Mitteilung vom 05.05.09
Presse-Infos | Kultur
LWL-Industriemuseum brennt Ziegel wie vor 2.000 Jahren
Aufbau eines römischen Ziegelofens hat begonnen
Lage (lwl). Ziegel brennen wie die Römer ¿ das will der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) im Varus-Jahr in seinem Ziegeleimuseum. Im Rahmen der aktuellen Ausstellung ¿Varus und die Ziegel Roms¿, die bis 20. September 2009 in Lage läuft, rekonstruiert das LWL-Industriemuseum einen römischen Garnisonsziegelofen und nimmt ihn vom 16. bis 19. August in Betrieb. ¿Dieses Projekt experimenteller Archäologie ist in seiner Art und Größenordnung bislang einzigartig¿, erklärte Dr. Andreas Immenkamp vom LWL-Industriemuseums am Dienstag (5.5.) in Lage.
Grundlage der Rekonstruktion sind Grabungsfunde einer römischen Militärziegelei aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., die Archäologen des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) in Dormagen freilegten. Die Fachleute des LVR begleiten das gesamte Projekt und erhoffen sich vom Praxistest in Lage wertvolle Erkenntnisse über den Ablauf römischer Brennverfahren.
Der Ofen wird in der typischen römischen Bauweise mit eigens für das Projekt gefertigen Ziegeln aufgebaut. Ca. 5.000 handgestrichene Dach- und Bodenziegel wurden dafür im letzten Jahr im LWL-Ziegeleimuseum in Lage hergestellt. Über die Beschäftigungsgesellschaft ¿Euwatec¿ sind Langzeitarbeitslose mit in den Aufbau einbezogen.
Zum Begleitprogramm gehört neben museumspädagogischen Angeboten und dem Ziegelbrand ein Vortrag von Dr. Andreas Immenkamp: Am 21. Juni stellt er das Projekt unter dem Titel ¿Wie die Römer Ziegel brannten¿ vor. Alle Termine im Internet unter http://www.lwl-industriemuseum.de.
Hintergrund
Die Militärziegelei in Dormagen ist die bisher älteste nachgewiesene Truppenziegelei in Deutschland. Sie wurde von der ¿legio I¿ (Germanica) betrieben, die von 30 bis 69 n. Chr. im Lager Bonn beheimatet war. Ziegelfunde, die bei Ausgrabungen im Bonner Militärlager gemacht wurden, belegen, dass in Dormagen auch Baumaterialien für den Aufbau des Bonner Lagers (ab 40 n. Chr.) angefertigt wurden. Es wird vermutet, dass der Ziegeleibetrieb spätestens mit den Wirren des Bataver-Aufstands eingestellt worden ist. In diese Zeit fällt auch die Auflösung der ¿legio I¿ (70 n. Chr.). Die in Bonn stationierte Folgelegion hat die Militärziegelei nicht weiter betrieben.
Die Dormagener Produktpalette ist bemerkenswert: Dachziegel wie Tegulae (Leistenziegel) und Imbrices (Hohl- oder Deckziegel), Antefixe (Stirnziegel) mit Medusendarstellungen, Lateres (Ziegelplatten) und Wandziegel in 23 verschiedenen Formaten konnten nachgewiesen werden. Die größten quadratischen Platten besaßen Kantenlängen von 57 cm und eine Dicke von fast 9 cm. Ein solcher Ziegelkoloss wog etwa 50 Kg.
Das Projekt wird gesponsert von:
E.On Ruhrgas AG, Essen
Keller HCW - Maschinenbau, Ibbenbüren-Laggenbeck
Ziegelei Meyer, Emmerich¿Vrasselt
Ziegelwerk Schüring, Gescher
Projektpartner sind:
Landschaftsverband Rheinland (LVR)
Netzwerk Lippe gGmbH, Detmold
Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie, Bonn
Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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