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Mitteilung vom 30.01.09

Presse-Infos | Jugend und Schule

Oer-Erkenschwick will ¿Problem-Eltern¿ belohnen, die ihre Kinder in die Schule schicken

LWL-Jugenddezernent hält nichts von diesem Projekt

Die Stadt Oer-Erkenschwick plant ein Bonussystem für Problemfamilien. Die Eltern sollen Sachgeschenke im Wert von bis zu 100 Euro erhalten, wenn sie ihre Kinder regelmäßig und pünktlich mit einem Frühstück in die Schule schicken. Dafür hat die Stadt einen Förderantrag beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) gestellt, der die entsprechenden Landesmittel verwaltet. Im Interview bezieht LWL-Jugenddezernent Hans Meyer Stellung.

Herr Meyer, was halten Sie von dem Vorschlag des Jugendamtes der Stadt Oer-Erkenschwick, Eltern durch Sachleistungen dazu zu motivieren, ihre Kinder in die Schule zu schicken?

Hans Meyer: Nichts!

Warum?

Hans Meyer: Die Kinder haben ein im Grundgesetz verankertes Recht auf Bildung, also einen Anspruch darauf, zur Schule gehen zu dürfen. Parallel dazu haben Eltern die Pflicht, diesen Anspruch zu fördern und umzusetzen. Das geplante Bonussystem verwässert diese Rechte und Pflichten und erweckt den Anschein der Beliebigkeit von Kinderrechten und Elternpflichten.
Im Übrigen halte ich ein solches Bonussystem für ein verheerendes Signal für alle Familien, die ihren Verpflichtungen nachkommen und den Anspruch der Kinder selbstverständlich erfüllen.

Es gibt aber doch auch in anderen Bereichen Anreizsysteme, etwa bei der Gesundheitsvorsorge oder in der Drogentherapie, warum also nicht auch hier?

Hans Meyer: Diese Beispiele sind nicht vergleichbar. Bei den genannten Fällen geht es um Teilnahme an Maßnahmen, zu denen man nicht gesetzlich verpflichtet ist, sondern an denen man freiwillig teilnehmen kann. Anreize sind daher in diesem Bereich sinnvoll und richtig.
Hier geht es allerdings nicht um Freiwilligkeit, sondern darum, dass die Eltern ihre Pflichten erfüllen, damit die Kinder ihr Recht auf Bildung wahrnehmen können.

Sie halten daher den Antrag der Stadt Oer-Erkenschwick für nicht förderfähig?

Hans Meyer: Soweit die Eltern mit Bonuspunkten dazu gebracht werden sollen, die Schulpflicht ihrer Kinder zu erfüllen, nein.
Der Fairness halber muss man allerdings feststellen, dass der Antrag auch noch andere Komponenten enthält, etwa Bonuspunkte für die Teilnahme der Eltern an freiwilligen Maßnahmen wie etwa Elternkompetenzkurse. Dies halte ich für durchaus überlegenswert, wenn man anders an diesen Personenkreis nicht mehr herankommt. Ziel muss es sein, die Eltern dauerhaft zu befähigen, ihren Kindern die Zugänge zu einer vernünftigen Bildung zu ermöglichen und dies sicherzustellen.
Das Motto muss lauten: Starke Eltern = starke Kinder



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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