Mitteilung vom 18.06.08
Presse-Infos | Kultur
Kunstwerk des Monats Juni 2008: Das Hochhaus und seine Bewohner
LWL-Landesmuseum zeigt Tafelbild von Stephen Willats
Münster (lwl). Als Kunstwerk des Monats Juni präsentiert der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) im LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster die Arbeit ¿Wie ich entdecke, dass wir von anderen abhängig sind¿ (1979/1980) von Stephen Willats, die seit 2007 im Besitz des Museums ist. Die Arbeit zeigt einen Schwerpunkt in Willats Arbeiten: modernistische Hochhaussiedlungen und die Beziehungen der Bewohner zur Architektur.
Stephen Willats (*1943 in London) ist mit seinen Werken als ¿Stadt-, Gesellschafts- und Kommunikationsforscher¿ bekannt. Er startete seine künstlerische Biografie Ende der 50er Jahre als Autodidakt. Bis 1963 entstanden 20 Gemälde, danach arbeitete er vor allem im Medium der Zeichnung, der Fotografie, des Films und mittels Modellen. Willats versteht sich als ¿conceptual designer¿. Bis vor wenigen Tagen war im LWL-Landesmuseum eine Ausstellung mit Werken von Stephen Willats zu sehen.
¿Stephen Willats legt den Besuchern seine spezifische Position einer künstlerisch-forschenden Auseinandersetzung mit den Lebensräumen unserer Städte offen¿, so Kuratorin Dr. Brigitte Franzen. Besondere Bedeutung haben für ihn dabei Zeichen, Kommunikationscodes und seine Beobachtungen räumlicher und zwischenmenschlicher Beziehungen. Ergebnis dieser künstlerischen Forschung sind bei Willats oft Tafelbilder, die Diagrammen gleichen: Symbole, Texte, Piktogramme und Fotografien stellen Bezüge her, die der Künstler nach intensiver Recherche herausgearbeitet hat. Ihre Oberflächen beziehen sich auf grafisches und ornamentales Design. Mit ihrer Farbigkeit setzen sie einen Kontrast zur Lebenswirklichkeit der Siedlungen.
Obwohl das Stadtbild Münsters kaum mit Hochhaussiedlungen nach Willats Vorstellung assoziiert wird, liegt genau hier ein Ausgangspunkt der Künstlerkarriere des Londoners. Im Jahr 1974 fand in Münster seine erste internationale Einzelausstellung statt. Die von Gerald Just gegründete und heute nicht mehr existierende Galerie December zeigte damals seine Ausstellung ¿Life Codes and Behaviour Parameters¿ (Zeichen des Lebens und Parameter des Verhaltens).
In diese Phase fällt auch sein 1979 im Rahmen eines Künstlerstipendiums des Deutschen Akade-mischen Austauschdienstes (DAAD) geförderter Aufenthalt in West-Berlin.
Die Stadt bot ihm ein optimales Untersuchungsfeld für die Ergründung der Gegensätze zwischen Dichte und Anonymität, vorgegebenem Lebensumfeld und Möglichkeiten menschlicher Einflussnahme. Willats definierte ¿4 Inseln¿: Gropiusstadt, Schrebergartenkolonie, Innenstadt und Märkisches Viertel. Ihnen ordnete er vier Zustände zu: Isolation (Gropiusstadt), Flucht (Schrebergarten), Untätigkeit (Innenstadt) und Abhängigkeit (Märkisches Viertel), die wiederum durch vier Personen und ihr konkretes Lebensumfeld repräsentiert wurden. Das im LWL-Landesmuseum ausgestellte ¿Hoffmann-Piece¿ leitet seinen Namen von Hausmeister Arno Hoffmann ab, den Willats im Märkischen Viertel kennen lernte. ¿Da ich niemanden hier kannte, dachte ich, es sei das Beste, den Hausmeister dieser Gebäude ausfindig zu machen. Und durch Zufall, und das war gewissermaßen Glück, habe ich Herrn Hoffmann gefunden. Ich hätte auch jemanden ganz anderen finden können¿, so Willats. Durch Gespräche und Beobachtungen verschaffte er sich Einblicke in die Welt der Siedlungsbewohner und erlebte ihren Alltag. Ein Gefühl von sozialer Abhängigkeit, das der Künstler hierbei als besonders markant empfand, bringt er mit dem ¿Hoffmann-Piece¿ zum Ausdruck.
Pressekontakt:
Claudia Miklis, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Telefon: 0251 5907-168 und Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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