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Mitteilung vom 19.06.08

Presse-Infos | Kultur

Den Himmel vor Augen

LWL-Landesmuseum für Klosterkultur zeigt ¿Kunst des rechten Sterbens¿

Bewertung:

Lichtenau-Dalheim (lwl). ¿Gut vorbereitet?¿¿ unter diesem Titel eröffnet das LWL-Landesmuseum für Klosterkultur in Dalheim (Kreis Paderborn) am Sonntag (22. Juni) eine Ausstellung über ¿Die Kunst des rechten Sterbens¿. Über 100 Exponate aus über 600 Jahren klösterlicher Kulturgeschichte erzählen bis zum 14. Februar 2009 vom historischen Umgang mit dem Tod und dem Sterben.

Erstmals rückt das Museum des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) dieses Thema in einer Ausstellung damit in den Kontext der Klöster. Es spannt den Bogen vom Mittelalter über die Barockzeit bis hin zu den klösterlichen Hospizen der Gegenwart.

Dabei verfolgt das Museum, das 2007 in einem ehemaligen Augustiner Chorherrenstift eröffnet wurde, das Thema konsequent: Sowohl in der Klosteranlage, als auch im museumspädagogischen Programm und beim Kulturfestival Dalheimer Sommer geht es um das Ende des Lebens.

600 Jahre klösterlicher Kulturgeschichte

¿Dank der Kooperation mit renommierten Museen aus ganz Deutschland und Österreich, mit Privatleuten, den Klöstern und Kirchengemeinden der Region konnten wir hochrangige Exponate für diese besondere Schau gewinnen¿, berichtet Museumsleiter Prof. Dr. Klaus Gereon Beuckers.

Zum Beispiel mit Totentanz-Grafiken aus dem 15. Jahrhundert, so genannten Tödlein, und barocken Trauergewändern aus der Begräbnisliturgie setzt die Ausstellung das anspruchsvolle Thema auf rund 300 Quadratmetern in Szene. Zusätzlich wird die spätgotische Dalheimer Klosterkirche als Ausstellungsraum miteinbezogen.

Acht Abteilungen führen die Besucher durch über 600 Jahre klösterliche Kulturgeschichte. Ausgehend von den traditionellen Jenseitsvorstellungen zwischen Himmel, Hölle und Fegefeuer reichen sie über die Schreckenserfahrungen der Pestwellen im 14. Jahrhundert hin zur Vergegenwärtigung des Todes durch so genannte Totentanzdarstellungen und ¿memento mori¿-Objekte. Es folgen seltene Einblicke in klösterliche Begräbnisrituale und in das Wirken heutiger, aus Klöstern entstandene Hospize.

¿Ars moriendi¿

Bei den historischen Betrachtungen immer im Fokus: Die ¿ars moriendi¿, lateinisch für ¿Die Kunst des rechten Sterbens¿. ¿Weil die Menschen des Mittelalters den Tod der Seele durch das Höllen-feuer weitaus mehr fürchteten als den des Leibes, entwickelten sie die Lehre vom rechten Sterben¿, erläutert Beuckers. Die Lehre äußerte sich in christlichen Bildern und Schriften, die Regeln und Gebote hervorbrachten, um sich für ¿Wohl und Wehe der Ewigkeit¿ zu wappnen. So formulierten sie eine regelrechte Anleitung dafür, der ewigen Verdammnis zu entrinnen und das eigene Seelenheil zu retten. Beuckers: ¿Gerade die Klöster und Ordensgemeinschaften waren an der Formierung dieser Vorstellungen stark beteiligt. Und so prägten sie die Art und Weise, wie heute mit dem Sterben umgegangen wird, maßgeblich vor.¿

Stundenuhr und Sensemann

Der erste Eindruck der ausgestellten Objekte wird von einer Bildsprache bestimmt, die für heutige Begriffe drastisch wirkt: Der Tod erscheint als Skelett und Sensemann. Er wird symbolisiert durch ablaufende Stundenuhren, verlöschende Kerzen, durch Totenschädel und gekreuzte Knochen. Er umarmt die Todgeweihten, zieht sie mit sich. Engel und Teufel kämpfen um ihre Seelen. ¿Unsere Exponate zeigen auf eindrucksvolle und faszinierende Weise, wie sich der Umgang mit dem Sterben im Kontext der Klöster über die Jahrhunderte gewandelt hat¿, erläutert Ausstellungskuratorin Elisabeth Bömken: ¿Im Mittelalter und auch noch im Barock war der Tod im Leben viel präsenter als heute. Viele der ausgestellten Stücke machten ihn im wahrsten Sinne begreifbar. Sie erinnerten die Menschen zu Lebzeiten an ihre Vergänglichkeit und mahnten zu einem guten, ehrbaren Leben.¿

Tabuthema Tod?

