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Mitteilung vom 08.08.14

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Propaganda-Filme auf der Hütte

LWL zeigt "Morgenrot" und "Kolberg"

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Hattingen (lwl)."Krieg und Propaganda" sind die Themen der Filmnacht im Hattinger Industriemuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Am Mittwoch, 13. August, zeigt das LWL-Industriemuseum ab 18 Uhr die deutschen Spielfilme "Morgenrot" und "Kolberg".

Am 2. Februar 1933, wenige Tage nach der Machtübertragung auf Hitler, hatte Gustav Ucickys "Morgenrot" im Berliner UFA Filmpalast Premiere. Zum Inhalt: Der Heimaturlaub von U-Boot-Kommandant Liers endet, er muss wieder zurück in den Krieg, in dem bereits seine beiden Brüder gefallen sind. Seine Mutter zweifelt am Sinn dieser Tode. Die "Feindfahrt" verläuft zunächst erfolgreich, doch dann wird das U-Boot versenkt. Zehn Soldaten überleben in 60 Meter Tiefe, aber es gibt nur acht "Tauchretter" ... Es ist nicht der erste NS-Propagandafilm, vielmehr der letzte nationale Film der Republik. Kamera und Tontechnik setzten neue Maßstäbe. Das Verhältnis zu Krieg und Heldentum ist durchaus gebrochen. Legendär blieb der Satz: "Zu leben verstehen wir Deutschen vielleicht schlecht, aber sterben können wir jedenfalls fabelhaft!" Als ersten Film dieser Kategorie überhaupt wählt der US-amerikanische National Board of Review 1934 "Morgenrot" zum "besten fremdsprachigen Film". Goebbels holte 1939 den Film wieder in die Kinos, ließ aber die "kleine Belehrung für blutrauscherfüllte Chauvinisten" (Film-Kurier 1933) aus dem Munde der "Helden-Mutter" Liers herausschneiden. Die Zeit für Zwischentöne war vorbei.

"Kolberg" erlebte am 12. Jahrestag der Machtübertragung, am 30. Januar 1945 seine Premiere im zerbombten Berlin und in der eingeschlossenen Atlantikfestrung La Rochelle. Der Film handelt vom Widerstand der Kolberger gegen die Belagerung durch französische Truppen 1806. Nettelbeck, Vertreter der Kolberger Honoratioren, organisiert eine Bürgerwehr im Kampf der gesamten Bevölkerung gegen die Belagerer. Bauer Werner brennt aus strategischen Gründen den eigenen Hof nieder. Werners Tochter Maria verzichtet auf ihren Rittmeister Schill, der höheren Aufgaben folgt. Der neue Stadtkommandant Gneisenau hält den Widerstand auch gegen französischen Artilleriebeschuss aufrecht: "Ihr werdet doch nicht schlechter sein wollen, als eure Väter waren? Wagt ihnen zu gleichen! Ihr habt ihr Beispiel, nun gebt ein Beispiel!" Tatsächlich wird die Belagerung aufgegeben.

Bereits Mitte 1943 hatte Goebbles Veit Hatlan mit dem "Großfilm Kolberg" beauftragt. "Aufgabe dieses Films soll es sein, zu zeigen, dass ein in Heimat und Front geeintes Volk jeden Gegner überwindet", so Goebbels. Harlan verarbeitet dabei das Körner-Zitat, dessen sich bereits Goebbels in seiner Sportpalastrede im Februar 1943 bedient hatte: "Nun, Volk, steh' auf, und Sturm, brich los!" Ungeheure Ressourcen wurden in das Filmprojekt investiert. Mit 8,8 Mio. Reichsmark war es der teuerste Film Nazi-Deutschlands. Für eine Schneeszene wurden 100 Eisenbahnwaggons Salz am Drehort abgekippt. Harlan behauptete, 187.000 Wehrmachtsangehörige und 6.000 Pferde dirigiert zu haben, was allerdings wohl deutlich übertrieben war. Goebbels selbst veranlasste eine deutliche Kürzung des fertigen Filmes, insbesondere von Schlacht-Szenen sowie die Gneisenau-Sentenz, er alleine trage die Verantwortung.

Die Wirkung des Filmes blieb weitgehend aus, die Realität hatte die Fiktion bereits überholt. Einen Monat nach der Premiere wurden im Berliner Tauentzien-Palast von 2106 Tickets gerade einmal 295 verkauft, während die parallel gezeigten Vorstellungen von "Münchhausen" ausverkauft waren. Zwei Wochen später wurde Kolberg von sowjetischen Truppen erobert.

"Morgenrot" kam 1945 auf den alliierten Index verbotener Filme, er ist heute mit der FSK "ab 16 Jahre" versehen. An der Indizierung von "Kolberg" entzündete sich in den 1960er Jahren eine Debatte um die unterstellte politische Unmündigkeit der Deutschen und über das Recht der Jugend, mehr über die politische Indoktrination ihrer Eltern zu erfahren. Nach wie vor steht "Kolberg" heute auf der "Vorbehaltsliste".

LWL-Museumsleiter Robert Laube erwartet daher einen guten Besuch der Veranstaltung. "Kolberg ist aus heutiger Sicht so bombastisch wie banal", erläutert Laube. "Komplexer und damit weit wirkungsmächtiger erscheint uns Morgenrot. In der Zusammenschau schärfen beide Filme Sinn und Verstand für Medienkompetenz und Säbelgerassel." Die Filmnacht "Propaganda" findet statt im Rahmen der Ausstellung "Stahl und Moral". Die nächste Filmnacht am 10. September befasst sich mit dem "Bombenkrieg". Der Eintritt ist jeweils frei.

LWL-Industriemuseum Henrichshütte
Hattingen
Werksstr. 31-33



Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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