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Mitteilung vom 25.05.12

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Historische Heckengänge wiederhergestellt:

LWL zeichnet die Parkanlage am Ostring in Hamm als Denkmal des Monats aus

Bewertung:

Hamm (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat die Parkanlage am Ostring im Hamm jetzt als Denkmal des Monats ausgezeichnet. So genannte geführte Linden, die mit einem regelmäßigen Schnitt in geometrischer Form gehalten werden, prägten ursprünglich das Bild der Parkanlage. Doch seit dem Zweiten Weltkrieg wurden die Linden nicht mehr regelmäßig geschnitten. So wuchsen sie nicht nur aus der Form, laut Gutachter stellten sie für Parkbesucher auch eine Gefahr dar. Deshalb mussten sie gefällt werden. Die Stadt Hamm ließ 240 junge Linden nach der Vorlage historischer Fotos wieder in einem dreizeiligen Spalier pflanzen und gab dem Park so sein 1913/14 angelegtes Aussehen zurück.

¿Regelmäßiger Schnitt sorgt dafür, dass die neuen Heckengänge die um 1913/14 garten-künstlerisch beabsichtigte Bild- und Raumkomposition wieder erfahrbar machen. Zugleich wird die gärtnerische Tradition differenzierter Gehölzschnitttechniken wieder belebt. Zusammen mit der Sanierung des Bärenbrunnens im Jahr 2005 und der Instandsetzung des Musikpavillon im Jahr 2011 hat die Nachpflanzung der Lindenspaliere die Restaurierung eines herausragenden Gartendenkmals des frühen 20. Jahrhunderts abgeschlossen¿, lobte LWL-Gartendenkmalexperte Uwe Siekmann.

Hintergrund
Im Sommer 1914 wurden die Ringanlagen, gärtnerisch gestaltete Freiflächen im Bereich der ehemaligen Stadtbefestigung von Hamm, feierlich eröffnet. Voraus gegangen war die Verlegung von Lippe und Ahse, die seit Gründung der Stadt am strategisch günstigen Zusammenfluss der beiden Gewässer immer wieder für Überschwemmungen in der Stadt gesorgt hatten.

1912 wurde ein Wettbewerb zur Gestaltung der durch die Gewässerverlegung entstandenen Freiflächen ausgeschrieben. Der Entwurf der Arbeitsgemeinschaft von Regierungsbaumeister Dr. Jakob Dondorff (Hamm), Architekt Hermann Neuhaus, der Gartenarchitekten Rudolf Rausch und Karl Reinhard (alle aus Köln) belegte den ersten Platz.

Ihr Entwurf sah eine weitgehend landschaftliche Gestaltung der neuen Grünanlage vor, durchzogen von Wegen und gegliedert von Baumgruppen, Alleen, Strauchpflanzungen und Zierbeeten. Ein herausragender Bereich der Ringanlagen ist der Park am Ostring, eine Folge von drei unterschiedlich gestalteten, an einer gemeinsamen Symmetrieachse ausgerichteten Räumen. Dem im Osten der Anlage projektierten Landratsamt war ein regelmäßig gestalteter Platz vorgelagert, mit rechtwinklig sich kreuzenden Wegen, Alleen, Rasenflächen und einem großen Wasserbecken, der heutige Otto-Krafft-Platz. Auf diesen folgte nach Westen eine tiefer liegende, langgestreckte und von Lindenalleen begleitete Rasenfläche mit profilierten Böschungen, einem Wasserbecken und einem mittigen Kanal. Über die Rasen- und Wasserflächen hinweg führte der Blick vom Landratsamt zu einem von einer berankten Pergola umgebenen Platz, auf dem der Musikpavillon einen markanten Blickfang bildete.

Mit geringen Änderungen wurde der Entwurf umgesetzt. Man verzichtete nur auf den Kanal und das rechteckige Wasserbecken, verkürzte die Alleen und errichtete stattdessen gegenüber dem Musikpavillon den Bärenbrunnen, der den östlichen Abschluss des von den Lindenalleen gesäumten Rasenstücks bildete.

Die Bäume der Alleen zwischen Musikpavillon und Bärenbrunnen waren als ¿geleitete Linden¿ gepflanzt und gepflegt worden. Dabei werden durch Formschnitt die Äste von einem oder mehreren Astkränzen in die Waagrechte gezogen und an waagrechten Stäben ausgerichtet. Die Linden am Ostring waren so gezogen worden, dass die Verzweigung in einer Höhe von drei Metern einsetzte und sich zu den Seiten und - zumindest in den ersten Jahren - nach oben offene Gänge bildeten, die regelmäßig geschnitten werden mussten, wenn sie ihr architektonisches Erscheinungsbild behalten sollten.

Seit dem Zweiten Weltkrieg unterblieb der regelmäßige Pflegeschnitt, so dass die Linden zu stattlichen Bäumen heranwuchsen. Der für Alleen aus geleiteten Linden durchaus nicht ungewöhnliche Pflanzabstand von nur drei Metern in den Baumreihen führte zu erheblichen statischen Problemen bei den Bäumen. Daher wurden die hochgewachsenen Bäume 1979 in etwa sechs Metern Höhe gekappt, deutlich oberhalb des ursprünglichen Schnitthorizontes, wodurch die bauzeitliche Gestaltungsabsicht nicht mehr ablesbar war. 2010 entschied man sich auf der Grundlage eines Baumgutachtens die erneut hochgewachsenen und nicht mehr verkehrssicheren Lindenalleen nach historischen Fotografien komplett zu erneuern.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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