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Mitteilung vom 13.03.12

Presse-Infos | Kultur

Westfälischer Archivtag in Gronau

Kommunalarchive in Zeiten digitaler Medienvielfalt

Bewertung:

Gronau (lwl). Experten halten eine Digitalisierung kompletter Archive im Internet für unrealistisch. ¿Man muss bedenken, dass jedes Stück im Archivmagazin statistisch betrachtet nur alle dreißig Jahre einmal genutzt wird¿, so Dr. Marcus Stumpf, Leiter des Archivamtes beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Stattdessen müsse der Zugang zu Archiven mit Beständeübersichten und Findbüchern online über Portale wie archive.nrw.de erleichtert werden, sagte Stumpf am Dienstag (13.3.) in Gronau zu Beginn einer zweitägigen Fachtagung vor 200 Archivaren aus Westfalen-Lippe und benachbarten Bundesländern.

Kommunalarchive verwahrten einzigartige Quellen zur Stadtgeschichte, hieß es weiter. Sie seien lebendige Geschichtsorte, die von Menschen unterschiedlichen Alters und mit ganz unterschiedlichen Interessen besucht werden. Es gelte, die alltäglichen Herausforderungen zu meistern und zielgruppenbezogene Angebote in der Zukunft zu verbessern.

¿Die Kommunalarchive können nur dann Angebote sinnvoll zuschneiden, wenn sie die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Nutzer kennen. Doch gibt es ¿die` Archivbenutzerin überhaupt?¿ fragte Stumpf. ¿Eine angemessene Kundenorientierung zählt mit zu den größten Herausforderungen, die unser Stadtarchiv zu leisten hat. Die archiverfahrene Wissenschaftlerin muss das Archiv genauso zufrieden verlassen wie der Heimatforscher, der sich nach seiner Pensionierung erstmals entschließt, die Geschichte seines Ortes zu erforschen¿, betonte der 2. stellv. Bürgermeister der Stadt Gronau, Klaus Lüttikhuis. Der Austausch von Erwartungen an die Archivarbeit durch drei Nutzergruppen (Heimatforschung, Verwaltung, Schule) bildete den Themenschwerpunkt des ersten Veranstaltungstages.

Am zweiten Tag bestimmten Fragen der Benutzung in Zeiten digitaler Medienvielfalt die Tagungsdiskussion. ¿Nicht selten fragen mich jüngere Nutzer erstaunt, warum nicht alle Quellen des Stadtarchivs im Internet zu ¿googlen¿ seien. Der unmittelbare, komfortable Zugriff auf Archivgut vom heimischen Rechner aus erspare ihnen schließlich viel Zeit¿, berichtete der Stadtarchivar von Gronau, Gerhard Lippert.

Auch rechtliche Fragen im Zusammengang mit der Nutzung von Archivgut wurden im Rahmen der Fachtagung behandelt. ¿Kundenorientierung und geltendes Recht stehen dabei immer wieder in einem Spannungsverhältnis. Viele Nutzerinnen eines Stadtarchivs wären dankbar, wenn sie beispielsweise die stadtgeschichtliche Fotosammlung im Internet recherchieren könnten. Wenn jedoch das Archiv nicht alle Urheber der Fotos kennt bzw. entsprechende nutzungsrechtliche Absprachen nicht vorliegen, lässt das geltende Urheberrecht bis zum Ablauf von 70 Jahren nach Tod des Urhebers eine Präsentation der Fotos im Internet nicht zu¿, warnte Dr. Kai Zwicker, Landrat des Kreises Borken.

Archiv ohne Lesesaal? Dieses Szenario konnte sich keiner der Teilnehmer vorstellen. Einigkeit herrschte jedoch unter den Archivexperten darüber, dass die digitale Medienvielfalt besondere Herausforderungen an die Archive stellt. Tätigkeitsverschiebungen sind wahrscheinlich, neue Aufgaben kommen hinzu und die Aneignung neuer Kompetenzen sei unverzichtbar. ¿Wir sind froh, dass wir mit unserem LWL-Archivamt für Westfalen eine Beratungseinrichtung haben, die die Kommunalarchive bei den neuen Herausforderungen fachlich engagiert unterstützen kann. Viele Bundesländer beneiden uns um diese Einrichtung¿, führte LWL-Kulturreferent Reinhard Klotz aus.



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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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