Mitteilung vom 06.04.09
Presse-Infos | Kultur
Kreuzigung nach der Revolte
LWL-Römermuseum zeigt Geschichte des Varus in Judäa
Haltern am See (lwl). Unter Kaiser Augustus befand sich das Römische Reich vor 2000 Jahren auf dem Höhepunkt seiner Macht. Den Aufstieg Roms zur Weltmacht, die über den gesamten Mittelmeerraum herrschte, zeigt das LWL-Römermuseum in Haltern am See in der neuen Ausstellung ¿Imperium¿ (16.5.-11.10.2009). Die Schau des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ist Teil des Ausstellungsprojektes ¿Imperium Konflikt Mythos. 2000 Jahre Varusschlacht¿. Sie beleuchtet die politischen Leistungen des Augustus und die kulturelle Blüte seines ¿Goldenen Zeitalters¿. Vom Verlierer der Schlacht im Teutoburger Wald zeichnet die Ausstellung ein Bild, das mit dem verbreiteten Versager-Image des Publius Quinctilius Varus aufräumt.
Einige der mehr als 300 hochkarätigen Exponate stellt der LWL in einer Serie vor:
Tod am Kreuz
Yehohanan ist etwa 25 Jahre alt, als er bei Jerusalem einen grausamen Tod am Kreuz stirbt. Seine Füße werden seitlich an das Kreuz genagelt, seine Arme mit Stricken fixiert. Erst nach qualvollen Stunden erleidet er einen Atemstillstand. Den Befehl für seine Kreuzigung gibt möglicherweise Publius Quinctilius Varus, der Statthalter der römischen Provinz Syrien.
Statthalter in Syrien
Als Varus im Jahr 7/6 v. Chr. sein Amt in Syrien antritt, übernimmt er die Verwaltung einer Provinz, in der vier Legionen stationiert sind. Sie sollen die römischen Gebiete im heutigen Syrien, in der Türkei und im Libanon vor dem mächtigen Reich der Parther im Osten schützen. Die Provinz ist aber nicht nur von hoher strategischer Bedeutung, sondern spielt auch eine wichtige handelspolitische Rolle. Syriens Städte kontrollieren den lukrativen Fernhandel mit dem Nahen und Fernen Osten. Von der syrischen Küste aus werden luxuriöse Waren wie Weihrauch aus Arabien und Seide aus China in das gesamte Römische Reich verschifft.
Varus residiert in Antiochia, einer griechischen Weltstadt, in der eine halbe Million Menschen leben. Die Metropole am Orontes ist die Zierde des Ostens, ihr Sinnbild: die Tyche ¿ die Stadtgöttin von Antiochia. Eine berühmte Staue aus den Vatikanischen Museen zeigt die Göttin mit Mauerkrone auf einem Felsblock thronend, dem Burgberg der Provinzhauptstadt. Die Tyche hindert den personifizierten Fluss Orontes daran, sich zu erheben. Dieses Bild symbolisiert die Vormachtstellung Antiochias in Syrien.
Aufstand in Judäa
Als Statthalter von Syrien übt Varus auch eine Kontrollfunktion über das benachbarte Königreich Judäa aus. Dort herrscht König Herodes der Große, der aus der Bibel ¿ zu Unrecht ¿ als Kindermörder von Bethlehem bekannt ist. Als der jüdische König im Jahr 4 v. Chr. stirbt, kommt es wegen seiner Nachfolge zu schweren Unruhen. Zusätzliche Brisanz erhält die Situation durch den wachsenden römischen Einfluss in Judäa. Zum Beispiel widerspricht der heidnische Götterkult dem jüdischen Bilderverbot und den strengen, monotheistischen Glaubensvorstellungen.
Zur Eskalation kommt es, als der römische Finanzbeamte Sabinius trotz anderslautender Befehle des Varus nach Jerusalem reist. Dort beschlagnahmt er das Vermögen des Herodes, plündert den Tempelschatz und setzt die Hallen auf dem heiligen Tempelberg in Brand. Als Sabinius von aufgebrachten Juden belagert wird, muss ihm Varus zu Hilfe eilen. Mit zwei Legionen zieht er nach Jerusalem und nimmt die Belagerer gefangen. An den Rädelsführern statuiert Varus ein Exempel: 2000 Juden werden ans Kreuz geschlagen - eine damals gängige, grausame Praxis, mit der Rom schwere Verbrechen wie Hochverrat ahndet.
Ferse mit Kreuzigungsnagel
Unter den Gekreuzigten ist vielleicht auch der genannte Yehohanan. Sein Fersenbein ist von einem schweren Eisennagel durchbohrt, an dem sich noch Reste vom Holz des Kreuzes befinden. Israelische Archäologen fanden es in einer Knochenkiste mit seinem Namen. Sie wurde in einer Höhle bei Jerusalem beigesetzt, die etwa von 50 v. Chr. bis 50 n. Chr. als Ruhestätte diente. Während dieser Zeit kommt es in Judäa zweimal zu Massenhinrichtungen: nach einer Revolte gegen die römische Besteuerungspraxis im Jahr 7 n. Chr. und eben nach den Unruhen, die Varus niederschlug.
Allen grausamen Methoden zum Trotz erweist sich Varus aus römischer Perspektive als erfolgreicher Krisenmanager im Osten: Mit energischem Handeln wahrt er die Interessen des Imperiums und empfiehlt sich somit für weitere Aufgaben. Einige Jahre später wird er den Oberbefehl in Germanien übernehmen.
Achtung Redaktionen:
Termin für die Eröffnungspressekonferenz des Ausstellungsprojektes ¿Imperium Konflikt Mythos¿ ist der 14. Mai, 11 Uhr, in der Seestadthalle in Haltern am See.
Seestadthalle
Lippspieker 25
45721 Haltern am See
LWL-Römermuseum
Weseler Straße 100
45721 Haltern am See
Öffnungszeiten (ab 17. Mai)
Dienstag bis Freitag: 9 bis 18 Uhr
Samstag: 10 bis 20 Uhr
Sonntag: 10 bis 18 Uhr
Bis zur Eröffnung der Ausstellung ist das LWL-Römermuseum geschlossen.
Eintrittspreise
Erwachsene: 9 Euro
Familien: 20 Euro
Schüler: 2 Euro
Ermäßigungsberechtigte: 6 Euro
Gruppen: 7 Euro pro Person (zzgl. Führungsgebühr)
http://www.imperium-konflikt-mythos.de
Pressekontakt:
Frank Tafertshofer und Martin Holzhause, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0
zur Druckansicht dieser Seite
zu den aktuellen Presse-Infos