LWL-Newsroom

Mitteilung vom 11.06.10

Presse-Infos | Kultur

Ein bedeutendes Bergbauzeugnis der Nachkriegszeit -

LWL zeichnet Schachtanlage Westerholt 3 in Herten als Denkmal des Monats aus

Bewertung:

Herten (lwl). Der Förderturm der Zeche Westerholt in Herten gehörte zu den ersten Anlagen im Ruhrgebiet mit Vierseilförderung und ist hier heute eine der letzten erhaltenen Anlagen dieser Art. Deshalb hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Schachtanlage Westerholt 3 des Bergwerkes Lippe, die am 19. Dezember 2008 stillgelegt wurde, als Denkmal des Monats Juni ausgezeichnet.

¿Außerdem von großer technikgeschichtlicher Bedeutung ist der Wagenumlauf, der in dieser Vollständigkeit ebenfalls Seltenheitswert besitzt¿, so LWL-Denkmalpflegerin Imme Wittkamp. Dieser Wagenumlauf diente dazu, die entleerten Förderwagen wieder in den Förderkreislauf zu bringen. Die meisten Wagenumlauf-Anlagen sind inzwischen abgebaut worden, da die Zechen überwiegend von der Gestell- auf die Gefäß- oder Skipförderung umgestellt haben. Dabei werden die bis zu 30 Tonnen fassenden Gefäße direkt in Eisenbahnwaggons entleert.

Die Vierseiltechnik, bei der der Förderkorb an vier Seilen befestigt wurde, verbesserte die Schachtförderung in den 1950er Jahren. ¿Diese Technik hält den Querschnitt der einzelnen Seile auch bei sehr großer Schachttiefe und bei großen Nutzlasten klein und verringert somit den Durchmesser der Treibscheiben. Dadurch verbilligt sich der elektrische Antrieb¿, erklärt Wittkamp.

Hintergrund
Markantes Wahrzeichen des ehemaligen Bergwerkes Westerholt, das an der Grenze von Herten zu Gelsenkirchen-Hassel liegt, ist der Förderturm des Zentralförderschachtes 3. Er bildet mit der anschließenden Schachthalle einen zusammenhängenden Gebäudekomplex. ¿Besonders kennzeichnend sind die asymmetrische Einbindung des Förderturms in den Wagenumlauf, der Wechsel von horizontalen und vertikalen Gliederungselementen sowie der Kontrast der Materialien Beton und Klinker¿, so Wittkamp. Der Förderturm ist mit zwei vollautomatischen Vierseil-Gestellförderungen ausgestattet. Im Turmkopf sind zwei Elektrofördermaschinen der Eisenhütte Prinz Rudolf (Dülmen) erhalten geblieben. Die Schachthalle beherbergt den vollständig erhaltenen Wagenumlauf mit Leitstand und Kreiselwippern, die die Förderwagen entleert haben.

Das Bergwerk wurde 1907 als zweites im Grubenfeld Bergmannsglück gegründet und war über die Bergwerks-AG Recklinghausen Eigentum des preußischen Staates. 1910 gingen die Schächte 1 und 2 in Förderung. 1927 gelangte das Bergwerk mit dem gesamten Besitz der Bergwerks-AG Recklinghausen in das Eigentum der von dem Iren William Thomas Mulvany gegründeten Hibernia AG. Diese begann nach dem Zweiten Weltkrieg mit einem umfassenden Zusammenlegungs- und Modernisierungsprogramm der ehemalige staatlichen Zechen. In diesem Zuge entstand ab 1956 neben der neuen, nahe gelegenen Zentralkokerei Hassel der Zentralförderschacht Westerholt 3, der 1960 in Betrieb ging. 1998 wurde Westerholt in die Deutsche Steinkohle AG (DSK) übernommen und mit dem Bergwerk Fürst Leopold/Wulfen zum Bergwerk Lippe zusammengeschlossen. Am 19. Dezember 2008 endete die Geschichte des Bergwerks Lippe mit Hebung des letzten Förderwagens auf Westerholt 3. ¿Gefragt sind jetzt kreative Ideen für eine Nachnutzung dieses bergbaugeschichtlich bedeutenden, zur Zeit vorläufig unter Schutz gestellten Denkmals¿, so Wittkamp.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0






Ihr Kommentar




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos