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Mitteilung vom 30.07.15

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Ein ganz vorzüglicher Ort

LWL zeichnet die Orangerie im Botanischen Garten des Schlosses in Münster als Denkmal des Monats aus

Münster (lwl). Der Botanische Garten in Münster ist mit seinen vielfältigen Pflanzungen bekanntlich zu jeder Jahreszeit ein lohnendes Ausflugsziel. In den Sommermonaten gibt es dort eine Attraktion mehr zu besichtigen, dann nämlich ist die Orangerie zugänglich, in der vom Herbst bis zum späten Frühjahr Orangenbäume und andere frostempfindliche Kübelpflanzen geschützt überwintern. Das Gebäude wurde nun vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) als Denkmal des Monats August ausgezeichnet.

Die als Massivbau errichtete Orangerie wurde laut Datierung über dem Haupteingang 1840 fertiggestellt und befindet sich am Nordrand des Botanischen Gartens, der 1803 als Bestandteil des Lehrstuhls für Naturwissenschaften auf dem Areal des Schlossgartens gegründet wurde.

Ursprünglich gab es in der Orangerie auch vier kleine Wohnungen für Gärtner. Zu deren Aufgaben gehörte es, in den kalten Monaten die vier Öfen zu betreuen, die für die Temperierung des großen Innenraumes befeuert werden mussten. Heute wird die Temperatur über eine zentrale Heizungsanlage sichergestellt. Wohnräume gibt es nicht mehr.

Die Orangerie im Botanischen Garten ist als Baudenkmal sowohl aus architekturgeschichtlichen undstädtebaulichen als auch aus wissenschaftlichen Gründen unter Schutz gestellt.

Hintergrund

In der Gestaltung des Gebäudes überwiegt die botanische Funktion. Die Schauseite ist nach Süden ausgerichtet und mit großen hohen Fenstern ausgestattet, damit viel Licht und Wärme in den Innenraum gelangen können. Der Mittelrisalit und die Eckverstärkungen mit sich verkröpfendem Kranzgesims sowie die Sandsteinrahmungen der Fenster und der Eingänge setzen architektonische Akzente in klassizistischen Formen. Die rückwärtige Nordseite der Orangerie ist aus klimatischen Gründen ganz geschlossen. Ursprünglich standen hier die vier Öfen. An den beiden Giebelseiten befinden sich nur kleine Fensteröffnungen, Ladeluken zum Dachboden und jeweils ein Nebeneingang. Das pfannengedeckte Dach ist als Krüppelwalmdach ausgebildet.

Größere Veränderungen hat die Orangerie in den 175 Jahren seit ihrer Erbauung nicht erfahren. In den 1870er-Jahren und während der Weimarer Republik wurde allerdings der gesamte Botanische Garten Erneuerungsmaßnahmen unterzogen, in deren Verlauf man wohl auch die Orangerie renovierte.

Im Ersten Weltkrieg wurde die Orangerie in den Sommermonaten für Kurkonzerte und für den Ausschank von Heilwasser genutzt. Im Zweiten Weltkrieg erlitten das Dach und die darunter befindliche Decke schwere Schäden. Nach der Reparatur und Wiederinbetriebnahme 1945 diente ein Teil des Gebäudes übergangsweise als Hörsaal, da das Gebäude des Botanischen Instituts 1944 durch eine Luftmine fast vollständig zerstört worden war.

Von 2013 bis 2015 wurden Sanierungsmaßnahmen an der Orangerie ausgeführt und mit Denkmalmitteln des Bundes und des Landes NRW gefördert. Die Dachkonstruktion und die Dachdeckung mussten fachgerecht repariert werden. Die Fassaden einschließlich des Sandsteingesimses und des Sockels wurden instand gesetzt und erhielten einen neuen Anstrich. Die großen hölzernen Klappläden an der Südfassade, die zum Teil noch aus der Bauzeit von 1840 stammen, wurden sorgfältig handwerklich aufgearbeitet und ebenfalls neu gestrichen. Im Inneren der Orangerie konnte durch die Herausnahme einer nachträglich eingefügten Wand der große Innenraum für die Pflanzen annähernd in seiner ursprünglichen Größe zurückgewonnen werden.

Während der Sommermonate wird heute in alter Tradition nachmittags ein kleiner Kaffeeausschank angeboten. Bevor im Herbst die frostempfindlichen Kübelpflanzen des Botanischen Gartens, zu denen noch mindestens ein Orangenbaum von 1736 und weitere Citruspflanzen gehören, ihr Winterquartier beziehen, werden am diesjährigen ¿Tag des offenen Denkmals¿ am 13. September die denkmalgerechten Instandsetzungsmaßnahmen an der Orangerie interessierten Besucherinnen und Besuchern erläutert.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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