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Mitteilung vom 13.05.09

Presse-Infos | Kultur

Kirchen-Umnutzungen und ihre Folgen

LWL-Volkskundler starten aktuelles Forschungsprojekt und rufen zur Mithilfe auf

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Bielefeld (lwl). ¿Hier arbeiten zu dürfen ist natürlich schon eine Ehre für mich¿ sagt die junge Frau über ihren Arbeitsplatz. Und dieser ist alles andere als gewöhnlich: Sie arbeitet als Kellnerin in der ehemaligen Martini-Kirche im Restaurant ¿GlückundSeligkeit¿. Von außen und innen ist das Ge-bäude noch gut als Kirche zu erkennen, doch statt Hochzeiten, Taufen und Konfirmationen werden hier nun Geburtstagspartys bei Cocktails, Spanferkelrücken oder Seeteufelbäckchen gefeiert, und zwei Mal im Jahr wird bei den Seasons Club-Partys kräftig eingeheizt. Wie die Menschen auf solche Kirchenumnutzungen reagieren will die Volkskundliche Kommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) mit ihrem neuen Forschungsprojekt ¿Kirchenumnutzungen und ihre Folgen¿ untersuchen.

In Gladbeck hat ein Elektroladen in der ehemaligen St. Pius Kirche eröffnet, und in Münster wird die Bonifatiuskirche von einem Verlag genutzt. Kirchenumnutzungen sind auch in Westfalen keine Seltenheit mehr. Die Menschen reagieren ganz unterschiedlich auf die Profanierung eines Kirchengebäudes: Während aktive Gemeindemitglieder häufig um ihre Kirche trauern und der Abschied oft schwer fällt, so freut sich manch Anderer, dass die Kirche nun auch für ihn offen ist und vielfältig genutzt werden kann. Genau für solche Reaktionen interessieren sich die LWL-Volkskundler.

¿Die Profanierung eines Kirchengebäudes berührt nicht nur die betroffenen Gemeindemitglieder¿, so Katrin Bauer von der Volkskundlichen Kommission für Westfalen bei der Vorstellung des Projektes am Mittwoch (13.05.) in Bielefeld, ¿vielmehr sind zahlreiche gesellschaftliche Gruppen und Akteure in den Prozess der Umnutzung involviert oder werden von ihm berührt. Und eine gelungene Umnutzung kann dabei auch ein sehr positives Echo auslösen.¿ Um die verschiedenen Einstellungen, Meinungen und Standpunkte erfassen und analysieren zu können, wollen die LWL-Volkskundler unterschiedliche Umnutzungsprojekte in Westfalen dokumentarisch begleiten. Die Ergebnisse veröffentlichen sie in Buchform. Daneben drehen sie einen begleitenden, dokumentari-schen Film, der die Umnutzungsprozesse veranschaulicht.

Außerdem gibt es eine Projekt-Homepage unter der Adresse http://www.volkskunde-westfalen.de. Alle Interessierten können sich hier über Stand und Fortgang des Projektes informieren und sind ausdrücklich aufgerufen sich im Gästebuch auch selbst zu Wort melden: ¿Sind in ihrer Gemeindekirche heute ein Restaurant oder Büroräume untergebracht oder wurde sie ganz abgerissen? Wis-sen Sie von Kirchen, die bald umgenutzt werden? Kennen Sie den Termin für die feierliche Profanierung oder wissen Sie wo sich eine Bürgerinitiative gegen die Umwidmung gegründet hat? Was bedeutet der Verlust der Kirche für Sie ganz persönlich?¿ fragen die Alltagskulturforscher des LWL. ¿Neben Ihren Eindrücken freuen wir uns auch auf Fotos von umgenutzten Kirchen¿, so Bauer. Auch sucht sie noch außergewöhnliche, aktuelle Kirchen-Umnutzungsprojekte in Westfalen, die längerfristig dokumentarisch begleitet werden können.



Pressekontakt:
Katrin Bauer, Volkskundliche Kommission für Westfalen, Telefon: 025183-24406, katrin.bauer@lwl.org, und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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