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Mitteilung vom 26.05.15

Presse-Infos | Kultur

Im Kloster ist der Teufel los

Sonderausstellung ¿Die 7 Todsünden¿ im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur

Bewertung:

Lichtenau-Dalheim (lwl). Am Samstag (30.5.) eröffnet die Stiftung Kloster Dalheim die Sonderausstellung ¿Die 7 Todsünden¿ im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur in Lichtenau (Kreis Paderborn). Hochmut, Habgier, Neid, Trägheit, Völlerei, Wollust und Zorn stehen im Fokus einer kulturgeschichtlichen Sonderausstellung. Gezeigt werden bis zum 11. November 300 Exponate aus 15 Jahrhunderten bis in die Gegenwart.

¿Durch mehr als 1.700 Jahre Kulturgeschichte folgen die Besucher dem schmalen Grat zwischen Tugend und Laster in die Welt der Versuchungen¿, erläuterte LWL-Direktor Matthias Löb am Dienstag (26.5.). ¿Die Reise geht von den Erfindern oder Entdeckern der Todsünde, den Mönchen in der Wüste vor mehr als 1.700 Jahren, bis zu heutigen Werbeversprechen mit ihren ¿Geiz ist geil¿-Parolen.

Die Ausstellung stellt Fragen zu menschlichen Eigenschaften: ¿Ist Geiz wirklich geil? Kann Zorn heilig sein? Wie viel ist genug? Und wann braucht der Spaß eine Bremse?¿

1.700 Jahre Kulturgeschichte ¿ Zeitreise auf den Spuren der sieben Todsünden
Auf drei Etagen und rund 600 Quadratmetern sind die Besucher dabei, wenn im 4. Jahrhundert Mönche erstmals einen Katalog der großen menschlichen Schwächen verfassen. Sie begegnen dem Konzept der Todsünden im Mittelalter als moralischer Grundlage von kirchlicher Lehre und weltlichem Gesetz. Und während einige im verschwenderischen Barock und den wilden 1920er Jahren die Tabuzone verlassen, zeigen sich die Todsünden in der Zeit des Nationalsozialismus in ihrer ganzen Grausamkeit. Je weltlicher die Gesellschaft, desto mehr verlieren die sieben Todsünden ihren Schrecken. Völlerei ist im Nachkriegsdeutschland schick. Die sexuelle Befreiung der 68er-Bewegung macht Wollust salonfähig, Werte werden neu definiert.

Sünde im Wandel ¿ 300 Exponate aus 15 Jahrhunderten
Zur Ausstellung tragen mehr als 80 nationale und internationale Leihgeber u.a. aus Italien, Frankreich, Großbritannien, Schweden und der Schweiz bei. Die rund 300 Exponate umspannen einen Zeitraum von 1.500 Jahren ¿ das älteste (eine frühmittelalterlich beschriftete Kalkscherbe, frühes Zeugnis der klösterlichen Lasterlehre) stammt aus dem 6./7. Jahrhundert, das jüngste (zwei Anti-Stressbälle gegen Zorn und Aggressionen) noch aus diesem Jahr. Ihr Spektrum reicht von hochrangigen Gemälden und wertvollen Handschriften über außergewöhnliche zeitgeschichtliche Dokumente bis hin zu Alltagsgegenständen. ¿Alle diese Exponate ¿ egal ob Altartafel oder Comic-Figur ¿ sind nicht nur wichtige Zeitzeugen, sondern stehen für den unterschiedlichen Umgang mit den Todsünden bis in die Gegenwart¿, sagte Löb.

Zwischen Konsum und Nachhaltigkeit ¿ Die sieben Todsünden heute
Heute ist die eigentliche Bedeutung der sieben Todsünden meist unbekannt. Dabei sind sie treue Begleiter im Alltag. Gerade die Werbung macht sich ihre Faszination zunutze. Slogans wie ¿Geiz ist geil¿ (Saturn 2002) oder ¿Mein Haus, mein Auto, mein Boot¿ (Sparkasse 1999) spielen mit ihnen. Luxus gehört heute zum Lifestyle, Schnäppchenjagd ist ein Erlebnis und All-you-can-eat gerade genug. Die sieben Todsünden werden zum Kern eines universalen Werbeversprechens: der Erfüllung aller Wünsche.

Dem Verlangen nach mehr stehen aber immer öfter auch Gegenbewegungen gegenüber. Nachhaltigkeit liegt zunehmend im Fokus der Öffentlichkeit. Zahlreiche gesellschaftliche Strömungen sind auf der Suche nach dem rechten Maß im Konsum und einem achtsamen Umgang mit den Mitmenschen und der Umwelt.

