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Mitteilung vom 21.12.09

Presse-Infos | Kultur

Hoher Besuch an Weihnachten

Könige zu Gast bei Bischof Meinwerk in Paderborn

Bewertung:

Paderborn (lwl). In der Amtszeit Bischof Meinwerks vor 1000 Jahren feierten die Könige Heinrich II. und Konrad II. mehrmals Weihnachten in Paderborn. Was dies für Meinwerk als Gastgeber und als Bischof bedeutete, zeigt die Ausstellung ¿Für Königtum und Himmelreich¿ des Erzbistums Paderborn und des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) im Museum in der Kaiserpfalz und im Diözesanmuseum Paderborn.

Bischof Meinwerk von Paderborn pflegte zu den Königen Heinrich II. und Konrad II. ein intensives persönliches Verhältnis. Dies zeigt sich durch die häufigen Herrscherbesuche, besonders zu Weihnachten. Heinrich II. kam drei Mal zum Weihnachtsfest nach Paderborn (1015, 1018 und 1022). Sein Nachfolger, Konrad II., feierte zwei Mal in der Stadt an der Pader (1029 und 1030). Einen dritten Besuch (1032) musste er wegen Auseinandersetzungen in Süddeutschland absagen. Seit dem Jahr 1015 stand zumindest dem engeren Kreis des Hofes eine angemessene Residenz zur Verfügung, denn Bischof Meinwerk hatte die Kaiserpfalz, die wie der Dom im Jahr 1000 durch ein Feuer stark beschädigt worden war, so schnell wie möglich größer und schöner wieder errichten lassen.

Neben Unterkunft und Verpflegung galt es, die Gäste zu beschäftigen und zu unterhalten. In der Ausstellung präsentiert das Museum in der Kaiserpfalz dazu sieben Schachfiguren aus dem Osnabrücker Domschatz. Sie bestehen aus damals seltenem und wertvollen Bergkristall und sind im Nahen Osten angefertigt worden. Schach, das im 10. Jahrhundert aus dem arabischen Raum nach Europa gekommen war, spielten die Gäste und Gastgeber mit Vorliebe. Sie nutzten die Zeit zwischen den Verhandlungen und der Messe, um sich an diesem Spiel und an anderen höfischen Spielen zu erfreuen. Dass die Spielfiguren in den Osnabrücker Domschatz gelangt sind, bezeugt ihren hohen materiellen Wert an sich wie auch die kulturelle Wertschätzung des Spiels.

Der weihnachtliche Königsaufenthalt bedeutete für Meinwerk und seine Leute aber vor allem eins: viel Arbeit. An erster Stelle stand die Sorge um das leibliche Wohl der Gäste, was für das Bistum hohe wirtschaftliche Einbußen mit sich bringen konnte. Denn der König kam nicht allein. Mit ihm reisten bis zu 1000 Personen: Mitglieder der Königsfamilie, Grafen und Bischöfe aus anderen Teilen des Reiches, Soldaten und Bedienstete.

Den damit verbundenen erheblichen Mehraufwand an Nahrungsmittel und Personal galt es aufzufangen. Meinwerk nutzte den Weihnachtsbesuch der Herrscher deshalb auch, um Güter aus dem Besitz des Königs für die Paderborner Kirche zu bekommen. Denn die Einnahmen, die Bauern und Händler dort erwirtschaften, hatten diese an das Bistum abzuliefern. Laut der Lebensbeschreibung Meinwerks, der Vita Meinwerci, ging der Bischof trickreich zu Werke, um die Besitztümer der Kirche zu vermehren. So heißt es für das Jahr 1022, dass Meinwerk Heinrich II. am Vorabend des Festtages einen Mantel aus Lammfellen überreichte. Dem König erschien dieser als nicht standesgemäß. Dem widersprach Meinwerk und erklärte, dass die Milch der für den Mantel getöteten Schafe zahlreiche Menschen des Bistums hätte ernähren können. Um diesen Nutzen habe Meinwerk sie für Heinrich betrogen. Der Kaiser antwortete: ¿Wenn ich jemanden betrogen habe oder weiß, dass jemand um meinetwillen betrogen worden ist, so will ich es vierfach erstatten¿ und übertrug der Paderborner Kirche ein Gut in Steinen.

Hintergrund: die Ausstellung
Die Ausstellung ¿Für Königtum und Himmelreich ¿ 1000 Jahre Bischof Meinwerk von Paderborn¿ läuft noch bis zum 21. Februar 2010 im Erzbischöflichen Diözesanmuseum und im Museum in der Kaiserpfalz. Auf 2000 Quadratmetern werden einzigartige Handschriften, Urkunden und liturgische Geräte, aber auch Schmuckstücke, Waffen und andere archäologische Funde des 11. Jahrhunderts aus ganz Europa präsentiert. Die Jubiläumsausstellung zum Amtsantritt von Bischof Meinwerk vor 1000 Jahren lässt eine Epoche lebendig werden, in der das Zusammenspiel geistlicher und weltlicher Herrschaft ihren Höhepunkt erreichte und die Bischöfe zusammen mit den Königen das Reich regierten. Weitere Informationen gibt es unter http://www.meinwerk-ausstellung.de.

An Heiligabend, am ersten Weihnachtsfest sowie an Silvester ist das Museum geschlossen.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Yasmine Freigang, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-8920 oder 0151 50759714
presse@lwl.org




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