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Mitteilung vom 22.09.11

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Bergbau trifft Poesie

LWL-Literaturkommission gibt eine Anthologie industrieller Lyrik heraus

Bewertung:

Münster (lwl). 2011 scheint das Jahr der Arbeiterliteratur und -dichtung zu sein: Das Fritz-Hüser-Institut beging mit zwei Ausstellungen das 50-jährige Jubiläum der Gründung der Dortmunder Gruppe 61 und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) wartete mit einer Neuedition von Bruno Gluchowskis Hörspielklassiker ¿Der Durchbruch¿ auf. Nun folgt mit der Neuauflage der Anthologie ¿Wir tragen ein Licht durch die Nacht¿ von 1960 ein weiterer Meilenstein der westfälischen Literatur der Arbeitswelt. Sie bildet den fünften Teil einer von der LWL-Literaturkommission und im Namen Uwe Ketelsens herausgegebenen Reihe repräsentativer Anthologien der Arbeiterdichtung.
Das Buch erschien ursprünglich aus Anlass der 7. Generalversammlung der IG Bergbau 1960 ¿ zunächst noch als Privatdruck. Die Herausgeber erhofften sich durch die Publikation einen ¿Brückenschlag¿ zwischen den Bergmannsdichtern und ihren Lesern. Der ¿Kumpel¿ solle in den Gedichten von ¿Klassikern¿ wie Paul Zech, Otto Wohlgemuth, Josef Winckler und damals noch unbekannten Autoren wie Max von der Grün ¿sein eigenes Erleben und sein Hoffen, sein Bangen und sein Fühlen und damit sich selbst wiederfinden¿.
Drei Kernthemen stechen heraus: Geschildert werden der harte Arbeitsalltag, die Traditionen der Streikkultur sowie die Gefahren für Leib und Leben unter Tage. Formal bietet sich ein vielschichtiges Bild: die Einflüsse reichen vom Expressionismus über die Industrieromantik der Nyland-Dichter bis zur modernen pathoslosen Trümmerliteratur.
Spuren hinterlassen hat auch der Geist der 1950er Jahre: in Zeiten konsensorientierter Gewerkschaftspolitik wurde der proletarischen Kampfliteratur der 1920er Jahre wenig Platz eingeräumt. Neben unpolitischen, expressionistischen Untertage-Dichtungen stößt der Leser aber vor allem bei den jüngeren Autoren auf den Anspruch, politische und eindeutig gesellschaftskritische Positionen zu beziehen. In dieser Hinsicht bietet die Anthologie einen Überblick der Arbeiterdichtung vor der Gründung der Gruppe 61. Bevor Fritz Hüser und Max von der Grün die Arbeiterliteratur im literarischen Feld der Bundesrepublik etablierten, habe der ¿bildungsgeschichtliche und kultur-politische Charakter dominiert¿, sagt der Herausgeber Ketelsen.
¿Trotz des für heutige Leser manchmal befremdend pathetischen Tons der Gedichte leistet die Anthologie daher einen wichtigen Beitrag zur Dokumentation der Geschichte der westfälischen Arbeiterkultur und Industriegeschichte¿, so Ketelsen. In seinem Nachwort liefert der Bochumer Germanist eine ausführliche historische und literaturtheoretische Kontextualisierung der Anthologie und betont ¿ihre erhebliche sozial-und kulturwissenschaftliche Bedeutung¿.
¿Ergänzt mit einem bio-bibliographischen Verzeichnis der Autoren sowie kommentierten Anmerkungen wird diese Neuausgabe zu einem Zeitdokument, dessen Adressatenkreis weit über die Grenzen der Bergmannswelt hinausreicht¿, erklärt Ketelsen.

Uwe Ketelsen (Hrsg.):
Wir tragen ein Licht durch die Nacht.

Gedichte aus der Welt des Bergmanns.
Literaturkommission für Westfalen. Reihe Texte Band 21.
Aisthesis Verlag, Bielefeld 2011.
168 S., ISBN-Nr. 978-3-89528-863-0 EUR14,80


Pressekontakt: Markus Fischer, Tel.: 0251 591-235



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