Mitteilung vom 20.05.09
Presse-Infos | Der LWL
60 Jahre Grundgesetz
LWL erinnert an eine der ¿Mütter¿ der Verfassung
Münster/Herford (lwl). Konrad Adenauer, Theodor Heuß, Carlo Schmid ¿ allesamt männliche politische Persönlichkeiten, die dem Parlamentarischen Rat angehörten, der am Samstag (23.5.) vor 60 Jahren das Inkrafttreten des Grundgesetzes verkündete. Unter den 65 Mitgliedern der verfassungsgebenden Versammlung waren aber auch vier Frauen vertreten. An eine der vier ¿Mütter des Grundgesetzes¿ erinnert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zum runden Geburtstag der deutschen Verfassung: Friederike Nadig, 1897 in Herford geboren, Sozialdemokratin und von 1930 bis 1933 Mitglied des Westfälischen Provinziallandtages, dem Vorgänger der LWL-Landschaftsversammlung.
¿In einer Zeit, in der Frauen sich gesellschaftlich noch in einer unterordnenden Rolle befanden, hat sich Friederike Nadig aktiv in die Gestaltung eines neuen, eines demokratischen Deutschlands eingemischt¿, sagte Maria Seifert, Vorsitzende des Westfalenparlaments. Nadig habe sich mit großem Engagement für eine gleichberechtigte Stellung von Mann und Frau eingesetzt. Zudem sei sie entschieden für die rechtliche Gleichstellung von unehelichen und ehelichen Kindern sowie für ein Recht auf Kriegsdienstverweigerung eingetreten. Friederike Nadig machte sich auch für den Schutz von Ehe, Jugend und Familie stark. Von Eltern forderte sie eine Erziehung ihrer Kinder zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.
Die versierte Sozialpolitikerin Nadig wuchs in einem sozialdemokratisch geprägten Elternhaus auf. Im Alter von 19 Jahren trat sie inmitten des Ersten Weltkrieges der SPD bei ¿ drei Jahre bevor Frauen in Deutschland das Wahlrecht zugesprochen wurde. Im Jahr 1922 bestand sie ihr Staatsexamen zur Wohlfahrtspflegerin und arbeitete fortan beim Jugendamt Bielefeld. 1933 belegten die Nationalsozialisten Nadig mit einem Berufsverbot, sie verlor ihre Arbeit und die Mitgliedschaft im Provinziallandtag. Zwischen 1946 und 1966 war Friederike Nadig Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt Ostwestfalen, von 1947 bis 1950 Mitglied des NRW-Landtages und von 1949 bis 1961 Abgeordnete im Deutschen Bundestag. Am 14. August 1970 starb Friederike Nadig in Bad Oeynhausen.
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