Mitteilung vom 30.03.09
Presse-Infos | Kultur
IMPERIUM: Machtinstrument Ehe
LWL-Römermuseum stellt die Heirats- und Nachfolgepolitik des Augustus dar
Haltern am See (lwl). Unter Kaiser Augustus befand sich das Römische Reich vor 2000 Jahren auf dem Höhepunkt seiner Macht. Den Aufstieg Roms zur Weltmacht, die über den gesamten Mittelmeerraum herrschte, zeigt das LWL-Römermuseum in Haltern am See in der neuen Ausstellung ¿Imperium¿ (16.5.-11.10.). Die Schau des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ist Teil des Ausstellungsprojektes ¿Imperium Konflikt Mythos. 2000 Jahre Varusschlacht¿. Sie beleuchtet die politischen Leistungen des Augustus und die kulturelle Blüte seines ¿Goldenen Zeitalters¿. Vom Verlierer der Schlacht im Teutoburger Wald zeichnet die Ausstellung ein Bild, das mit dem verbreiteten Versager-Image des Publius Quinctilius Varus aufräumt.
Einige der mehr als 300 hochkarätigen Exponate stellt der LWL in einer Serie vor:
Schwiegersohn Varus
Noch am Tag ihrer Geburt hat sich Julias Vater von ihrer Mutter geschieden, heißt es beim römischen Geschichtsschreiber Cassius Dio. Julia ist das einzige leibliche Kind von Augustus; sie ist zugleich Tochter und Instrument der kaiserlichen Machtpolitik.
Unter den Bürgern im antiken Rom gehört es zu den gesellschaftlichen Gepflogenheiten, dass das Familienoberhaupt die eigenen Angehörigen verheiratet. Augustus benutzt diese Tradition als ein Werkzeug, um die errungene Stellung seiner Familie zu sichern. Rigoros veranlasst er Scheidungen und Hochzeiten mit dem Ziel, einen Nachfolger aus dem Kreis der eigenen Familie bestimmen zu können. Zudem bindet Augustus Vertreter der Oberschicht, die ihm wohlgesonnen sind, auf diese Weise an sich.
Zu ihnen zählt auch Publius Quinctilius Varus. Er heiratet erst eine Tochter des Agrippa, dem engsten politischen Berater des Kaisers, und im Jahr 7 n. Chr. eine Großnichte des Augustus. Von der ersten Ehe berichtet uns heute ein Fragment der Leichenrede, die der Imperator zu Ehren seines Freundes Agrippa im Jahr 12 v. Chr. gehalten hat. Dort wird Varus als Schwiegersohn von Agrippa benannt.
Verlobung in frühester Kindheit
Julia nimmt zu ihrem Unglück in der Hochzeits- und Nachfolgepolitik ihres Vaters die zentrale Rolle ein. Schon als Kleinkind ist sie mit dem Sohn eines Verbündeten verlobt. Im Alter von 14 Jahren heiratet sie ihren 17-jährigen Cousin Marcellus. Nach dessen Tod zwingt Augustus sie zu einer Ehe mit Agrippa, der sich dafür von seiner Frau scheiden lassen muss. Mit dem 25 Jahre älteren Mann bekommt Julia fünf Kinder.
Doch auch Agrippa, der zweite Mann im Staat, stirbt. Augustus vermählt seine Tochter deshalb 11 v. Chr. mit seinem Stiefsohn Tiberius. Beide bekommen einen Sohn, der aber früh stirbt. Auf ihre Ehe spielt vermutlich der so genannte Hochzeitsbecher aus Xanten an. Auf ihm ist die Vermählung von Jason, ein Held der griechischen Sagenwelt, mit der korinthischen Königstochter Kreusa zu sehen. Für Jason ist es ¿ wie auch für Tiberius ¿ die zweite Ehe.
Verstoß gegen die Sitten
Die erzwungene Verbindung nehmen Julia und Tiberius widerwillig hin. Möglicherweise auch durch das skrupellose Verhalten des Vaters bedingt hat die Tochter des Kaisers Affären. Bereits während der Ehe mit Agrippa soll die öfter als leichtlebig beschriebene Frau zu mehreren Männern ein Verhältnis gehabt haben, schreibt der Historiker Tacitus. Auch in die Verschwörungspläne eines Liebhabers gegen Augustus soll sie eingeweiht gewesen sein. Der Kaiser klagt seine Tochter 2 v. Chr. vor dem Senat an. Wegen des Verstoßes gegen die neuen Sittengesetze wird Julia aus Rom verbannt. Die gleiche Strafe ereilt einige ihrer Liebhaber, mindestens einer wird hingerichtet.
Julia stirbt Jahre danach im Exil. Die Beisetzung im Familienmausoleum hatte Augustus verhindert. Nach dem Tod des Herrschers am 19. August 14 n. Chr. tritt Tiberius dessen Erbe an. Ausgustus¿ skrupellose Heirats- und Nachfolgepolitik ist damit gescheitert. Alle von ihm favorisierten Nachfolger sind vor ihm gestorben. Mit Tiberius wird sein Stiefsohn ¿ das leibliche Kind seiner dritten Frau Livia ¿ sein Nachfolger. Livia war 51 Jahre lang mit Augustus (früher Octavian) verheiratet. Ein Kind bekamen sie aber nicht.
Achtung Redaktionen:
Termin für die Eröffnungspressekonferenz des Ausstellungsprojektes ¿Imperium Konflikt Mythos¿ ist der 14. Mai, 11 Uhr, in der Seestadthalle in Haltern am See.
Seestadthalle
Lippspieker 25
45721 Haltern am See
LWL-Römermuseum
Weseler Straße 100
45721 Haltern am See
Öffnungszeiten (ab 17. Mai)
Dienstag bis Freitag: 9 bis 18 Uhr
Samstag: 10 bis 20 Uhr
Sonntag: 10 bis 18 Uhr
Bis zur Eröffnung der Ausstellung ist das LWL-Römermuseum geschlossen.
Eintrittspreise
Erwachsene: 9 Euro
Familien: 20 Euro
Schüler: 2 Euro
Ermäßigungsberechtigte: 6 Euro
Gruppen: 7 Euro pro Person (zzgl. Führungsgebühr)
http://www.imperium-konflikt-mythos.de
Pressekontakt:
Frank Tafertshofer und Martin Holzhause, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0
zur Druckansicht dieser Seite
zu den aktuellen Presse-Infos