Mitteilung vom 08.09.15
Presse-Infos | Kultur
Über 500 Jahre alt
Mittelalterliches Fachwerkhaus in Warendorf entdeckt
Warendorf (lwl). Die Holzbalken des Fachwerkhauses Neuenhof 13 stammen aus dem Jahr 1486. Damit gehört das Gebäude zum ältesten Bestand der Warendorfer Altstadt. Dies hat die Untersuchung der Jahresringe einer Holzprobe, die sogenannte dendrochronologische Datierung, ergeben. Experten des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) erforschen zurzeit die Baugeschichte des Fachwerkhauses.
Das kleine und eher unscheinbare Haus war lange gar nicht als historisches Gebäude wahrgenommen worden. Erst seit 1998 stehen die Fachwerkteile des Gebäudes in der Denkmalliste der Stadt. ¿Die Konstruktionsmerkmale der südlichen Fachwerkwand ließen schon damals ein hohes Alter vermuten¿, erklärt Dr. Fred Kaspar von der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen. ¿Nähere baugeschichtliche Untersuchungen waren allerdings bislang nicht möglich, da das Haus bewohnt war.¿
Nun wird das Gebäude verkauft und soll modernisiert werden. ¿Dies gab uns die Gelegenheit, Holzproben zu entnehmen¿, erläutert LWL-Bauforscher Peter Barthold. ¿Bei vier Dachsparren konnte dabei eindeutig festgestellt werden, dass der letzte Jahresring der Bäume im Jahre 1486 gewachsen ist.¿
¿Zu der damals errichteten Konstruktion gehörte nur die vordere Haushälfte¿, rekonstruiert Kaspar die Baugeschichte. ¿Es handelte sich um einen kleinen, speicherartigen Bau. Dieser wurde nach ein oder zwei Generationen zu einem Wohnhaus ausgebaut. 1602 erhielt das Haus zudem einen rückwärtigen Anbau, der eine unterkellerte Saalkammer aufnahm. In vielen weiteren Um- und Erweiterungsbauten haben nachfolgende Generationen dann das Gebäude zu der heutigen Gestalt und Größe anwachsen lassen. Wesentliche Teile des enorm alten Bestandes sind aber bis heute erhalten geblieben.¿
¿Die neuen Kenntnisse zu Alter und Entwicklung sind wichtig¿, sagt Sigrid Engelmann von der Unteren Denkmalbehörde Warendorf. ¿Dieses neu erworbene Wissen fließt natürlich in die denkmalpflegerischen Maßnahmen bei den Modernisierungen des Hauses mit ein. Sobald die Umbauten laufen, erwarten wir außerdem weitere Erkenntnisse zum Umfang der erhaltenen historischen Substanz.¿
Hintergrund:
Die Altstadt von Warendorf ist heute das bedeutendste Zeugnis einer gewachsenen historischen Stadt im Münsterland. Veränderungen, Zerstörungen und Eingriffe haben aber auch hier ihre Spuren hinterlassen. Im Jahr 1404 sind vermutlich alle Gebäude durch einen Brand zerstört worden. Die Wohnhäuser wurden durchweg in Fachwerkbauweise wiedererrichtet. Auch dieser Bestand an Bauten aus der Zeit vor 1500 ist jedoch nur in geringem Umfang erhalten, da im 17. Und 18 Jahrhundert weitere Brände in Warendorf wüteten. Zudem sind viele alte Bauten schon um 1600 durch größere Neubauten ersetzt worden, die bis heute das Bild der alten Stadt wesentlich bestimmen. Bekannt sind daher bislang nur zwei mittelalterliche Bauten aus der Zeit vor 1500: Neben dem erwähnten Haus Neuenhof 13 nur das Haus Brünebrede 5, welches wohl gleich nach dem Brand von 1404 errichtet wurde.
Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
LWL-Einrichtung:
LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen
Fürstenbergstr. 15
48147 Münster Karte und Routenplaner
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0
zur Druckansicht dieser Seite
zu den aktuellen Presse-Infos