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Mitteilung vom 20.04.09

Presse-Infos | Kultur

Eroberung des Alpenraums

LWL-Römermuseum thematisiert auch erste Station des Varus nördlich des Gebirges

Bewertung:

Haltern am See (lwl). Unter Kaiser Augustus befand sich das Römische Reich vor 2000 Jahren auf dem Höhepunkt seiner Macht. Den Aufstieg Roms zur Weltmacht, die über den gesamten Mittelmeerraum herrschte, zeigt das LWL-Römermuseum in Haltern am See in der neuen Ausstellung ¿Imperium¿ (16.5.-11.10.2009). Die Schau des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ist Teil des Ausstellungsprojektes ¿Imperium Konflikt Mythos. 2000 Jahre Varusschlacht¿. Sie beleuchtet die politischen Leistungen des Augustus und die kulturelle Blüte seines ¿Goldenen Zeitalters¿. Vom Verlierer der Schlacht im Teutoburger Wald zeichnet die Ausstellung ein Bild, das mit dem verbreiteten Versager-Image des Publius Quinctilius Varus aufräumt.

Einige der mehr als 300 hochkarätigen Exponate stellt der LWL in einer Serie vor:

Kommandeur im Alpenfeldzug

Als Varus 6 oder 7 n. Chr. als Statthalter nach Germanien kam, übernahm er den Befehl über mehrere militärische Verbände, darunter die 19. Legion, die zu dieser Zeit im Militärlager von Haltern stationiert war. Neue Forschungen haben ergeben, dass Varus bereits über zwei Jahrzehnte zuvor die 19. Legion kommandiert und mit ihr an einem siegreichen Feldzug in den Alpen teilgenommen hat.

Auf diese Spur führt eine unscheinbare Bleischeibe aus dem römischen Legionslager von Dangstetten (Südbaden). Während der Vorbereitungen zur Ausstellung ¿Imperium¿ wurden die nur schwer lesbaren Inschriften des Objekts neu gedeutet. ¿Privatus, Trossknecht aus der 1. Kohorte und Sklave des Publius Quinctilius Varus, des Legaten der 19. Legion¿, steht auf der Vorderseite geschrieben. Die Bleischeibe diente vermutlich als Anhänger an einem Gepäckstück des Varus oder seines Sklaven Privatus.

Schutzzone im Norden
In der heutigen Nordschweiz und in Süddeutschland siedelten vor 2000 Jahren keltische Stämme, die Raubzüge nach Oberitalien und in die gallischen Provinzen unternahmen. Um die Bedrohung an den nördlichen Reichsgrenzen zu beenden, schickte Augustus seine Stiefsöhne Tiberius und Drusus 15 v. Chr. auf einen Feldzug.

Doch die Militäroperation war nicht nur eine Strafexpedition gegen die einheimische Bevölkerung. Augustus plante von Anfang an, den gesamten Alpenraum und das nördliche Vorland für Rom zu besetzen, um eine Schutzzone für Italien zu bilden. Zudem hatte es Augustus auf die Oberläufe von Rhein und Donau abgesehen, die eine Verbindung zwischen den westlichen und östlichen Reichsteilen herstellen und damit schnelle Truppenbewegungen ermöglichen sollten.

Vorstoß aus zwei Richtungen
Tiberius und Drusus stießen in zwei Heeresgruppen vor: Tiberius von Gallien und Drusus von Oberitalien aus. Dabei musste sich Drusus seinen Weg erst über die Alpenpässe freikämpfen. Dafür sprechen zahlreiche Waffen, die Archäologen im Bereich der Crap Ses-Schlucht in der heutigen Schweiz fanden.

Zu den Truppen des Tiberius gehörte die 19. Legion, die ihr Hauptquartier in Dangstetten unterhielt. Von dort aus führte sie ihr Befehlshaber Varus in das Voralpenland. Am Bodensee schlug sie erfolgreich eine Schlacht, zog dann weiter zu den Donauquellen und traf in Oberbayern wohl mit der Heeresgruppe des Drusus zusammen. Dort gewannen die römischen Truppen am 1. August 15 v. Chr. die entscheidende Schlacht.

Möglicherweise ereignete sich dieses Gefecht bei Oberammergau. Zumindest fanden sich in einem Heiligtum auf dem nahe gelegenen Hügel Döttenbichl viele einheimische und römische Militärfunde, unter anderem eine Katapultpfeilspitze mit Stempel der 19. Legion. Nach Abzug der Römer sammelten die unterlegenen keltischen Krieger wohl die zurückgebliebenen Waffen ein und opferten sie ihren Göttern.

Sieg und Untergang
Mit dem gut geplanten und taktisch klugen Alpenfeldzug gelang es dem Römischen Imperium, das gesamte Gebiet zwischen Rhein, Inn und Donau in nur einem Sommer zu erobern. Neue Silbermünzen symbolisierten diesen Sieg. Ihre Rückseiten bildeten Tiberius und Drusus ab, die Augustus Lorbeerzweige als Zeichen ihres Triumphes überreichen. Ein Garant des Sieges war Varus. 24 Jahre nach dem Erfolg am Oberrhein folgte jedoch die Niederlage östlich des Rheins. Der Feldherr tappte im Jahr 9 n. Chr. mit der 19. und zwei weiteren Legionen in Germanien in eine tödliche Falle.

Achtung Redaktionen:
Termin für die Eröffnungspressekonferenz des Ausstellungsprojektes ¿Imperium Konflikt Mythos¿ ist der 14. Mai, 11 Uhr, in der Seestadthalle in Haltern am See.

Seestadthalle
Lippspieker 25
45721 Haltern am See

LWL-Römermuseum
Weseler Straße 100
45721 Haltern am See

Öffnungszeiten (ab 17. Mai)
Dienstag bis Freitag: 9 bis 18 Uhr
Samstag: 10 bis 20 Uhr
Sonntag: 10 bis 18 Uhr
Bis zur Eröffnung der Ausstellung ist das LWL-Römermuseum geschlossen.

Eintrittspreise
Erwachsene: 9 Euro
Familien: 20 Euro
Schüler: 2 Euro
Ermäßigungsberechtigte: 6 Euro
Gruppen: 7 Euro pro Person (zzgl. Führungsgebühr)

http://www.imperium-konflikt-mythos.de



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer und Martin Holzhause, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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