Mitteilung vom 07.05.08
Presse-Infos | Kultur
Erinnerungsstücke an jüdische Familie Uhlmann aus Ovenhausen:
LWL-Freilichtmuseum Detmold erhält Kaffeeservice und Wandbild
Detmold (lwl). Seit September 2007 können Besucher im LWL-Freilichtmuseum Detmold im Haus Uhlmann aus Ovenhausen (Kreis Höxter), das im Paderborner Dorf des Museums wieder aufgebaut wurde, das Leben einer jüdischen Familie auf dem Land in den frühen 1930er Jahren kennen lernen. Jetzt fanden wertvolle Familienerbstücke ihren Weg ins Museum des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL): Martina Bömelburg, geb. Voß, übergab dem Museum ein wertvolles Teeservice aus Porzellan, das ihre Mutter Johanna Voß um 1940 von Helene Uhlmann geschenkt bekommen hatte.
Martina Bömelburg erinnert sich, dass ihre inzwischen verstorbene Mutter davon erzählte, wie sie für die jüdische Familie Uhlmann am Sabbat das Feuer im Herd entzündete, weil diese Tätigkeit gegen das jüdische Sabbatgebot verstieß. Aus solchen nachbarschaftlichen Hilfeleistungen auf Gegenseitigkeit, die auch von anderen Nachbarn in Ovenhausen berichtet wird, waren Freundschaften zwischen christlichen und jüdischen Nachbarn im Dorf entstanden, die später in der Zeit des Nationalsozialismus zerstört wurden.
Im Dezember 1941 wurde die jüdische Familie Uhlmann im Zuge der nationalsozialistischen Judenverfolgung nach Riga deportiert und später ermordet; ihr Besitz wurde versteigert und in alle Winde zerstreut. Zuvor hatte Helene Uhlmann das Teeservice an ihre Nachbarin verschenkt und Johanna Voß hat es zeitlebens ¿in Ehren gehalten¿. Von 1943 bis 1954 wurde das frühere Haus Uhlmann in Ovenhausen von der Familie Voß bewohnt; Martina Bömelburg und mehrere ihrer Geschwister wurden in diesem Haus geboren.
Franz Voß, der ebenfalls im früheren Haus Uhlmann geboren wurde, stiftete noch ein historisches Wandbild, das ebenfalls aus dem früheren Besitz der Familie Uhlmann stammt und oben im Flur des Hauses gehangen hatte. Es handelt sich um einen alten Druck nach einem Ölbild des Münchner Malers Franz v. Defregger, ein im 19. Jahrhundert beliebtes Wandschmuckmotiv. Das Bild wird im Museum an seinen alten Platz im Obergeschoss des Hauses Uhlmann zurückkehren.
¿Das Porzellanservice und das Wandbild sind für das Freilichtmuseum von größtem Wert, handelt es sich doch um äußerst seltene originale Erinnerungsstücke aus dem früheren Besitz der jüdischen Familie Uhlmann¿, freute sich LWL-Wissenschaftler Dr. Heinrich Stiewe, der die Stücke dankbar entgegen nahm. Sie werden in dem wiederaufgebauten Haus Uhlmann im Museum einen Ehrenplatz erhalten.
Pressekontakt:
Kathrin Wißmach, LWL-Freilichtmuseum Detmold, Telefon. 05231 706-110 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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