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Mitteilung vom 29.07.08

Presse-Infos | Kultur

Poesie des Stillstands

Fotografien von Berthold Socha im LWL-Industriemuseum Zeche Hannover

Bewertung:

Bochum(lwl). Mächtige Rohre ragen in den Himmel, die abgeschnittenen Enden klaffen als offene Wunden. Wie ein freigelegtes Herz wirken die Reste des Hochofens des Schalker Vereins in Gelsenkirchen kurz vor dem Abriss. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert in der Ausstellung ¿Zwischenstand. Ruhrgebietsindustrie zwischen Abriss und Denkmal¿ ab Samstag, 2. August, in seinem Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum mehr als 50 großformatige Fotografien von Berthold Socha. Sie zeigen den stillgelegten Schalker Gruben- und Hüttenverein, die Gelsenkirchener Zeche Wilhelmine Victoria und die Zeche Hannover.
Die Ausstellung führt in das Ruhrgebiet der frühen 1980er Jahre: Die traditionelle Schwerindustrie ist auf dem Rückzug. Eisenhütten, Kokereien und Zechen liegen brach und warten auf den Abriss: Eine Region im Übergang. Der Fotograf Berthold Socha aus Münster hielt den Zwischenstand der Industriegelände im nördlichen Ruhrgebiet in den Jahren 1982 bis 1985 bei seinen fotografischen Erkundungen fest. Dabei ging es Socha in erster Linie nicht um die bloße Dokumentation der Anlagen und Gebäude, sondern um die bewusste Gestaltung von Blicken und Perspektiven.
Fenster und verlassene Orte sind die Themen von Sochas fotografischen Arbeiten. Orte, an denen zuvor viele hundert Menschen arbeiteten, stehen leer, Fenster sind zerbrochen oder zugemauert, Mauern verfallen. In den Fotografien zeigt sich ein Reichtum an Formen und Strukturen, der den Orten auch in der Abbruchphase Würde verleiht.
"Wichtig war es, nicht gedrängt zu arbeiten, sich Zeit zu lassen und sich auf die Orte im Moment großer Veränderung einzulassen. Dadurch hat sich ein Reichtum an Formen und Motiven ergeben. Ziel war es, zu zeigen, dass es möglich ist, mit Grandezza alt zu werden", erinnert sich der Fotograf Berthold Socha.
Von den Industriebauten, die in der Ausstellung gezeigt werden, ind heute nur noch wenige Spuren erhalten. Auf dem Gelände der Zeche Wilhelmine Victoria haben sich in den letzten Jahren einige Gewerbebetriebe angesiedelt. Vor Ort erhalten blieb nur die ehemalige Waschkaue, die heute ein Kultur- und Veranstaltungszentrum beherbergt. Das Fördergerüst von Schacht 4 und die Schachthalle wurden demontiert und ergänzen heute den Denkmalbestand der Zeche Zollern in Dortmund. Der Malakowturm und die Maschinenhalle der Zeche Hannover in Bochum dagegen hat der LWL als Industriedenkmal am authentischen Ort erhalten und restauriert. Sie bilden den Kern des LWL-Industriemuseums Zeche Hannover.
Die Anlagen der Eisenhütte Schalker Verein wurden 1985 bis auf die Erzbunker und das Schalthaus abgerissen. Jahrelang lag das Gelände brach. Erst in diesem Frühjahr begann mit der Errichtung eines Solarkraftwerks auf den alten Erzbunker eine neue Zukunft für das Gelände. In den kommenden Jahren soll dort ein Gewerbe-, Wohn- und Freizeitpark entstehen.
¿Die Ausstellung präsentiert nicht nur faszinierende Blicke auf die Industrieanlage zwischen Abriss und Denkmal. Sie zeigt auch, dass eine neue Nutzung viel Zeit und Energie kosten kann ¿ und dass sich die Mühe lohnt¿, erklärte Museumsleiter Dietmar Osses bei der Vorstellung der Fotoausstellung.
Zur Eröffnung der Ausstellung am Freitag, 31. Juli, um 19 Uhr lädt das Museum Interessierte Besucher herzlich ein. Der Eintritt ist frei.


Begleitprogramm

Für die Ausstellung hat das Museum ein Begleitprogramm zusammen gestellt. Der Fotograf Berthold Socha bietet ein Werkstattgespräch zur Ausstellung (So, 10.8., 16¿18 Uhr) und einen Bildvortrag über 30 Jahre fotografischen Schaffens (Do, 11.9., 18¿20 Uhr) an. Speziell an Familien und Kinder richten sich die Foto-Workshops des Museums (So, 31.8., 16¿18 Uhr und Do, 2.10., 16¿17 Uhr). Hier können Alt und Jung unter Anleitung das Industriedenkmal mit der Kamera erkunden. Die Ergebnisse werden in der Ausstellung gezeigt.

Kurzinformation zu Berthold Socha

Berthold Socha ist Gründungsmitglied der Friedrich-Hundt-Gesellschaft e.V. - Verein zur Förderung der Fotografie in Münster. 2002 wurde er in die Deutsche Gesellschaft für Photografie (DGPh) berufen. In Narvik und Tokio wurde er für besondere fotografische Leistungen ausgezeichnet. Sochas Arbeiten wurden bereits in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Westfalen und Norddeutschland sowie bei internationalen Wettbewerben präsentiert.

Zwischenstand.

Ruhrgebietsindustrie zwischen Abriss und Denkmal.
Fotografien von Berthold Socha (DGPh)
2. August bis 19. Oktober 2008

LWL-Industriemuseum Zeche Hannover
Günnigfelder Straße 251 · 44793 Bochum-Hordel
Öffnungszeiten: Mi-Sa 14¿18 Uhr, So 11¿18 Uhr



Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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