¿Die Sonderausstellung lässt die Gegenwart nicht aus dem Blick¿, so LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale. ¿Zwischen Asketen und Abzockern, Wutbürgern und Wirtschaftsbossen begegnen die Besucher sicher auch das eine oder andere Mal sich selbst.¿ So werde das Museum der Aufgabe gerecht, Kultur zu bewahren und öffentlich zugänglich zu machen, aber auch Impulsgeber für die Gegenwart zu sein.

Von der Wüste in die Welt ¿ Die Erfinder der sieben Todsünden
¿Mit der Sonderausstellung kehren ¿Die 7 Todsünden` gewissermaßen zu ihrem Ursprung zurück¿, berichtete Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowsky. Die christliche Lasterlehre wurde vor mehr als 1.700 Jahren von den ersten Mönchen erfunden. Auf der Suche nach Gott zogen sie sich zu einem Leben in der Wüste zurück. Die Ödnis sollte ihnen einen Lebensraum frei von Versuchungen bieten. Doch die Enthaltsamkeit weckte das Begehren bei den Mönchen, das sie in Form von Dämonen heimsuchte. Sie hatten Hunger und Durst, sehnten sich nach Komfort, suchten nach Ablenkungen und hatten erotische Fantasien. Der Mönch Evagrius Ponticus definierte im 4. Jahrhundert acht große menschliche Schwächen ¿ Völlerei, Wollust, Habgier, Zorn, Traurigkeit, Trägheit, Ruhmsucht und Hochmut ¿, aus denen in der Nachfolge der Schriften von Papst Gregor dem Großen (6. Jahrhundert) die sieben Todsünden wurden.

Personen und Geschichten
Ob die Versuchung des Heiligen Antonius, der gläserne Phallus der Äbtissin, die Galerie des Casanova, Hitlers Globus, Knigges Benimmregeln oder Rudi Dutschkes Lederjacke: Die Besucher der Ausstellung erwarten überraschende Geschichten und Exponate. ¿Dabei setzt das Museum auf ein Ausstellungskonzept, das die gesamte Anlage des ehemaligen Klosters mit einbezieht¿, erläuterte Grabowsky. Besucher finden die Spuren der sieben Todsünden auch in der Dauerausstellung in der historischen Klausur und den Obergeschossen sowie in den Klostergärten.

Lust oder Laster?
Die wissenschaftliche Projektleiterin der Ausstellung, Dr. Helga Fabritius, wies auf die Relevanz der Idee der Todsünden hin: ¿Sie sind sowohl Wurzeln großen Übels, als auch Triebfedern des Fortschritts. Keine Zeit, keine Generation kann sich ihnen entziehen.¿ Die Ausstellung betrachtet die sieben Todsünden als grundlegende menschliche Eigenschaften, die sowohl positiv als auch negativ ausgelegt werden können: Ist es Trägheit oder eine Auszeit? Ist es Völlerei oder Genuss? Ist es Geiz oder geil? ¿Wir wollen die Besucher anregen, ihre eigene Position zu beziehen¿, sagte Fabritius.

Sponsoren
Die Sonderausstellung wird gefördert von:
der LWL-Kulturstiftung, der Stiftung der Sparkasse Paderborn für den Kreis Paderborn und der Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial Versicherung.

Katalog
Zur Ausstellung "Die 7 Todsünden" gibt die Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur einen rund 300 Seiten starken, reich bebilderten Katalog heraus. Der Katalog erscheint im Ardey Verlag und ist für 29,90 Euro im Dalheimer Klosterladen sowie im Buchhandel erhältlich (ISBN: 978-3-87023-379-2).

Eröffnungskonzert am 30. Mai
Das Eröffnungskonzert am Samstagabend (30.5.) wird vom Detmolder Vokalensemble gestaltet. Unter dem Titel ¿Von menschlichen Sünden und göttlichem Erbarmen¿ führt das Ensemble unter Leitung von Andrea Schwager Vokalmusik vom 16. bis 20. Jahrhundert auf.

Geistliche Werke des italienischen Komponisten und Mörders Carlo Gesualdo (1566-1613) stehen neben Rudolf Mauersbergers Trauermotette ¿Wie liegt die Stadt so wüst¿ (1945), einer musikalischen Auseinandersetzung mit dem Krieg. Zu Gehör kommen außerdem Thomas Jennefelts ¿Warning to the rich¿ (1977) und Felix Mendelssohn-Bartholdys (1809-1847) ¿Richte mich, Gott¿.

