustes Regenzeug benötigt
¿Das ist sehr ernüchternd, denn damit steht fest, dass die Kommunen in NRW bis mindestens 2030 mit keiner weiteren Entlastung des Bundes bei ihren Sozialkosten rechnen können.¿ Löb weiter: ¿Von den bundesweit fünf Milliarden Euro ab 2018 wird etwa eine Milliarde jährlich bei den NRW-Kommunen ankommen. Aber diese feste Marke von einer Milliarde jährlich wird schon im Jahr 2018 allein durch die Kosten der Hilfen für Menschen mit Behinderungen wieder überschritten sein. Wir brauchen bei der Finanzierung der Soziallasten aber keinen Taschenschirm, sondern robustes Regenzeug, das mitwächst.¿
Entlastung an anderer Stelle
Wetterfest würden die Kommunalfinanzen erst durch eine ¿dynamisch mitwachsende Entlastung¿ der Kommunen bei ihren sozialen Ausgaben durch Land oder Bund. Löb plädiert dafür, den Kommunen einen Anteil an der Umsatzsteuer zu geben, der sich an den kommunalen Sozialausgaben bemisst, sich also den steigenden Ausgaben anpasst. ¿Für solche Lösungen scheint aber nun auf Jahre hinaus der Weg versperrt¿, so der Verbandschef.
Löb will jetzt in der Landes- und Bundespolitik darauf hinwirken, dass die Kommunen an anderer Stelle zumindest ein wenig entlastet werden. Menschen mit wesentlichen Behinderungen sollten den nichtbehinderten Pflegebedürftigen gleichgestellt werden. Bislang sind die Ausgaben für behinderte Menschen in der Pflegeversicherung gedeckelt, was die Betroffenen zu Sozialhilfeempfängern mache. Löb: ¿Nicht nachvollziehbar und nicht gerecht.¿
Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
Anlagen: Anlage 1: Empfänger von Eingliederungshilfe
Anlage 2: Eingliederungshilfe in NRW und Deutschland - Kostenentwicklung seit 1964
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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