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Mitteilung vom 27.03.15

Presse-Infos | Kultur

Wanderarbeit: Mensch ¿ Mobilität ¿ Migration

Neue Ausstellung im LWL-Industriemuseum Zeche Hannover

Bewertung:

Bochum (lwl). In den nächsten Wochen, wenn der Spargel auf den Feldern zur Ernte ansteht, sieht man sie wieder: Kolonnen von Spargelstechern, die von früh bis spät auf den Feldern arbeiten und in Wohnwagen leben, solange die Saison läuft. Die polnischen Wanderarbeiter stehen für ein Phänomen, das heute genauso wie in der Geschichte zu beobachten ist. Den Gründen und Folgen der Arbeitswanderung damals wie heute geht die Ausstellung ¿Wanderarbeit. Mensch ¿ Mobilität ¿ Migration¿ nach, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) vom 27. März bis 19. Juli in seinem Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum zeigt.

¿Die Ausstellung zeigt Arbeit als eine wichtige Triebfeder für Migration in Geschichte und Gegenwart. Damit verbindet sie die beiden Schwerpunktthemen unseres Museums: Industriekultur und Migrationsgeschichte¿, erläutert LWL-Museumsleiter Dietmar Osses.

Die Ausstellung ¿Wanderarbeit¿ setzt historische Wanderberufe in Szene und stellt ihnen aktuelle Berufsfelder entgegen: Scherenschleifer, Schausteller, lippische Wanderziegler und Heringsfänger, Amerika-Auswanderer, italienische Eismacher und Gastarbeiter aus Südeuropa stehen für die Wanderarbeit in der Geschichte. Als Arbeitsmigranten heutiger Tage werden osteuropäische Bauarbeiter, rumänische Pflegekräfte, Berufspendler und Flüchtlinge auf Lampedusa vorgestellt.

Das Spektrum der Exponate reicht vom Fahrrad eines Scherenschleifers über das Spielkarussell eines Schaustellers, eine historischen Eismaschine bis hin zu angeschwemmten Habseligkeiten der Menschen, die versuchen, aus Afrika über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen und auf der italienischen Insel Lampedusa stranden. Film- und Tondokumente zeigen das Leben der schlecht bezahlten Wanderarbeiter auf Baustellen in Deutschland und präsentieren die Erinnerungen von Gastarbeitern an ihre ersten Jahre in Deutschland.

Eines ist den Arbeitsmigranten damals wie heute gemeinsam: Sie wandern, weil ihr Beruf es erfordert oder weil sie in der Heimat nicht genügend Arbeit finden. Neben Armut, wirtschaftlicher Not, Karriereaussichten oder der Lust auf Abenteuer und Veränderung spielt heute auch immer öfter die Globalisierung des Arbeitsmarktes eine große Rolle. ¿Die mobile Arbeitsgesellschaft hat heute viele Gesichter¿, weiß Osses. ¿Gut qualifizierte Spezialisten in internationalen Konzernen müssen immer öfter für Monate, Jahre oder Jahrzehnte der Arbeit hinterher ziehen. Gleichzeitig entscheiden sich viele Menschen aufgrund des großen Gehaltgefälles innerhalb Europas, ihre Heimat zu verlassen. Und hunderttausende von Menschen nehmen jeden Tag stundenlange Fahrten in Kauf, um Beruf und Wohnen in der gewünschten Umgebung in Einklang bringen zu können¿, so Osses weiter.

Historische und moderne Arbeitswelten
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen das Leben der Menschen und die Folgen der Arbeitswanderung für die Gesellschaft. Jede Abteilung greift zentrale Aspekte wie Aufbruch, Hoffnung, Angst, Heimat, Sehnsucht, Heimweh, Mobilität, Fernweh, Flucht, Neubeginn oder Fremde auf und stellt sie in einen historischen und in einen aktuellen Zusammenhang.

Die Ausstellung Blick weit in die Geschichte und Gegenwart und stellt dabei auch Fragen an die Zukunft: Welche Folgen wird es für Familien und Freundschaften haben, wenn sich Arbeit weiter globalisiert? Was bedeutet die Arbeitnehmerfreizügigkeit in Europa für Rumänen und Bulgaren? Wird sich die Konkurrenz zwischen unterschiedlich bezahlten Arbeitskräften in Europa und Asien noch weiter verstärken? Konkurrieren die polnischen Erntehelfer bereits mit noch günstigeren Arbeitern aus der Ukraine oder aus Aserbaidschan?

Am Ende können die Besucher selbst aktiv werden: Sie können ihre eigenen Vorstellungen und Auswandererträume zu Papier bringen und an eine Pinnwand stecken.
Die Ausstellung ist am Donnerstag (26. 3.) von Dieter Gebhard, dem Vorsitzenden der Landschaftsversammlung, eröffnet worden.

Begleitbuch
LWL-Industriemuseum (Hg.): Wanderarbeit. Mensch ¿ Mobilität ¿ Migration, Klartext Verlag , Essen 2013. ISBN 978-3-8375-0957-1, 160 Seiten, Preis 14,95 Euro.

Begleitprogramm (Auswahl)
Do, 30.4. 19 Uhr
Ostwestfalen auf hoher See. Arbeit und Alltag lippischer Heringsfischer auf der Nordsee. Vortrag von Bernd Rüdiger Schalm, Museumsleiter Heringsfängermuseum Heimsen

So, 17.5. 16¿17 Uhr
Vom Wanderziegler zum Spargelstecher. Wanderarbeit einst und jetzt. Offene Führung durch die Sonderausstellung

So, 14.6. 16¿17.30 Uhr
¿Immer auf Tour. Wanderarbeit einst und jetzt.¿ Offene Führung durch die Sonderausstellung
Do, 25.6. 19 Uhr
Harte Arbeit, lange Tage. Polnische Erntehelfer als saisonale Wanderarbeiter im Ruhrgebiet. Diskussionsrunde mit Jörg Umberg (Hof Umberg in Bottrop), einem polnischer Erntehelfer sowie einem Vertretern der Arbeitsagentur

Wanderarbeit. Mensch ¿ Mobilität ¿ Migration
Historische und moderne Arbeitswelten

27. März bis 19. bis2015
LWL-Industriemuseum Zeche Hannover
Geöffnet Di ¿ So 10 ¿ 18 Uhr
http://www.lwl-industriemuseum.de



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Dietmar Osses, LWL-Industriemuseum, Tel. 0231 6961-231 oder 0231 6961-127.
presse@lwl.org



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Günnigfelder Straße 251
44793 Bochum
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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