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Mitteilung vom 28.03.14

Presse-Infos | Kultur

Das ¿Schmarotzerhaus¿ ist denkmalpflegerisches Vorzeigebeispiel

Für das Gut Rödinghausen fehlen Zuschüsse

Bewertung:

Menden (lwl). Das ¿Schmarotzerhaus¿ und der Poenigeturm sind heute zu einem Teil der Mendener Museumslandschaft geworden. Hier findet die Vermittlung der Stadtgeschichte für Bürger und Gäste authentisch statt. Das Haus, das vermutlich als Wohnung und Arbeitsstätte von Handwerkerfamilien gedient hat, zeigt die bescheidenen Lebensverhältnisse der armen Bevölkerungsschichten im 18., 19. und frühen 20. Jahrhundert noch weitgehend unverändert. Die Zahl der Besucher und auch Auszeichnungen, wie ¿Scheinbar-Unscheinbar¿ der Stiftung ¿Kleines Bürgerhaus¿, bestätigen den eingeschlagenen Umnutzungsweg. Lange hatte das Kleinhaus an der Stadtmauer 5 leer gestanden. Von der Bevölkerung wurde es als Schandfleck angesehen. Das kleine Haus wurde 1709 an die Mendener Stadtmauer angelehnt gebaut, deshalb wird es auch ¿Schmarotzerhaus¿ genannt.

¿Nur mit Fördermitteln konnte dieses wertvolle Kulturgut erhalten bleiben¿, sagte der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Dr. Wolfgang Kirsch, am Freitag (28.03.) in Menden. Kirsch besucht zurzeit Denkmäler, um auf die Probleme aufmerksam zu machen, die die Kürzung der Denkmalzuschüsse und die Umstellung auf eine Darlehensförderung mit sich bringen. ¿Die Fördermittel haben geholfen den langjährigen Leerstand zu beenden.
Sie konnten damit einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des Stadtbildes leisten. Die Landesmittel waren hier eine wichtige Grundlage, um weitere Drittmitteln zu bekommen. Damit haben die Denkmalpflegemittel auch das beachtliche bürgerschaftliche Engagement der Stiftung ¿Kultur und Denkmal` unterstützt. Der Poenigeturm ist dafür ein weiteres Beispiel¿, so Kirsch weiter.
Peter Hoppe, Initiator der Stiftung ¿Denkmal und Kultur¿ untermauerte das: ¿Ohne die Aussicht auf Fördermittel hätten wir unsere Stiftung nicht gegründet. Ohne die bewilligten Fördermittel und die fachliche Unterstützung des Landschaftsverbandes hätten wir die Projekte der Stiftung nicht realisiert können. Die Darlehensförderung stellt für uns als Stiftung keine Alternative zu Direktmitteln dar.¿
Auch Bürgermeister Volker Fleige bestätigte die Erfolgsgeschichte der beiden Projekte.¿Hier haben viele positive Faktoren zusammengespielt: Ein behutsames denkmalpflegerisches Sanierungskonzept, ein darauf abgestimmtes und öffentlichkeitswirksames Nutzungskonzept und großes ehrenamtliches Engagement. Dazu die notwendige finanzielle Grundlage durch Fördermittel, die die Stiftung selber beantragt hat. Für diesen Koordinationsaufwand möchte ich mich auch in diesem Rahmen noch einmal herzlich bedanken¿, so Fleige.

¿Beide Vorzeigeprojekte haben Impulswirkung auf unsere aktuellen Überlegungen zum weiteren Umgang mit dem denkmalgeschützten Gut Rödinghausen. Hier werden dringend Fördermittel benötigt, um die Denkmalsubstanz zu erhalten.

Das Schmarotzerhaus und der Poenigeturm haben einen Weg aufgezeigt, den wir auch hier gerne weiter verfolgen möchten. Da unsere Stadt stark von der Metallindustrie geprägt ist, möchten wir dort einen Teil unserer Industriegeschichte erzählen.¿ Die Stadt Menden hat das 1807 errichtete zweigeschossige Herrenhaus der Industriellenfamilie Dücker- Plettenberg bereits gekauft.

¿Die Positivbeispiele und das Sorgenkind hier in Menden bestätigen mich in meinem Appell an die Landesregierung: Sorgen sie für genug Fördermittel für die Denkmalpflege, damit wir auch für zukünftige Generationen wichtiges Kulturgut erforschen und erhalten können¿, so Kirsch.


Hintergrund
Das 1709 erbaute Kleinhaus ¿An der Stadtmauer 5¿ genannt ¿Schmarotzerhaus¿ ist seit 1986 denkmalgeschützt. Es ist ein verputzter zweigeschossiger Fachwerkbau. In der Mitte befindet sich der Eingangs- und Erschließungsraum mit ehemaliger Küche und erhaltener Herdstelle. Da es über 300 Jahre in seiner Grundstruktur unverändert geblieben ist, hat es höchsten Seltenheitswert. Es ist ein typisches Beispiel eines Wohnhauses der unteren Bevölkerungsschichten in Randlage und damit wichtiges Dokument für die Mendener Stadt-, Bau-, und Sozialgeschichte. Durch den Erhalt des Gebäudes ist gleichzeitig auch ein Teil der Stadtmauer (hintere Traufwand) erhalten geblieben. Nachdem es lange leer stand, wurde es von der Mendener Stiftung ¿Kultur und Denkmal¿ erworben, behutsam saniert und als Außenstelle des städtischen Museums für die Präsentation kleinbürgerlichen Bauens, Arbeitens und Wohnens zur eingerichtet.


Fördermittelpolitik
Die Landesregierung möchte sich weitestgehend aus der Förderung von denkmalpflegerischen Maßnahmen in Form von direkten Zuschüssen zurückziehen:

1992 wurden noch umgerechnet 35,4 Mio. Euro zur Verfügung gestellt.

2012 waren es nur noch ca. 14 Mio. Euro, wobei die Sonderförderungen für den Kölner Dom und die Wuppertaler Schwebebahn hier mit umfasst sind. Bereinigt wurden nur ca. 11,4 Mio. Euro bereitgestellt. Dies bedeutet bereits eine Schrumpfung um ca. 60 Prozent, trotz gleichzeitiger erheblicher Steigerung der Anzahl der eingetragenen Denkmäler.

2013 erfolgte eine weitere Kürzung im Haushalt um 2 Mio. Euro; im Herbst wurden erstmals auch Mittel in Form von Krediten zur Verfügung gestellt.

2014 soll erneut eine drastische Kürzung der Zuschuss-Förderung erfolgen, so dass nur etwa 4 Mio. Euro zur Verfügung stehen; gleichzeitig sollen 60 Mio. Euro an Darlehen bereitgestellt werden, die allerdings nicht nur für Maßnahmen an Baudenkmälern sondern auch für "sonstige erhaltenswerte Bausubstanz" eingesetzt werden können.

Achtung Redaktionen:
Unterhalb dieser Pressemitteilung finden Sie einen O-Ton vom LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



Anlagen:
Anlage 1: LWL-Direktor Kirsch über die geplanten Änderungen in der Denkmalsförderung.mp3



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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