Mitteilung vom 17.12.10
Presse-Infos | Kultur
Spätgotischer Wandkamin wiederentdeckt
LWL zeichnet Hewenshof als Denkmal des Monats aus
Steinfurt (lwl). Bei der zur Zeit laufenden Sanierung und Erweiterung des Hewenshofes zum Gemeindezentrum der evangelischen Kirchengemeinde in Burgsteinfurt ein spätgotischer Wandkamin aus der Bauzeit des Hauses gefunden, der bisher von einer Wand verdeckt war. Damit dieser Wandkamin erhalten bleibt, verlegt die Kirchengemeinde eine ursprünglich an dieser Stelle vorgesehene Tür. Die Sandsteinkonsolen des Wandkamins werden restauratorisch aufgearbeitet und bleiben offen sichtbar. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat den Hewenshof an der Kirchstraße jetzt als Denkmal des Monats Dezember ausgezeichnet.
¿Der insgesamt dreizügige Kaminblock ist 1520 mit dem Steingebäude des Hewenshofes entstanden. Es ist schon etwas Besonders, wenn man nach so langer Zeit noch wesentliche Teile wie die seitliche Werksteinrahmung aus Sandstein, eine seitliche Wandnische und die rußgeschwärzte Rückwand des Rauchfanges von einem Wandkamin entdeckt. Ein zweiter Wandkamin befand sich im Obergeschoss, die dritte Feuerstelle war vermutlich ein Küchenkamin im Vorderhaus, das allerdings schon 1780 einem Neubau weichen musste¿, erklärt LWL-Denkmalpflegerin Dr. Barbara Seifen.
Der Raum, in dem der spätgotische Wandkamin entdeckt wurde, soll künftig als Meditations- und Gruppenraum dienen. ¿Die Bauspur des Wandkamins wird hier sicherlich viel Anregung geben, über die Wandlungen im Laufe der Zeit und des Lebens von Häusern und Menschen nachzudenken. Er macht auf jeden Fall die Geschichte des Hauses besser begreifbar¿, so Seifen.
Hintergrund:
Schon vor den Untersuchungen war bekannt, dass sich an der östlichen Wand zum Vorder-haus ein Kaminblock befindet. Denn im Kellergeschoss ist der vier Meter breite Sockel des Kaminblocks sichtbar. Auch in den Geschossen darüber zeichnet er sich ab. Dass sich jedoch noch wesentliche Teile von diesem werksteingerahmten Wandkamin hinter einer jüngeren Abmauerung erhalten haben, war nicht bekannt.
Vor Beginn der Sanierungsarbeiten untersuchten Bauhistoriker und Restauratoren die Fassaden und die Innenräume des Hewenshofes, um detaillierte Kenntnisse über das Gebäude zu erhalten. Dabei haben sie auch festgestellt, dass im Dachstuhl des 1780 errichteten Neubaus Hölzer eines älteren Vorderhauses aus dem 15. Jahrhundert wiederverwendet wurden. Diese Untersuchungen haben die LWL-Denkmalpfleger begleitet, die Kosten der restauratorischen Arbeiten hat der LWL zu einem Drittel übernommen (1.700 Euro).
Der Hewenshof in Burgsteinfurt an der Kirchstraße gehört zu mehreren Burgmannshöfen, die im 13./14. Jahrhundert angelegt wurden, um die Herrschaft der sogenannten Edlen von Steinfurt zu sichern. Benannt ist das Haus nach der Besitzerfamilie von Hewen, die diesen Burgmannshof im Jahr 1522 gegen ihren bisherigen Hof auf der Vorburg der Burg Steinfurt eintauschte. Zuvor hatte der Hof einige Jahre dem Grafen von Steinfurt selbst gehört. Er ließ um 1519/1520 ein neues mehrgeschossiges hohes Bruchsteingebäude, auch Steinwerk genannt, an ein niedrigeres und schon bestehendes Fachwerkhaus bauen. 1780 wurde dieses Vorderhaus durch einen massiven, zweigeschossigen Neubau ersetzt. Zum Vorplatz an der Kirchstraße erhielt der Hof eine Toranlage mit zwei Sandsteinpfeilern.
1983 kaufte die evangelische Kirchengemeinde Steinfurt den Hewenshof und richtete dort das Pfarrhaus und Räume der Familienbildungsstätte ein. Seit 1985 sind das Steingebäude aus dem 16. Jahrhundert, der Neubau von 1780, die Gartenfläche mit ihrer Mauer und die Toranlage zur Kirchstraße als Denkmal eingetragen. Im Jahr 2006 entschied die Kirchengemeinde, den Hewenshof zum Gemeindezentrum auszubauen. Dazu werden die Räume saniert und zum Teil umgebaut. Außerdem entsteht auf dem Gelände zur Flintenstraße ein ergänzender Neubau, in dem der Gemeindesaal, technische Räume, ein Treppenhaus mit Aufzug und Lagerräume untergebracht werden.
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