Karten (20 Euro, ermäßigt 17 Euro, freie Platzwahl) unter Telefon 05292 9319-224.


Programm zur Ausstellung: Thementage, Kurse und Ferienprogramme
Zur Ausstellung wird ein Rahmenprogramm mit Thementagen, Kursen und Ferienprogrammen aufgelegt. Beim Thementag Völlerei (18.10.) z. B. spüren Erwachsene bei einer Sonderführung dem Luxus an der Tafel des Abts nach, spezielle Kinderführungen nehmen junge Besucher mit in die Ausstellung, bevor sie klösterliche Köstlichkeiten wie Pralinen und heiße Schokolade selbst herstellen und genießen. Kurse wie Bogenschießen (Zorn), Seifensieden (Hochmut), Meditation und Kunst (Trägheit) greifen die sieben Todsünden auf. Beim Ferienprogramm ¿Aus alt mach neu¿ steuern schon die Kleinsten gegen. Sie basteln aus Weggeworfenem Lampen, Spielzeug und Schmuck.
Unter dem Motto ¿Lasterhaft und tugendreich¿ präsentiert das Kulturfestival ¿Dalheimer Sommer¿ Musik und Theater. Auf dem Festivalkalender stehen eine siebenteilige Konzertreihe und eine Rezitation. Als Schauspiel kommt Friedrich Schillers ¿Don Karlos¿ auf die Bühne in der Theaterscheune Neuer Schafstall. (http://www.dalheimer-sommer.de)

Führungen für Einzelbesucher
Öffentlichen Führungen gehen sonn- und feiertags ab 15 Uhr durch die Sonderausstellung (Teilnahmegebühr pro Erwachsenem: 2,50 Euro zzgl. Museumseintritt).

Führungen für Gruppen
durch die Sonderausstellung, durch die Klostergärten und die Klosteranlage können Dienstag bis Freitag von 11 bis 16 Uhr unter Telefon (0 52 92) 93 19-225 oder per E-Mail unter besucherservice.dalheim@lwl.org gebucht werden.

Laufzeit der Sonderausstellung:
30.05. bis 01.11.2015

Öffnungszeiten
dienstags bis sonntags sowie feiertags 10 bis 18 Uhr
montags geschlossen

Eintrittspreise während der Zeit der Sonderausstellung
Erwachsene 9 Euro
Gruppen ab 16 Personen je Person 7 Euro
Kinder/Jugendliche
(6 bis 17 Jahre), Schüler 3 Euro
Schüler bei Teilnahme
an einem museumspädagogischen
Angebot (zwei Begleiter frei) 2,50 Euro
Ermäßigte) 4,50 Euro
Familientageskarte 19 Euro
LWL-MuseumsCard gültig

Freier Eintritt am Eröffnungswochenende
Der Eintritt am Eröffnungswochenende (30. und 31. Mai) ist frei. Um 13.30, 15 und 16.30 Uhr finden kostenlose öffentliche Führungen durch die Ausstellung statt.

Ticketkooperation: Kann denn Liebe Sünde sein
¿Die 7 Todsünden¿ verbünden sich mit einer göttlichen Tugend: Vom 23. Juli bis 13. Dezember zeigt das Diözesanmuseum Paderborn die Sonderausstellung ¿CARITAS ¿ Nächstenliebe von den frühen Christen bis zur Gegenwart¿.
Unter dem Motto ¿Kann denn Liebe Sünde sein?¿ erhalten Besucher der Ausstellung im Kloster Dalheim ¿ bei Vorlage ihres Tickets ¿ ermäßigten Eintritt in die Caritas-Ausstellung in Paderborn bzw. 50 Prozent auf alle ermäßigten Eintrittspreise. Besuchern der Caritas-Ausstellung gewährt die Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur 50 Prozent Nachlass auf alle Eintrittspreise.

Stiftung Kloster Dalheim
LWL-Landesmuseum für Klosterkultur
Am Kloster 9
33165 Lichtenau
Telefon: (05292) 9319-0
Fax: (05292) 9319-119
E-Mail: kloster-dalheim@lwl.org

Informationen zur Ausstellung sowie das gesamte Begleitprogramm unter
http://www.stiftung-kloster-dalheim.lwl.org

Einen Film zur Ausstellung finden Sie unter http://bit.ly/1HHYuYB.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Maria Tillmann, Stiftung Kloster Dalheim, LWL-Landesmuseum für Klosterkultur, Tel.: 05292/9319-114
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
Stiftung Kloster Dalheim
LWL-Landesmuseum
Am Kloster 9
33165 Lichtenau-Dalheim
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