In einer Zeit, die ewige Jugend und Schönheit zu ihren Idealen erhebt und in der der Tod zunehmend aus dem öffentlichen Bewusstsein gerät, widmet sich das LWL-Landesmuseum für Klosterkultur im ehemaligen Augustiner Chorherrenstift Dalheim ganz bewusst dem ¿Tabuthema Tod¿. Als Ort, dessen Ruhe viele Menschen anzieht und der Raum bietet, sich diesem Thema auf angemessene aber auch unvoreingenommene Weise zu nähern, sei das Kloster Dalheim dafür bestens geeignet, meint Museumschef Beuckers.

Dabei beschränkt sich das Museum nicht allein auf die Ausstellungsfläche im Westflügel der Klosteranlage, sondern bezieht den Chorraum der spätgotischen Klosterkirche ebenso in die Ausstellungsdramaturgie ein wie den rekonstruierten barocken Konventgarten. Während in der Klosterkirche die Trauerfeier für einen Abt nach barockem Vorbild und mit originalen Objekten inszeniert wird, gedeihen im Konventgarten jene Pflanzen, mit denen man einst die Gefahren der tödlichen Pest vertreiben wollte.

Führungen durch die Sonderausstellung, durch den Konventgarten und die Klosteranlage können unter Telefon 05292 9319-225 oder auf Anfrage per E-Mail unter Tourist-dalheim@lwl.org gebucht werden.

Kulturfestival Dalheimer: ¿Zwischen Himmel und Hölle¿

Das Programm des Musik- und Theaterfestivals ¿Dalheimer Sommer¿ knüpft mit seinem Leitmotiv an die Sonderausstellung im LWL-Landesmuseum an. Im Bezug auf die (klösterliche) Vorbereitung auf das Jenseits nimmt der Dalheimer Sommer 2008 (3. August bis 7. September) das Terrain ¿Zwischen Himmel und Hölle¿ literarisch, musikalisch und in seiner Schauspielproduktion ¿Faust I ¿ Der Tragödie erster Teil¿ in den Blick.

Karten und Informationen für den Dalheimer Sommer können unter Telefon 05292 9319-224 angefordert werden.

Öffnungszeiten
Das LWL-Landesmuseum für Klosterkultur öffnet dienstags bis sonntags von 10¿18 Uhr, montags außer an Feiertagen geschlossen. Ganzjährig, außer 24., 25. und 31. Dezember geöffnet.

Eintrittspreise
Erwachsene 3,90 Euro,
ermäßigt 2,50 Euro,
Gruppen ab 16 Personen pro Person 3,10 Euro,
Kinder 1,00 Euro.

Programm zur Ausstellungseröffnung am Sonntag 22. Juni 2008

11.30 Uhr: Offizielle Eröffnung durch die Vorsitzende der LWL-Landschaftsversammlung Maria Seifert

12.30 Uhr: Beginn des Festprogramms

12.30-16.30 Uhr: Pesthauch und Blütenduft ¿ Stündlich öffentliche Führungen durch Sonderaus-stellung und Konventgarten

13-17 Uhr: Gut vorbereitet? Die Kunst des rechten Sterbens ¿ Stündlich öffentliche Führungen durch Sonderausstellung

12.30¿17 Uhr: Gegen die böse faule Pestilentzische lufft ¿ Kinderprogramm: Anfertigen von Duftkugeln und Riechkissen (Materialkosten 2 Euro pro Kind)

13 + 15 Uhr: Vom Gevatter Tod ¿ Ute Mandel erzählt Märchen (nicht nur) für Kinder

14 + 16 Uhr: Zwischen Himmel und Erde ¿ Konzerte des Soester Madrigalsyndikats

Der Eintritt zum Museum und allen Veranstaltungen ist am 22. Juni 2008 frei.



Pressekontakt:
Maria Tillmann, Telefon: 05292 9319-114, maria.tillmann@lwl.org und Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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