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Mitteilung vom 01.09.08

Presse-Infos | Kultur

Bildhauerin Elisabet Ney

Salon ¿Frauenbilder¿ im LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall

Bewertung:

Witten (lwl). ¿Sie ist weder Frau noch Mädchen, sondern eine Künstlerin, und damit ist alles gesagt,¿ schrieb der Chemiker Justus von Liebig 1870 über Elisabet Ney. Die Bildhauerin steht im Mittelpunkt des nächsten Salons ¿Frauenbilder¿, zu dem der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Donnerstag, 11. September, von 18 bis 20 Uhr in sein Industriemuseum Zeche Nachtigall in Witten einlädt.

Elisabet Ney war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Kunstwelt des 19. Jahrhunderts und in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung. Sie gehörte zu den ersten Frauen in Deutschland, die zu einem Studium an einer Kunstakademie zugelassen wurden, die international erfolgreich war und von ihrer Bildhauerkunst leben wollte und konnte.

Vorgestellt wird Elisabet Ney von Dr. Barbara Rommé, Direktorin des Stadtmuseums Münster. 2008 hat sie die erste Retrospektive zu der in Münster geborenen Bildhauerin ausgerichtet und mit einem interdisziplinären Autorenteam den umfangreichen Katalog ¿Herrin ihrer Kunst - Elisabet Ney - Bildhauerin in Europa und Amerika¿ zu Leben und Werk vorgelegt. Begleitet wird die Museumsleiterin von Katharina Tiemann vom LWL-Archivamt in Münster, die ebenfalls am Katalog mitwirkte und aus den Briefen von Elisabet Ney lesen wird.

Elisabet Ney (1833-1907)

Elisabet Ney entstammte einer alten Steinmetzfamilie und wurde als Tochter eines Bildhauers und einer Magd geboren. Sie war seit Kindertagen mit der Bildhauerei vertraut und liebte diese künstlerische Tätigkeit. Nach dem Volksschulbesuch und einer soliden bildhauerischen Ausbildung in der Werkstatt ihres Vaters verließ sie mit 19 Jahren ihre Heimatstadt und setzte als eine der ersten Frauen in Deutschland den Zugang zur Kunstakademie München durch. Nach ihrer Ausbildung zog Ney nach Berlin, um dort als Schülerin in die Werkstatt des damals bekanntesten deutschen Bildhauers, Christian Rauch, einzutreten.

In einer Zeit, in der berufliche Karrieren von Frauen äußerst selten waren, gelang es Ney als eine der weltweit wenigen Bildhauerinnen von ihrer Kunst zu leben, obwohl Kreativität als rein männliche Eigenschaft galt. Zahlreiche berühmte Persönlichkeiten ließen sich von ihr porträtieren: der Philosoph Arthur Schopenhauer, Wissenschaftler wie Alexander von Humboldt und Justus von Liebig, aber auch Staatsmänner wie Otto von Bismarck oder auch der italienische Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi. Sogar die regierenden Könige Georg V. von Hannover und Ludwig II. von Bayern saßen Elisabet Ney Modell. Mit großer Intensität setzte sie sich in stundenlangen Sitzungen mit den Charaktereigenschaften der Porträtierten auseinander und hielt diese auf einzigartige Weise in lebendigen Porträts fest.

Durch eine für Frauen des 19. Jahrhunderts außergewöhnliche Kurzhaarfrisur und selbst entworfene, später auch weit fallende Kleidung ohne Korsett inszenierte sie sich zu einer auffallenden Künstlerpersönlichkeit. Sie verzichtete bewusst auf das ¿h¿ in ihrem damals sehr häufig vorkommenden Vornamen Elisabeth, um sich auch auf diese Weise abzuheben. Ihre Heirat mit dem Arzt und Forscher Edmund Montgomery hielt sie bis an ihr Lebensende geheim, da sie ihre Unabhängigkeit nicht beeinträchtigen wollte und als ¿Fräulein¿ im damaligen Rechtssystem mehr Freiheiten besaß.

1871 ging sie mit ihrem Mann nach Georgia/USA. Hier wurden kurz nacheinander ihre beiden Söhne geboren, von denen der eine schon als Zweijähriger starb. Elisabet Ney eroberte sich auch in den USA einen festen Platz in der Kunstszene. Ihre populärsten Marmorarbeiten waren das Grabmal für General Albert Sidney Johnston sowie die Standfigur ¿Lady Macbeth¿. Sogar im amerikanischen Parlamentsgebäude, dem Kapitol in Washington D.C., sind noch heute zwei Statuen zu sehen.

Salon ¿Frauenbilder¿

Die Veranstaltungsreihe des LWL-Industriemuseums Zeche Nachtigall ist ein spezielles Angebot insbesondere ¿ aber nicht ausschließlich ¿ für Besucherinnen. Vorgestellt werden Frauen des Industriezeitalters. In der Atmosphäre eines Café-Salons werden Kurzvorträge, Lesungen, Bilder, Literatur ¿ oder auch Kochrezepte ¿ angeboten. Das Gehörte und Gesehene soll Anregungen für einen entspannten Gedanken- und Informationsaustausch bieten. Getränke und Gebäck sowie passende Musik runden das Erlebnis ab. Eine Anmeldung zu der Veranstaltung ist nicht erforderlich. Der Eintritt ist frei.



Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Tel. 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




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