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Mitteilung vom 10.09.09

Presse-Infos | Kultur

Die Restaurierung des Gemäldes ¿Caritas Romana¿

Der LWL hilft dem Siegerlandmuseum bei den Arbeiten

Bewertung:

Siegen (lwl). Das Siegerlandmuseum beherbergt mit neun Gemälden des weltberühmten flämischen Barockmalers Peter Paul Rubens (1577 ¿1640) einen besonderen Schatz. Der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) und das Land NRW unterstützen das Museum bei der aufwendigen Restaurierung des Gemäldes ¿Caritas Romana¿.

Die Gesamtkosten der anfallenden Maßnahmen belaufen sich auf über 75.000 Euro. Neben der finanziellen Beteiligung von rund 38.000 Euro des Landes und den rund 11.000 Euro des LWL helfen Fachleute des LWL-Museumssamtes auch bei den Restaurierungsarbeiten. LWL-Restaurator Dr. Ryszard Moroz hat das Konzept für die Restaurierungsmaßnahmen erstellt, das nun von Freiberuflern ausgeführt wird. Zur Zeit läuft ein Bewerbungsverfahren, bei dem das LWL-Museumsamt prüft, welche Freiberufler die nötige Fachkompetenz erfüllen. Sie werden später unter anderem das Gemälde abspannen, wellige Fragmente sowie Unebenheiten der Malschicht planieren und eine Schutzschicht auftragen. Stephan Brunnert vom LWL-Museumsamt sorgt dafür, dass das Bild richtig klimatisiert wird und hilft dem Siegerlandmuseum, die optimalen klimatischen Bedingungen herzustellen. ¿Das Klima ist entscheidend dafür, wie schnell Exponate altern. Bei schwankenden Temperaturen, Sauerstoffgehalt und Luftfeuchtigkeit zerfällt das Exponat sehr schnell. Deswegen messe ich unter anderem die Luftwechselrate sowie die äußeren und inneren Kühllagen des Raumes¿, erklärt Brunnert. Beide Restauratoren werden das Projekt die ganze Zeit über begleiten und bei auftretenden Problemen steuernd eingreifen.

Ruben´s ¿Caritas Romana¿, das ursprünglich aus der Sammlung der Herzöge von Marlborough im Schloss Blenheim stammt, hat der Verein der Förderer des Siegerlandmuseums e.V. 1953 über den Kunsthandel erworben. Das zwei mal zwei Meter große Bild zeigt die Charaktere Cimon und Pero aus einer Vater-Tochter-Geschichte des römischen Schriftstellers Valerius Maximus, in welcher der Philosoph Cimon zum Tod durch Verhungern verurteilt wird. Da seine Tochter ihm bei ihren Besuchen heimlich die Brust gibt, bleibt er auch nach langer Kerkerhaft am Leben. Als die Richter den Grund dafür herausfinden, sind sie beeindruckt von der töchterlichen Liebe und begnadigen den Vater.

Bereits in der Vergangenheit hat der LWL das Siegerlandmuseum bei Restaurierungen unterstützt, unter anderem auch bei Graphiken aus der Rubenssammlung. Bei der ¿Caritas Romana¿ handelt es sich um ein besonders hochwertiges Bild, da eine Signatur darauf hindeutet, dass Rubens dieses Bild nicht nur skizziert sondern selbst gemalt hat. ¿Wir müssen die Signatur noch genauer untersuchen, aber wenn sie echt ist, wird der Wert des Bildes deutlich höher ausfallen¿, sagt Moroz.

Hintergrund
Frühere Restaurierungen machen die Signatur schwer lesbar. Weil die damaligen Reinigungsmittel wie Salzsäure oder Spiritus aus heutiger Sicht sehr aggressiv waren und das Bild bei ¿Frischmachungen¿ mehrfach neu lackiert ¿ gefirnisst - wurde, ist es stark beschädigt. ¿Diese Frischmachungen, die dazu dienten, das Bild besser verkaufen zu können, haben ihm mehr geschadet als die Alterung. Denn Rubens hat stets qualitätsvolle Malmaterialien verwendet. Die aggressiven Mittel haben vor allem die blauen Pigmente des Untergewandes der Tochter Pero hell werden lassen. Dadurch zeichnen sich alte Retuschen als dunkle Striche auf Sprüngen und Rissen ab. Deshalb fiel die Signatur erst bei den Millimeter genauen Voruntersuchungen der Schäden auf¿, erklärt Moroz. Die Restauratoren haben nun die Aufgabe, die Firnisse vorsichtig zu entfernen und so die ursprüngliche Farbigkeit wieder sichtbar zu machen.

Die kunstvollen Barockwerke Rubens, die sonst eher im Rheinland zu finden sind, stehen nicht ohne Grund im Regionalmuseum in Siegen. Der Künstler wurde 1577 in Siegen geboren. 1592 widmete er sich dann der Kunst und kehrte nach einem Auslandsaufenthalt in Spanien und Italien 1608 in die Heimat seiner Eltern nach Antwerpen zurück. Hier erlangte er schnell große Bekanntheit und wurde ein Meister seiner Kunst. Im Laufe der Jahre erhielt er so viele Aufträge, dass er meistens nur die Skizzen selbst anfertigte und die Ausführung seinen Schülern überließ. Die Signatur auf dem Gemälde ¿Caritas Romana¿ deutet darauf hin, dass das Bild eines der wenigen ist, die Rubens selbst angefertigt hat.



Pressekontakt:
Susanne Muno oder Markus Fischer, Tel.: 0251 591-235
presse@lwl.org




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