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Mitteilung vom 24.07.12

Presse-Infos | Kultur

Mittelalterliches Kleinod versteckte sich hinter baufälligen Anbauten:

LWL kürt eines der ältesten Bauernhäuser Deutschlands zum Denkmal des Monats

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Lüdinghausen (lwl). Versteckt in einer Gruppe von baufällig gewordenen Anbauten sah das Bauernhaus in Lüdinghausen hinter seinem Giebel aus Backstein aus wie ein Industriegebäude aus der Zeit um 1900. Das Dach des lange unbewohnten Hauses war undicht, der eindringende Regen zerstörte immer mehr von den alten Fachwerkmauern. Die Tage des Hofes Grube schienen gezählt - er gehörte bereits der Schifffahrtsbehörde und sollte den Sandmassen vom Aushub der Erweiterung des Kanals weichen, als Karin und Johannes Busch ihn im Jahr 2003 untersuchten. Ihr Ergebnis war für die Wissenschaft eine Sensation: In dem Haus verbarg sich eines der ältesten Bauernhäuser Deutschlands, das um 1517 gebaut worden war. Die engagierten Denkmalfreunde kauften den Bauernhof im Jahr 2008 und retteten ihn. Deshalb kürte der LWL das Haus zum Denkmal des Monats Juli.

Mit Hilfe der Dendrochronologie, die die Jahresringfolge des Bauholzes bestimmen kann, konnte als Fälldatum der hier verbauten Hölzer das Jahr 1517 ermittelt werden. ¿Ist schon das Alter des Hauses selbst von großer Bedeutung, zeigt es einen Bautyp des niederdeutschen Bauernhauses, welcher erst viel später diese Region geprägt hat, nämlich das Vierständerhaus. Die bisher bekannten ältesten Bauten dieser Bauart waren mindestens hundert Jahre jünger und stehen in Ostwestfalen und an der Weser¿, erklärt LWL-Denkmalpfleger Dr. Ulrich Reinke eine weitere Besonderheit des Hauses.

Nachdem das Ehepaar Busch den Hof gekauft hatte, machte es das Haus bekannt, so förderte sogar die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Wiederherstellung. Mit großer Tatkraft begannen sie das Haus zu restaurieren. Die dramatische Rettungsaktion ist heute abgeschlossen: Die großen Dächer sind wieder mit den alten Hohlpfannen gedeckt und vermitteln mit ihrer Patina das Alter des Hauses und seine Tradition. An den Fachwerkwänden zeigen die neuen Hölzer, wie groß die Schäden an den Wänden waren. Dank der traditionellen Zimmermannsarbeit fügen sich Alt und Neu harmonisch zusammen. Es bleibt noch viel zu tun, bis im Haus wieder das alte Herdfeuer brennen kann und die Räume wieder bewohnt werden. Ohne weitere Unterstützung wird es noch lange dauern.

¿Das bisher Erreichte ist aber schon jetzt beeindruckend. Wenn man in der Wirtschaftsdeele von 1517 steht und seine Konstruktion und Größe auf sich wirken lässt, würde man gerne mehr von dieser bäuerlichen Welt des Mittelalters erfahren. Auch das ist hier möglich, denn seit Grabungen auf dem Hof stattfanden, weiß man, dass die Hofstelle schon um das Jahr 1000 besiedelt war, wo die Menschen ihre Brunnen hatten, welche Keller sie benutzten und aus welchen Tongefäßen sie gegessen und getrunken haben¿, so Reinke.

Auch für die jüngere Geschichte der Landwirtschaft bietet die Hofstelle interessante Bauwerke. So stehen von den zu einem Bauernhof gehörenden Nebengebäuden noch ein Speicher aus dem 18. Jahrhundert und jüngere Scheunen und Ställe. Ein wasserführender Graben, die Gräfte, umfasste die alten Gebäude des Hofes . Sie ist in großen Teilen wiederhergestellt und verbindet die landwirtschaftlichen Flächen mit ungenutzter Natur.



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