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Mitteilung vom 10.09.08

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LWL zeichnet seltenen Altaraufsatz aus Welver-Schwefe als Denkmal des Monats aus

Patenschaften ermöglichen dringende Restaurierung

Bewertung:

Welver-Schwefe (lwl). Nach fast 500 Jahren platzte die Farbe an vielen Stellen des Altaraufsatzes in der evangelischen Pfarrkirche in Welver-Schwefe (Kreis Soest) von den plastischen Figuren ab. Nur eine 20.000 Euro teure Restaurierung konnte die alte Farbfassung retten. Um das nötige Geld aufzubringen, war die Gemeinde kreativ: Sie vergab Patenschaften für einzelne Figuren oder Figurengruppen. So kam über die Hälfte des benötigten Geldes zusammen. Weitere Spenden, unter anderem von der Stiftung Kirchliche Baudenkmäler, machten die Restaurierung schließlich möglich. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zeichnete den Altaraufsatz jetzt als Denkmal des Monats September aus.

¿Besser als durch die erfolgreiche Patenschaftsaktion kann man die Wertschätzung für den Altaraufsatz wohl kaum ausdrücken¿, freut sich LWL-Denkmalpfleger Dr. Dirk Strohmann über die gelungene Rettungsaktion.

Der Altaraufsatz stammt aus der Vorgängerkirche des 1706 in wesentlichen Teilen neu an den alten romanischen Kirchenturm angebauten Gotteshauses. Strohmann geht davon aus, dass der Altaraufsatz in der Zeit zwischen 1520 und 1530 kurz vor der Reformation in Schwefe in die Kirche kam. ¿Bemerkenswert harmonisch fügt sich die Bilderwand des Altars, stilistisch im Übergang von der Spätgotik zur Renaissance, in die ansonsten barocke Ausstattung ein. Seit damals hat sich der Raumeindruck kaum verändert, was ihn als historisches Zeugnis so überzeugend macht¿, so Strohmann.
40 Jahre nach der letzten Restaurierung des Passionsaltars zeigten sich vor allem am geschnitzten Mittelschrein mit seinen zahlreichen, farbig bemalten Figurengruppen wieder umfangreiche Schäden. Die Farbe warf Blasen und drohte abzuplatzen, was an einigen Stellen auch schon passierte. Restauratorin Brigitte Vöhringer vom LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen entwickelte das Konservierungskonzept und beriet die Restauratorin Monika Voss-Raker aus Werl bei der Restaurierung. Dazu gehörte es, die lose Malschicht zu festigen, die zum Teil sehr hartnäckige Verschmutzung des Altares zu entfernen und bereits abgeplatzte Farbstellen zu ergänzen.

Hintergrund:
Als westfälische Antwort auf den Kunstimport aus Antwerpen ist der Schwefer Altaraufsatz auch kunsthistorisch von besonderem Interesse. In einer vermutlich sauerländischen Bildschnitzerwerkstatt hergestellt, lehnt er sich stark an den formalen Aufbau und die Gestaltungselemente der Antwerpener Schnitzaltäre an, die um 1520 in ganz Europa in Mode waren. Auch in Westfalen haben sich Exemplare unter anderem in Dortmund, Schwerte (Kreis Unna) und Soest erhalten. ¿Die fremden Impulse sind in Schwefe unverkennbar, werden aber in einer einfacheren, ungekünstelten, mitunter auch derben Bildsprache vorgetragen. Im Kreise der anderen Altäre aus dieser Werkstatt in Deilinghofen, Werdohl und Herscheid (heute im Burgmuseum Altena) ist der Schwefer Altar nicht nur der größte, sondern auch der am ursprünglichsten erhaltene. Durch die sorgfältige jüngste Konservierung bleibt gerade dieses Qualitätsmerkmal des Altars für die Zukunft bewahrt¿, betont Strohmann die Besonderheit des Altaraufsatzes aus Schwefe.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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