Mitteilung vom 11.10.13
Presse-Infos | Kultur
¿Mitten im Leben¿
Tagung im Religio-Museum Telgte beschäftigt sich mit den Themen Sterben, Tod und Trauer
Telgte (lwl). ¿Wir haben unserer Tagung zum Thema Sterben, Tod und Trauer den Obertitel ¿Mitten im Leben` gegeben, weil dies die Zielrichtung der Tagung in geradezu idealer Weise auf den Punkt bringt. Bei näherer Betrachtung stellt sich nämlich heraus, dass Vorstellungen von Tod und Sterben aufs engste mit Vorstellungen vom Leben verknüpft sind¿, sagte Prof. Dr. Ruth-E. Mohrmann, Vorsitzende der Volkskundlichen Kommission für Westfalen beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).
Mitten im Leben sollte der wissenschaftliche Diskurs um Tod und Sterben ansetzen, forderte auch LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale in ihrem Grußwort, die versammelten etwa 50 Wissenschaftler lösten diese Forderung in Referat- und Diskussionsbeiträgen ein. Von verschiedener Warte wurden Fragen nach dem individuellen und gesellschaftlichen Umgang mit Tod und Sterben gestellt. Ziel war es, den Tod als die vielzitierte ¿dunkle Schwelle` nicht im Dunkeln zu belassen. Die Forscher zogen unterschiedliche Quellen wie Sagen, Märchen, Fotografien oder Todesanzeigen für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Themenkomplex heran. ¿Eine allgemeingültige Antwort auf Fragen nach dem individuellen und gesellschaftlichen Umgang mit Sterben, Tod und Trauer kann und wird es aber trotz allen Bemühens nicht geben. Doch es zeigt sich, dass eine wissenschaftliche Annäherung an verschiedene Aspekte des Themas tiefgreifende Erkenntnisse über die Gesellschaft in Geschichte und Gegenwart verspricht¿, so Religio-Museumsleiter Thomas Ostendorf.
Der Tod ist nicht erst seit der ARD-Themenwoche ¿en vogue`. ¿Die Jahrzehnte des Versteckens und Verdrängens des Unabwendbaren sind vorbei. Mit einer neuen Form von Abgeklärtheit scheint man sich gegenwärtig dem Thema zu stellen¿, sagte Mohrmann. ¿Und dennoch: Oft stellt sich heraus, dass sich unter der dünnen Schicht vermeintlicher Rationalität Unsicherheit, Angst und Abwehrhaltung verbergen, die am Beginn des 21. Jahrhunderts durchaus erstaunen. Ist der Tod wirklich wieder dort angekommen, von wo er in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit aller Macht vertrieben wurde: in der Mitte der Gesellschaft? Oder kann und muss der Umgang mit Sterben, Tod und Trauer in einer Gesellschaft, in der das Individuum einen derart hohen Stellenwert besitzt, zwangsläufig auch stark individualisiert sein?¿. Immerhin habe es zu keiner Zeit eine derart große Vielfalt an Möglichkeiten, Gefühlen der Trauer und dem Wunsch nach Andenken und Erinnerung zu entsprechen gegeben. Gleichzeitig sei aber auch eine enorme Unsicherheit angesichts dieses Marktes der tausend Möglichkeiten festzustellen, so die Volkskundlerin weiter.
¿Ein wichtiger Befund dieser Tagung mag zumindest sein, dass In einer säkularisierten Gesellschaft der Umgang mit Sterben, Tod und Trauer nicht mehr derselbe sein kann wie in einer Gesellschaft, die von religiösem Wissen und Handeln zutiefst durchdrungen ist¿, stellte Rüschoff-Thale fest. ¿Es stellt sich angesichts der multikulturellen Durchmischung unserer Gesellschaft aber durchaus die Frage, ob dieser Befund auch in Bezug auf andere Religionsgemeinschaften Gültigkeit besitzt.¿
Hintergrund
Die Volkskundliche Kommission für Westfalen und das Telgter Religio-Museum haben als gemeinsame Veranstalter den Tagungsort bewusst gewählt, spielt das Thema Tod und Trauer doch im Wallfahrtsort im Allgemeinen und im Religio-Museum im Besonderen eine nicht unerhebliche Rolle. ¿Wir haben uns auch in unserer neuen Dauerausstellung nicht um das Thema Tod herumgedrückt¿, betont Ostendorf. ¿Ohne Versehkreuz und Totenzettel wäre die Ausstellung nicht komplett gewesen, wollten wir doch gerade zeigen, dass Religion im Idealfall eine Antwort auf die drängenden Fragen von Menschen bereit hält, die angesichts von Tod und Sterben nach Antworten suchen.¿
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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